Diplomarbeit von Ernst Maissen als
Grundlage im Vergleich
Link zur Surselva
http://www.visiun-porta-alpina.ch/website_neu/links.php
Links |
Alptransit |
http://www.alptransit.ch
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Bundesamt für Verkehr |
Im Gegensatz zum Unterland>>> Bundesamt für Verkehr |
http://www.bav.admin.ch |
Raumplanungsamt Graubünden |
Gemeindeverband Surselva |
http://www.gvsurselva.ch |
Gallerie 57/34 (Pro Helvetia) |
http://www.gallerie-ph.ch/
|
Amt für Verkehr und Wirtschaft Graubünden |
http://www.bvfd.gr.ch/ |
Graubünden Tourismus |
http://www.graubuenden.ch |
Portal für die Surselva |
http://www.icsurselva.ch |
>>> kontakt Bahnhofstrasse 31 Postfach
203 7130 ilanz Tel. 081 936 03 75
Graubündner Kantonalbank 7130 Ilanz
CK 370.015.10 |
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iblio.unizh.ch/ALEPH/-/ext-find?base=ids+zh+universitaet&find=WRD%3D%28maissen%29
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W I R
T S C H
A F T U N D S I E D E L U N G E N D E R
C A D I
Unter besonderer Berücksichtigung der Gemeinden Somvix und Trun
D I P L O M A R B E I T
Entstanden unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. H. Boesch
Von Ernst Maissen, von Somvix GR
Geographisches Institut der
Universität Zürich Oktober 1967
Einleitung
Methodisches
und Ziel der Untersuchung
I
Die Surselva (Bündner Oberland)
II. Die Cadi (Bezirk Vorderrhein)
1.
Kurze Beschreibung des Landschaftsraumes
III. Naturgeographie der Cadi
1. Geologie
11. Tektonik
und Gesteine
12. Die
Verwertung der Gesteine+
13.
Mineralquellen
14. NEAT
2. Morphologie
3. Klima
31.
Die Beobachtungsstationen
32. Die
Auswertung der Messreihen
321.
Die Niederschläge
322.
Die Temperaturverhältnisse
323.
Mittelwerte der Sonnenscheindauer für Disentis
324. Bewölkung und Nebel
325.
Die Windverhältnisse
326. Zusammenfassung
33. Andere Untersuchungen zum Klima des Vorderrheintales
4.
Vegetation
41. Einleitung
42. Vertikale Gliederung der ursprünglichen
Vegetation
43. Die Vegetation der Kulturlandschaft
46.Die
Landnutzung
461. Die Landnutzung nach der
Methode des eidgenössischen
landwirtschaftlichen Produktionskatasters
462. Methodik und Durchführung
der Landnutzungsaufnahme für das Areal
der Gemeinde
Somvix
5. Gelände und Boden
51. Die Gefährdungsmomente in den Gemeinden
Somvix und Trun als Folge des
Eingriffes in die
Naturlandschaft
52. Elementarschadengefahr
IV
Siedlungen
und Bevölkerung in der Cadi
1. Zur Siedlungsgeschichte der Cadi
11. Die
Anfänge der Besiedelung
12. Die
Einwanderung der Walser in den
romanischen
Siedlungsraum
13. Die
Siedlungslandschaft im 17.Jahrhundert
2. Die Veränderungen der Siedlungsgrenzen
3. Die Siedlungs- und Nutzungszonen am Beispiel der
Gemeinde Somvix
4. Die Siedlungselemente
41. Die
Höfe
42.
Weiler und Dörfer
43. Das
Wohnhaus
44. Die
Wirtschaftsgebäude
5. Die Ferienhaussiedelung als künftiges Element der
Siedlungslandschaft
6. Die Bevölkerung
61. Die
Bevölkerungsentwicklung
611. Die
Bevölkerungszunahme
612. Der
Geburtenüberschuss
613. Die
Wanderungsbilanz
614. Der
Altersaufbau der Bevölkerung
615.
Wohnbevölkerung nach Erwerbstätigkeit
616. Wohnbevölkerung
nach Heimatzugehörigkeit
52. Bevölkerung und
Sprache.
. V.
Wirtschaft der Cadi
1.
Die Gliederung nach Sektoren
2. Die Entwicklung des Wirtschaftslebens
21. Von den Anfängen bis zum Zusammenbruch
des Grauen Bundes
22, Die Entwicklung der Wirtschaft bis zur
Gegenwart
3. Die Landwirtschaft der Cadi
31. Beschreibung nach
eidgenössischen Statistiken
32. Betriebsgrundlage der
Wiesen-Alpbetriebe nach den Buch
haltungsergebnissen
ergebnissen
des schweizerischen Bauernsekretariates
4..
Die
Landwirtschaft der Gemeinde Somvix
4.1 Die Gemeinde
411. Geographische Lage und Grenzen der
Gemeinde Somvix
412.
Uebersicht über das Gemeindegebiet
413.
Verkehrslage
414.
Bevölkerungsentwicklung
415.
Wirtschaftliche Verhältnisse der Gemeinde Somvix
42.
Die Betriebsverhältnisse in der Landwirtschaft
421. Charakterisierung der
Betriebsstruktur
422. Betriebsgrössen in der Fraktion Rabius, nach den Unter-
lagen der eidgenössischen
Betriebszählung
1965 und der SVBL
423. Die Parzellierung des Grundbesitzes
424. Die Besitzverhältnisse
425. Verbesserung der Struktur durch Selbsthilfe
426. Arbeitskräfte und
427. Motorisierung
43. Pflanzenbau
431.
Futterbau
432.
Ackerbau
433.
Gemüsebau
434.
Obstbau
435.Waldwirtschaft
44. Tierhaltung
441.
Pferdehaltung
442.
Rindviehhaltung
443.
Milchwirtschaft und Milchbilanz
444.
Schweinehaltung
445.
Schafhaltung
446.
Ziegenhaltung
447.
Geflügelhaltung
45.
Meliorationswesen
451.
Durchgeführte Meliorationen
452.
Projekte zur Verbesserung der Betriebsstruktur
46.
Landnutzung
461.
Die Landnutzung nach der Methode des eidgenössischen
landwirtschatlichen Produktionskatasters
462. Methodik und Durchführung der
Landnutzungsaufnahme für
das Areal der Gemeinde Somvix
463.
Beschreibung für Wiesen, Weiden und Maiensässen
47. Die Alpwirtschaft
471. Alpfläche und Bestossung im Jahr 1966
472. Die Heim-
und Maiensässweiden
473. Die
Melioration der Gemeindealpen
474. Beschreibung der Gemeindealpen
5. Die Industrie
51. Die vorindustrielle
Zeit bis zum 1.Weltkrieg
52. Die Tuchfabrik Trun
AG, als einzige industrielle
Grosunternehmung
der Cadi
53. Das Einzugsgebiet
der Tuchfabrik Trun AG
54. Die Einführung der Industrie in Disentis
55. Der Einfluss des Kraftwerkbaus auf die
Wirtschaft der Cadi
6. Die Pendler
7. Der Fremdenverkehr in der
Cadi
71. Die räumlichen,
strukturellen und landschaftlichen
Voraussetzungen des Fremdenverkehrs
72. Allgemeine
Entwicklungstendenzen
73. Der Fremdenverkehr
in der Stellung der Wirtschaft
der Cadi
731. Die
Vermietung von Ferienwohnungen
732. Der Fremdenverkehr in Hotels
und Pensionen
74.Disentis als künftiges Zentrum
des Fremdenverkehrs in
der
Cadi
741. Voraussetzungen und
Vergleich mit anderen
Gemeinden
der Cadi
742. Die
Entwicklungskomponenten
75.Das Entwicklungsverfahren der Region unter
dem
Gesichtspunkt des Fremdenverkehrs
751. Die
Gesamtplanung der Region
752. Die
Ortsplanung
753. Die
regionale Planung des Fremdenverkehrs
754. Die
Realisierung
8.Versuch einer Wirtschaftsbilanz
81.Die Organisation
des Wirtschaftsraumes
82.Die
Stellung der Gemeindehaushalte der Cadi,
im Vergleich zu
anderen Kreisen des Kantons
Graubündens
83. Die
eidgenössischen und kantonalen Subventionen
an die
Gemeinden.
84. Die
Subventionen an die privaten Haushalte
9. Zusammenfassung
91.. Zusammenfassung 2002
VI.
Quellen und Literaturverzeichnis
Neu: 2002
Konfession und Sprache
Melioration Sumvitg 2003
Bild
|
10/04/03
Ehem. Hoheitsgebiet der Abtei Disentis (Casa
Dei) im Vorderrheintal, durch die Schenkung im sog. Testament des Churer
Bf. Tello 765 aus der Herrschaft Churrätien hervorgegangen. 1371 Lacadey.
Die Sursassiala (oberhalb des Russeiner Tobels) mit den Nachbarschaften
Disentis/Mustér, Medel (Lucmagn) und Tujetsch war Kerngebiet der Herrschaft;
zur Sutsassiala (unterhalb des Tobels) gehörten Sumvitg, Trun und
Breil/Brigels. Der Petersbach östl. von Tavanasa bildete nach 1185 die östl.
Grenze der C. Regalien und das Zehntprivileg der Fürstabtei Disentis sind 1213
urkundl. belegt. 1285 traten die Gotteshausleute der C. erstmals mit eigenem
Siegel auf. 1371 ist der erste (echte) Landammann (rätorom. mistral) der
C. belegt. 1401 erwarb die Gerichtsgemeinde durch Kauf die Schirmvogtei über
das Kloster. Die in der Sutsassiala ansässigen sog. "äusseren Freien von
Laax" hatten im MA ihr eigenes Gericht auf der Flur Saissafratga bei
Castrisch. Anfangs des 16. Jh. kauften sich die meisten ins Gotteshausrecht
ein. Die C. war bis 1851 in vier Verwaltungshöfe bzw. Niedergerichte, sog. cuorts,
mit je einem Statthalter unterteilt: Disentis/Mustér, Tujetsch, jeweils vereint
Breil/Brigels und Medel (Lucmagn) bzw. Trun und Sumvitg. Die Vertreter der
Nachbarschaften bildeten den magistrat de cumin (14 Mitglieder), das
Zivilgericht (vier Mitglieder pro Hof unter Vorsitz des Landammans), und das
Kriminalgericht (40 Mitglieder). Die polit. Entscheidungen lagen bei der
Gerichtsgemeinde (cumin grond). Der Landammann wurde von dieser ab 1472
aus einem Dreiervorschlag des Abts, vom frühen 17. Jh. an frei gewählt. Die
Wahlen fanden nach 1472 jährlich, ab 1751 alle zwei Jahre am Pfingstmontag
statt. 1738-45 kauften die Gemeinden die Klosterzehnten aus. 1799 bzw. 1803
wurde die C. als klösterl. Hoheitsgebiet aufgelöst, blieb aber als cumin
grond Disentis bis 1851 unverändert bestehen. Sie besass auf dem Bundstag
des Grauen Bundes zwei Stimmen, ab 1803 im Bündner Gr. Rat zwei bis fünf
Vertreter. 1851 wurde die ehem. Enklave Schlans als siebte Gemeinde dem neuen
Kreis Disentis bzw. Bez. Vorderrhein (seit 2001 Bez. Surselva) zugeschlagen.
1854 wurden die vier cuorts aufgelöst und in die übrigen sechs heute
bestehenden polit. Gemeinden eingegliedert.
Literatur
-P.A. Vincenz, Der Graue Bund, 1924, 157-240
-G. Gadola, «Il cumin della C.», in Il Glogn 18, 1944, 31-125
-I. Müller, Gesch. der Abtei Disentis von den Anfängen bis zur Gegenwart,
1971
Adolf Collenberg
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L A N D E S K A R T E D E
R S C H W E
I Z 1: 100 000 Bezirk Vorderrhein, (Ausschnitt Sutsassiala)
Einwohnerzahlen des Bezirk Vorderrheines
1960
2000
Kreis Disentis 10 082 E. 8081
Brigels 1 272 E. 1178
Disentis
2376 E. 2172
Medel/Lucmagn 835 E. 470
Schlans 157 E 92
Somvix
2004 E. 1313
Tavetsch
1855E. 1525
Trun 1583
E. 1322
Karte Nr.2/b
Oberfläche des Bezirk Vorderrhein
Bezirk Vorderrhein 56 455 ha
Brigels 5040 ha
Disentis
9100 ha
Medel/
Lucmagn
13542 ha
Schlans
930 ha
Somvix 10252 ha
Tavetsch
1339 ha
Trun
420 ha
1.
Surselva aus dem Internet
Siehe www.brigels.ch
1.Abgrenzung des Gebietes
Wissenswertes
Surselva der
Name ist rätoromanisch und bezeichnet das Land oberhalb des Waldes. Das Vorderrheintal oder das Bündner Oberland umfasst das
Gebiet zwischen dem Flimser Wald und dem Piz Badus, wo der Rhein entspringt,
sowie die Seitentäler Safien, Lugnez/Vals und Val Medel.
Um die
Jahrhundertwende noch Bauernregion, hat sich die Surselva zu einer bedeutenden
Tourismusregion entwickelt. Der Tourismus hat der gefürchteten Entvölkerung der
Bergtäler auch in der Surselva Einhalt geboten. Mit der Gesamtfläche von
147'000 Hektaren ist die Surselva in etwa gleich gross wie der Kanton Luzern,
wäre also selbständig betrachtet der zehntgrösste Kanton der Schweiz. Die
23'500 Einwohner starke Bevölkerung verteilt sich auf 110 Ortschaften, Dörfer und
Fraktionen,die in48 politisch selbständigen Gemeinden zusammengefasst sind. Die
Verkehrserschliessung aller Siedlungen mit mindestens 35 Einwohnern macht
Strassen in der Länge von mehr als 300 Kilometern notwendig. Während die
Schweiz eine Bevölkerungsdichte von 152 Einwohnern pro Quadratkilometer
aufweist, beträgt diese im Kanton Graubünden 23 und in der Surselva lediglich
16.
Sprachlich wird
die Region vom Rätoromanischen
dominiert, das von etwa 62 Prozent der Bevölkerung gesprochen wird. Von den
10'100 Arbeitsplätzen sind 60-100 Prozent direkt vom Tourismus abhängig. Die
Surselva hat ein überdurchschnittlich hohes Kulturgut aufzuweisen, kirchlicher
und weltlicher Natur. Eine ganz besondere Stellung nehmen die örtlichen
Kirchweihfeste ein, ferner erreicht die Musik, Gesang und Musikgesellschaften
einen überdurchschnittlichen Stand.
Die Cadi ist der
obere Teil der Surselva, das Gebiet der Gemeinden vom Oberalppass bis und mit
Brigels. Ehemals Hoheitsgebiet der Abtei Disentis (Casa Dei), welches durch die
Schenkung im Testament des Churer Bischoff Tello 765 aus der Herrschft
Churrätien hervorging.
2. Von der Naturlandschaft zur
Kulturlandschaft
Während
die Naturlandschaft der Surselva eine der geschlossensten Regionen Graubündens
dar stellt ist die Kulturlandschaft recht vielgestaltig.
Die
historische Entwicklung half mir, die gegenwärtigen Grenzen der innerhalb der
Surselva und die Sprachlich-kulturellen Gegensätze des Bündner Oberlandes zu
formen.
Die
Surselva war schon in prähistorischer Zeit bewohnt.
Dies
zeigen Keramikfunde, Hautierknochen und Schmuckgegenstände, die neben anderen
Fundorten, bei Ringgenberg (Trun) und Surcasti in Obersaxen gefunden wurden.
Bronzezeitliche
Funde von Kornquetschern und Gerstenkörnerns deuten darauf hin, dass schon
diese Menschen in der Region, Ackerbau und Viehzucht betrieben.
Verschiedene
längs der Passtrassen aufgefundenen Art4efakte, lassen auf einen
Durchgangsverkehr schliessen.
Die
erste historische Erwähnung und damit auch die eigentliche nachweisbare
Wirtschaftsgeschichte,
beginnt
mit der Besetzung des ausgedehnten Landes der Rätier durch die Römer, im Jahre
15 vor Christus.
Die
höchsten Talstufen wurden durch die römischen Siedler und während der nachfolgenden Fränkisch-deutschen Herrschaftszeit noch kaum
oder nur dünn besiedelt. Summus vicus (Sumvitg=Somvix war das oberste Dorf. Im
7/8.Jahrhundert wurde das Kloster Disentis gegründet.
Im
Zusammenhang mit der Gründung des Klosters steht die älteste noch vorhandene
Urkunde. Bischof Tello von Chur, vermachte 765 dem Kloster seinen privaten
Besitz in der Gruob in Form von Höfen Gütern und Maiensässen.
Bis zum Frühmittelalter ist die Surselva eine
Talschaft, die einheitlich romanisch geprägt ist, mit Dorfsiedelungen und Markgenossenschaften.
Der Feudalismus des Frühmittelalters brachte neue
Elemente in die Kulturlandschaft
Der Bischof von Chur und die Klöster setzten Schirmvögte ein.
Zahlreiche Ruinen von ehemaligen Schutz -oder Wohnburgen, sind Zeugnis dieser Zeit. So war
die Ruine von Zignau (Ringgenberg) bei
Trun, die äusserste östliche Verteidigungslinie der Urner.
Zwischen 1200-1300 wanderten vom Wallis herkommend,
die ersten Walser in die hohen Alpentäler ein. Sie siedelten sich auf Terrassen sowie in den Hochtälern an.
Gegenüber der romanischen Bevölkerung die in Dörfern
lebte, bevorzugten die Walser die Hofsiedelung
Siedlungsgebiete waren das Tavetsch, Medels,
Obersaxen, das Lugnez und das Vals
Ein Teil dieser Gebiete wurde später wieder
romanisiert, so das Tavetsch und das Medels.
Mit der Romanisierung setzte ein Rückgang der
Oekumene ein, die Einzelsiedelungen wurden zu Gunsten der Dorfsiedelung
verlassen.
Geblieben sind aber die stark entwaldeten Gebiete,
eine Folge der walserischen Wirtschaftsform.
Im 15. Jahrhundert erfolgte der Zusammenschluss des
politisch stark zersplitterten Gebiete zum Gauen Bund (Ilanz 1395)
Die Reformation führte zu neuen Impulsen. Das Gebiet
wurde konfessionell gespalten.
Rein katholisch blieb nur der Bezirk Vorderrhein, das
ehemalige Hoheitsgebiet des Kloster Disentis
Mit einer Fläche von rund 1300 Km2, ist die Surselva
so gross wie die beiden Kantone Thurgau und Schaffhausen.
Die Einwohnerzahl betrug 1960 allerdings nur 23 741.
Der Bezirk Vorderrhein mit Hauptort Disentis,
zählte 10082 Einwohner.
Der Bezirk Glenner mit Hauptort Ilanz, der in die
Kreise Ilanz und Lugnez unterteilt ist, zählte 12'215 Einwohner. Zur Surselva
gehört ausserdem noch die Gemeinde Flims mit 1444 Einwohnern (1960).
Ueber dies ist das Territorium in 46 politische
Gemeinden zerstückelt.
Literatur
P.
Iso Müller Geschichte des Kloster Disentis, Chur 1959/61
Muoth,
J.C.: Beitrag zur Geschichte des Bündner Oberlandes, Zürich 1903
Plattner,
W.: Die Entstehung des Freistaates der drei Bünde, Davos 1903 (1895)
Tuor,
P.: Die Freien von Laax
Ein Beitrag zur
Verfassungsgeschichte und Standesgeschichte
Chur 1903
Ausschnitt Graubünden aus dem
Weltatlas 2003
Die periphere Lage des
Vorderrheintales ist deutlich sichtbar
Im Winter sind die Passübergänge
geschlossen. Neuerdings ist der Lukmanierpass im Winter geöffnet
II Die Cadi (Bezirk Vorderrheintal)
l. Kurze Beschreibung des
Landschaftsraumes
Die
Cadi, eine von den dicht besiedelten Wirtschaftszentren
Weit
abgelegene Talschaft, die auf Grund der Struktur der drei Sektoren der
Wirtschaft als Entwicklungsgebiet bezeichnet
Werden
kann, erfährt durch den Kraftwerkbau eine tiefgreifende sozio-oekonomische Umgestaltung.
Ein
die Kantonsfinanzen stark belastendes Tal wird durch den Steuersitz der
Vorderrhein Kraftwerke AG zu einem steuerlichen Ueberschussgebiet und kann
andere Gebiet des Kanons Graubünden finanziell unterstützen. Die aus dem
Kraftwerkbau den Gemeinden zufliessenden Mittel werden für den Ausbau der
Infrastruktur verwendet.
Der
Bau von Strassen, Schulhäusern und Lawinenverbauungen führte zu einer
Aufblähung des Baugewerbes. Wenn nun diese Strukturänderungen Nncht
gleichzeitig mit einer Verbesserung der landwirtschaftlichen Betriebs-
Verhältnisse,
einer begrenzten Industrialisierung und Massnahmen zur Förder-
Des
Fremdenverkehrs verbunden sind, wird die Abwanderung und Entvölkerung
Der
Talschaft von neuem beginnen.
Die
Massnahmen die in der Cadi dagegen ergriffen wurden sind richtig, aber
Auf
längere Sicht noch ungenügend Im
Vergleich zu anderen Alpentälern
Mit
ähnlichen geographischen Verhältnissen,
z.B. das Oberwallis) dürfte die Cadi nicht schlecht abschneiden (Ausnahme
Fremdenverkehr)
Der
starke Wille der Bündneroberländer ihre Eigentümlichkeit zu bewahren,
das
Festhalten an der Scholle wirkt sich schlussendlich doch noch auf die
Wirtschaft aus.
Wird
nämlich einmal die Abwanderung gestoppt, so kann auch Kapital in der Tal Schaft
akkumulieren. Eine Abwanderung ist immer mit einem gleichzeitigen Abzug von
Vermögen verbunden und kann zur totalen Verarmung einer Gegend führen.
In
der vorliegenden Diplomarbeit wurden nicht nur Tatbestände aufgezählt, sondern
Auch
Wertungen vorgenommen und Vorschläge gemacht,
Zu
kurz gekommen ist die graphische Gestaltung des Themas. Mir scheint aber Andrerseits,
dass die reiche Auswahl und Darstellung der Statistiken die gegenwärtigen Verhältnisse
deutlich darstellt.
________________________________________________________________
III N A T U R E O G R A P H I
E D E R C A D I
1. Geologie
11.Tektonik und Gesteine
Die
Darstellung der geologischen Verhältnisse soll auf die Tatsachen beschränkt
bleiben, die für dass notwendige Verständnis der Talanlage erforderlich sind.
Es sei hier auf die klassischen Arbeiten von
Albert
Heim, Rudolf Staub und Ernst Niggli hingewiesen.
Das
Vorderrheintal stellt als Seitenstück des Rhonetals eine sehr alte tektonisch
begründete Tiefenlinie dar.
Das
Gebiet der Cadi bis Trun gehört noch ganz der Massivzone an. Das Haupttal
trennt das Aaremassiv im Norden, vom Gotthardmassiv im Süden. Ein südlicher
Teillappen des Aaremassivs bildet das Tavetscher-Zwischenmassiv. Die Massive
lassen sich aufteilen in;
1.Die
granitischen Intrusionskerne mit ihren Teilintrusionen
2.Die
Schieferhüllen der Massive mit den mechanisch - eingeklemmten und
tektonisch
hineingeschleppten Schuppen
Die
granitischen Intrusionskerne entsprechen den antiklinalen, die Schieferhülle
und ihre Sedimenteinlagerungen
Dagegen
den synklinalen Zonen des Gebirges. Entsprechend dem grossen Alpenbogen
verläuft die Streichrichtung des Massivs von Westen bis zur Grimsel N 50
Grad E. Gegen Osten, im Bereiche des
rechten Kartenrandes der geologischen Uebersichtskarte, tauchen die
kristallinen Massive axial und stufenartig ab.
Einzig
der Kristallinkern des Aaremassivs taucht in Form eines Fensters bei Vättis
nochmals auf. Die Schiefer-
Hüllen
dagegen reichen weit nach Osten über die kristallinen Kernmassen hinaus und
enden an einer Linie,
die
vom unteren Glenner über Reichenau-Chur nach Landquart dem Rheine folgt.
Die
Beschreibung ist teilweise aus : Kraftwerke Vorderrhein 1963, Kapitel
Geologie von E.
Weber
entnommen
Geologische
Skizze und Profil
Im
Gebiet des Lukmanierpasses aus dem PTT Führer
Lukmanier
Karte Nr.3
Im Rücken dieser autochthonen
Gebirge drän
gten
von Südosten die mächtigen penninischen Deckenelemente nach Nordwesten vor und
zeichneten neue Bewegungsspuren in den alten, herzynischen Gebirgskörper
Besonders
wuchtig war dieses Vordrängen der penninischen Massen im Abschnitt Somvixertal
- Valsertal. Der mächtige Eckpfeiler der Tödikette mit seinem nach Osten rasch
abfallenden Kristallinsockel hielt den aus SEandringenden Massen weitgehend
stand, doch wurden die dazwischen liegenden Massivteile, wie das südliche
Aaremassiv,
den stärksten tektonischen Beanspruchungen ausgesetzt. Wir finden in diesem
Abschnitt denn auchEine Häufung von Verscherungen, Querbruchverwerfungen und
Bruchüberschiebungen.
Ein
Blick auf die Profile zeigt mit aller Deutlichkeit die Auswirkungen dieser
grosstektonischen Vorgänge. Während das Kristallin im westlichsten Profi IV,
eine ausgesprochenen Fächerstellung einnimmt und der Sedimentkeil der
Scopimulde nach Norden einsticht, zeigen die östlichen Profile eine langsame,
stetig zunehmende Ueberkippung der Schichten nach Norden.
Die
Scopimulde wird nach Süden geöffnet, überdreht und gerät im Valserquerschnitt
bereits in die Stellung
Einer
Ueberschiebungsdecke. Aber auch der Nordrande des Gotthardmassives, des
Tavetscherzwischenmassives
Und
die südlichen Lappen des Aarmassives stehen, wie Profile I und II zeigen, am
Beginn eines eigentlichen Deckschuppenbaues.
Die
Ueberwältigung der autochthonen Massive aus einem vorherrschenden Fächerbau im
Westen, in eine nach Norden gerichtete Ueberkippung bis zur Deckschuppenbildung
beherrscht grosstektonisch den Gebirgsbau Im Gebiete der Cadi.
Geologisches Profil Lukmanierpass
Literatur:
Heierli,H,: Geologie und Tektonik der zentral-schweizerischen
Kristallinmassive, Heidelberg 1963
Eine
weitere Sonderstellung nimmt dieses Gebirge in Bezug auf die Sedimente ein. Im
Norden liegt über dem Kristallin des Aaremassivs der reichgegliederte
Sedimentmantel in helvetischer Fazies. In den Muldenzügen des
Tavetscher
Zwischenmassivs können wir nach Süden
einer Uebergang zu den einheitlichen Bündnerschiefermassen des Penninikums
verfolgen. Ferner ist im Gebiet der Cadi noch von Norden nach Süden eine stete
Zunahme der alpinen Dislokationsmetamorphose festzustellen, ebenfalls eine
Folge der Pufferstellung dieser Massivkerne.Die ganze Variationsmöglichkeit von
epi - bis zu mesometamorpher Umwandlung ist besonders schön im Gotthardmassiv
festzustellen. Die Talgeschichte des Vorderrheins ist eng mit der tektonischen
Stellung der autochthonen Massive verbunden. Zwischen den beiden Hauptmassen,
de Aarmassiv und dem Gotthardmassiv, liegt das Vorderrheintal.
Diese
tiefe Längseinkerbung in den Alpen muss schon vor der Alpenfaltung bestanden
haben.Von der Oberalp nach Osten schiebt sich zwischen die typischen Gesteine
der beiden Masive eine Komplex von Schiefern ein, die im Süden von
gotthardmassivischen, im Norden von teilweise aarmassivischen Sedimenten
begrenzt sind..
Es
ist das Tavetscher Zwischenmassiv, das stark verschuppt ist und zum Teil als
Wurzelregion der helvetischen Decken angesehen werden muss. Die Kerne des
Aar-und Gotthardmassives müssen früher nach Osten stark divergiert haben und
bildeten den Trog für die mächtigen permischen Ablagerungen, den Verrucano. Die
klastischen Sedimente des Verrucanos bezogen ihr Ausbaumaterial aus dem in
Erosion begriffenen, südlich gelegenen, herzynischen Gotthardmassiv.
Man
geht wohl kaum fehl in der Annahme, dass das ganze Vorderrheintal in seiner
primären Anlage bereits herzynischen Ursprunges war und die ganze Epoche der
Alpenbildung bis auf den heutigen Tag überstanden hat.
Die
Seitentäler des Vorderrheines sind je nach Talseite recht unterschiedlich. Im
Norden kurze Bachläufe mit steilem Gefälle, im Süden lange, zum Teil mit
grössenen Talböden ausgestattete Gebirgsbäche. Dieser Unterschied liegt einmal
darin, das im Norden die Kulmination des Aarmassives sehr nahe dem
Vorderrheintal liegt, während im Süden die Wasserscheide wesentlich weiter
zurückgeschoben ist. Im weiteren bildet, wie oben ausgeführt, das
Gotthardmassiv eine alte Erosionsoberfläche in der die Seitenbäche weit
aufgreifen konnten, unter Mitbenützung
der östliche gestaffelten Verwerfungen.
An
ihnen haben sich denn auch die grösseren südlichen Seitenbäche einerodiert und
wie am Beispiel des Genfers, Somvixer
-und Medelserrheines weit nach
Süden, über die ganze Breite des Gotthardmassives hinweg in den penninischen
Raum zurückgegriffen.
Das
Tavetscherzwischenmassiv mit seinem ausgesprochenem Schuppenbau, dessen
einzelne Glieder linsenförmige Struktur aufweisen, und das südlich gelegene
Gotthardmassiv können nach Gesteinsart und Lagerung wie folgt gegliedert
werden;
Tavetscher Zwischenmassiv:
1.
Fugenzone zum Aarmassiv, stark gestört Grünschiefer, Altkristallin, Quarzite,
zum Teil Dolomite, Kalke, Rauhwacken.
2. Kernschuppenzone, vorwiegend
Kristallin, muskovitreiche Paragneise,
Serizitschiefer, Phyllite, Amphibiolithe, Serpentin
Gotthardmassiv
3. Nördliche jungsedimentäre Mulde,
auch Urseren- Garvera- Mulde genannt .Trennzone zwischen Tavetscher- und
Gotthardmassiv. Trennzone zwischen Tavertscher -und Gotthardmassiv.
Oberkarbonische
bis jurassische Gesteine,, Phyllite,
Konglomerate (Verucano) auch Triasgesteine.
4. Nördliche polymetamorphe Zone mit
Paragesteinen, Karbon und älteren Paragneisen, Kalksilikatgesteinen
5. Zentrale Zone mit mächtigen Granit-
bis Granodioritstöcken
6. Südliche jungsedimentäre
Gesteinszone, Trias bis Bündnerschiefer, zum Teil tief im Massiv eingekeilt.
(Scopi, Profil IV).
Heim, A.: Geologie der Schweiz
Band II; ;Die Alpen, Leipzig
1921/1922
Geologischer Führer der Schweiz, Heft
5, Basel 1967
Niederer J.: Beiträge zur Petrographie
des östlichen Aaremassivs.
Petrographisch- geologische Untersuchungen im Gebiete zwischen Val Clavaniev
und Val Milar.
Dissertation, Bern 1932
Niggli, E.: Das westliche Tavetscher
Zwischenmassiv und der angrenzende Nordrand des Gotthardmassiv.
Disserntation, Zürich 1944
12. Die Verwertung der Gesteine
Wirtschaftlichen Wert besitzen die
Kalkvorkommen, sowie verschiedene Einlagerungen von Talk und Speckstein.
Die Lavezsteinvorkommen von Disentis,
Surrein in der Gemeinde Somvix und Selva-Tschamut werden als Platten für die
sogenannten Tavetscheröfen verwendet.
1965 war noch ein Unternehmer in
diesem Bergbauzweig tätig (laut eidg.Betriebszählung)
Im Mittelalter hatten die Eisengruben
im Val Punteglias eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung. Noch heute wird man
auf eine tiefe Mine am rechten Hang der Alp Punteglias verwiesen, die den Namen
La Gruoba dil Buol* (die Grube des Barons Buol) trägt.
Die Grube wurde bereits um 1800
aufgegeben.
13.
Mineralquellen
Im
Somvixertal/Tenigerbad und in Disentis, bestehen zwei für den Fremdenverkehr
Wichtige
Heilquellen. Die Quelle im Tenigerbadareal, eine Calciumsulfat-Quelle mit
Magnesiumgehalt wird schon seit dem 17l.Jahrhundert zu Heilzwecken benutzt,
diejenige
von Dsentis seit dem 19.Jahrundert. In der Literatur wird die Eisensäuerlichquelle
von Disentis, als stärkste Radiumquelle der Schweiz bezeichnet.(1)
Vergleiche
auch Kapitel Industrie der Cadi
1.
Klimahandbuch
der Schweiz 1967
14. NEAT
Von
2000-2015 wird die NEAT* gebaut. Man weiss durch die frühere Bautätigkeit
Gotthardtunnel,
Gotthardstrassentunnel und Kraftwerkbauten recht viel zur Geo-
Logie der Cadi. Detailerkenntnisse werden wir durch die NEAT
erhalten. Schon
Jetzt weiss
man, dass der Kostenrahmen überschritten wird.
Es gibt noch
immer Geologen die den Bau der NEAT als unmöglich betrachten
Mit
unzahlbaren Kosten rechnen. (Trümpy und Zumbühl).Am Ende wird die All-
Gemeinheit,
das heisst der Steuerzahler dafür geradestehen. Bei Sedrun ist der
Zwischenzugriff
im Bau. Es gibt jetzt das Projekt eines unterirdischen NEAT
Bahnhofes .Es
gibt Gründe dafür und dagegen.
http://www.alptransit.ch/d/01/index.htm
untenstehende Aufnahme
12,06.03
Sedrun
Im Vordergrund Unterkünfte für die
Netbeschäftigten.
Im Hintergrund Zufahrt zum Stollen
NEAT = Neue Alpentransversale
2. Morphologie
1. Machatschek, Fritz: Die Terrassen des Vorderrheintales
Zürich 1926
2. Leemann Walter: Zur Landschaftskunde des Tavetsch
Zürich 1926
Leemann beschreibt in seiner Arbeit sehr ausführlich
das Relief vom Oberalppass bis Disentis.
Die tektonisch angelegte und in Richtung
Ostnordosten ziehende Haupttalfurche, wird von Norden her durch zahlreiche von
linearer Erosion stark geprägte kurze Täler durchstossen.
Lediglich das
zur Gemeinde Somvix gehörende Val
Russein greift mit seinen drei Quelltälern hinter die erste Randkette bis an
den höchsten Punkt der Glaner Alpen, den Tödi zurück.
Die südlichen Täler sind länger. Das 14 km lange
Somvixertal führt zur Greinahochebene. Das von beiden Seiten eingeschlossene
Hochtal, streicht in WE Richtung
Auf einer Länge von 10 km dahin. Die Wasserscheide
liegt auf etwa 2360 m. Das Tal bildet den Uebergang vom Gotthardmassiv zum
Penninikum
Die Formenwelt des fliessendes Eises ist gut
erhalten geblieben. So Ist die Schliffgrenze in Höhen von 2500 m -2700 m
vielerorts gut verfolgbar.In den Talhintergründen reihen sich Karschüsseln auf,
in denen zum Teil noch Firnfelder
erhalten sind.
Felsmulden und Felshänge sind von Rundhöckern
besetzt,der Uebergang des Oberalpasses verrät einstige Transfluenz vom Urseren
ins Rheintal, der des Lukmaniers Richtung Blenio.
Deutlich ist die Trogform der Täler, die grösseren
Nebentäler münden in Stufen.
Literatur:
Das Becken von Tavetsch auf 1400 m und das Becken
von Disentis
Auf 1100m sind übertiefte Felsbecken, die jeweils
durch Konfluenz zweier Eisströme ausgeräumt wurden.
Von Norden her wurden die Weitungen durch
ausgedehnte nach Südosten abfallende Schutterrassen aufgefüllt die den Rhein
abdrängten und streckenweise zu
epigenetischen Einschnitten in den Fels des Südhanges zwangen.
Wenn indessen im Tavetsch die kleinen, an der
Nordflanke des Tales entspringenden Wildbäche als Geschiebespender auftraten, so
waren es bei Disentis wahrscheinlich in interglacialer Zeit die eigentlichen
Seitenbäche, deren Einzugsgebiete bis an die Wasserscheide zurückreichen.
Dieser genetische Unterschied vermochte sich kaum merklich in der
Kulturlandschaft auswirken.
Das Becken von Trun auf 900 m Höhe, erreicht eine
Länge von 10 km
Und ist doppelt so lang wie die Becken von Tavetsch
und Disentis.
Im Relief bestehen merkliche Unterschiede. Es fehlen
die mässig geneigten Schutthalden, welche den Rhein ans rechte Ufer abdrängten.
Lediglich im Raume von Rabius - Campliun, also nur
in einem kleinen Teil dieses Beckens, sind nennenswerte Schuttfächer angelegt,
im übrigen aber ist die Halde da wo nicht anstehende Fels zu Tage tritt, mit
Moränenmaterial überführt und der Rhein selber bewegt sich in einem bis 800 m
breiten flachen Talboden.
Es ist überdies von der wüsten Schüttung des
Somvixerheines dem Fluss des einzigen grösseren rechtseitigen Nebentales, ein
Stück weit gegen Norden abgedrängt, und dasselbe geschah unterhalb Trun durch
den wilden Zavragia Bach
Literatur:
Staub,
Rudolf:
Grundzüge
und Problem alpiner Morphologie.
Denkschrift
der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft Band LXIX, Abhandlung 1, 1934
3.
Das Klima
31.
Die Beobachtungsstationen
Meteorologische
Stationen
1.
Platta, Gemeinde Medel an der Lukmanierroute auf 1378 m/M.
Die Station liegt unten im Tale.
Beobachtungsreihen sind seit 1854 fast vollständig
Vollständig vorhanden
2.
Disentis auf 1173 m/M, liegt am Südhang. Beobachtungsreihen sind seit 1948 vor-
handen.
Regenmess-Stationen
Im
Gebiete der Cadi gibt es folgende Stationen
1.
Trun
2.
Val, Gemeinde Somvix, im Somvixertal
3.
Vial
4.
Sedrun
5.
Surrhein (bis 1960)
Es
ist nicht möglich, das Klima der Cadi zahlenmässig exakt zu erfassen, fehlen
doch mit Ausnahme von Niederschlagswerten, auf genügend lange Zeit fussende
Angaben über andere Klimaelemente. Die Station Platta an der Lukmanierroute ist
nicht typisch
Für
die Cadi, das Lokalklima wird über den Pass von Süden beeinflusst.
Literatur:
Annalen der schweizerischen Meteorologischen Zentralanstalt
1864-1965
Zürich
32.
Die Auswertung der Messreihen
321. Die Niederschläge
Die feuchten
Regenwinde aus Süd und Süd-West von der
Adula -und St.Gotthardgruppe, bewirken die relativ hohen Niederschläge im
hinteren Vorderrheintal trotz des allgemeinen Kontinentalen Klimacharakters.
Speziell die
tiefe breite Einsattelung des Lukmanierpasses, gestattet den Regenwinden vom
tessinischen Bleniotal her günstige Einkehr in das Medelstal (vergleiche
Station Platta).
Die
stärkeren Niederschlagsmengen in den Seitentälern links und rechts des
Vorderrheintales haben unzweifelhaft ihre Ursache darin, das diese
Seitentäler
tief eingebuchtet sind in hohe Gebirgsmassive so etwas das Val Russein und das
Somvixertal in der Gemeinde Somvix. kommen feuchte Regenwinde aus S und SW von
der Adula und Sankt Gotthardgruppe, so haben sie zuerst das hohe Massiv
zwischen Piz Scopi, Piz Medels, und dem Piz Terri zu überschreiten, durch den
Abstieg
Erfolgt Kondensation der Feuchtigkeit in den
eng anschliessenden rechtseitigenNebentälern. Die Kondensation wächst wieder
nach Ueberqueren des Haupttales
An der
linkseitigen Talhälfte und führt in einer zweiten Niederschlagsbildung in den
linksseitigen Talrunsen.
3211. Niederschläge in Form von
Schnee
In
Durchschnittsjahren tritt der Schneefall in der Cadi Mitte November ein.
Die
Kontinuität der Schneedecke häng stark von der Exposition ab.
Nach eigenen
Beobachtungen war die Südlage der Gemeinde Somvix
Mit dem
Hauptort während Wochen in der Winterperiode 1976/77 schneefrei, während das
Dorf Surrhein im schatttigen Talboden die winterliche Schneedecke behielt. Das
Tavetschertal nut dem Kurort
Sedrun(1400m) Ist allseitig bis Frühjahr schneesicher
Tabelle 1
Zusammenstellung langfristiger Beobachtungsreihen
40- jährige langfristiger
ausgeglichene Jahrsmittel in mm
1864-1963
Sedrun 1401 m/M 1180 mm
Platta 1378 m/M 1222 mm
Surrhein 892 m/M 1131 mm
20 jährige Jahresmittel der
Trockenperiode
1892
1911
Sedrun 1104
mm
Platta
1149 mm
Surrhein 1041
mm
Ergebnisse
der Vergleichs- Stationen im Greinagebiet
Mittel 1.10. 1963
1901
1960 -30.9. 1964
Platta 1378
m/M 1291 mm 1127 mm
Disentis 1173 m/M 1241 mm 1056 mm
Somvix (Val) 1210 mm 990 mm
Trun 81o m/M 113 mm 988 mm
Tabelle
2
Mittlere Niederschlagsmengen nach
Jahreszeiten
1901 1940 in mm
Winter Frühling Sommer Herbst Jahr
Sedrun 245 292 371 331 1239
Platta 200 304 414 373 1291
Disentis 252 299 388 346 1285
Vial 211 327 496 404 1438
Val 219 289 396 336 1240
Surrhein 221 262 345 309 1137
Hydrologisches Jahr 1991 1940
in mm
Winter
Semester
Sommersemester
_______________________________________________________________________________________
Sedrun
556
683
Platta 530
761
Disentis 252
713
Vial
211
897
Val
219
718
Surrhein 221
635
1931 1960 in mm
Winter Frühling Sommer Herbst Jahr
_______________________________________________________________________________________
Sedrun 267 264 367 329 1227
Platta
213 271 418 368 1264
Surrhein 222 218 535 287 1062
Hydologisches Jahr
1931 1960 in mm
Winter Semester
Sommersemester
Sedrun 565 662
Platta
512
753
Surrhein
471 591
12.Juni. 03
Passhöhe Oberalp von der BAHN aus
gesehen
neu Gotthard-Matterhornbahn
Die letzten Eisschollen sind am
Schmelzen
Am Hang gibt es noch einige
Schneerexste
322. Temperaturverhältnisse
Das oberste Rheintal gehört zu den
klimatischen Oasen der Alpennordseite. Es sind dies Zonen mildester
Witterungsverhältnisse innerhalb der nordalpinen Schweiz, im Vergleich zur
Höhenlage
Das westlich liegende Hochtalbecken von
Andermatt ist zum Beispiel wesentlich kühler.
Julitemperaturen nach Gutersohn in
Die Alpen
Sedrun-Tavetsch 1401 m 14 0 C-
Splügen-Rheinwald 1469 m 13 9 C.
Andermatt-Urseren 1442 m 11.50 C.
Die jährliche Wärmeschwankung
betägt von Disentis bis zum Hopspiz 43 0 C.
Häufig
treffen wir in der Cadi wie allgemein im Alpengebiet, namentlich während des
Spätherbstes
und in der
ersten Winterhälfte die auffällige Erscheinung der Temperaturumkehr an, das
heisst eine
Rasche und
oft beträchtliche Zunahme der Temperatur mit der Höhe.
Tabelle
4
Temperaturmittel
Temperaturmittel, reduziert auf
die Periode 1901 1840
Station Platta-Medels
Beobachtungreihen seit 1848
______________________________________________________________________________________
Station Disentis
Beobachtungsreihe seit 1948
Jan. Febr. März April Mai
Juni Juli Aug. Sept Okt. Nov. Dez.
______________________________________________________________________________________
Platta -3.2 -2.8
-0.1 3.3 8.1
1.3 13.0 12.7 19.0
5.6 1.2 -2.0
Disentis -1.7
-1.4 1.9 5.3
10.2 13.2 14.9 14.5 11.8
7.4 2.7 -0.7
Winter Frühling Sommer
Herbst Jahr Jahresschwankung
Platta -2.7 3.8 12.3 5.6 4.8 16.2
Disentis -1.3 5.8 14.2 7.2 6.5 16.6
Mittlere Zahl der Tage mit
Tagesmitteln der Temnperautr für die Station Platta
Temperatur 0C unter -10 unter -5 0
Tage 6.2 27.5 93
Temperatur 0 C ueber l0
über 25 über 20
Tage 105 105 0,7
323. Mittelwerte der
Sonnenscheindauer für Disentis
Die Cadi ist
wie das ganze bündnerische Hochgebirge zu etwa 55% im Jahresmittel bedeckt, die
entsprechenden Werte
in der
schweizerischen Niederung betragen 65%-70%.
Aber auch an
bedeckten Tagen ist die allgemeine diffuse Strahlung stärker als im Tiefland.
Die
angeführten Messdaten (Tabelle 5), sind neben der Schneesicherheit wichige
Klimatische
Faktoren für den Fremdenverkehr. Zusätzlich sind für einige andere Kurorte
Vergleichswerte zusammengestellt worden.
Die Werte
für Disentis liegen im Rahmen der angeführten Beispiele.
Die
Bewölkung ist in Disentis am stärksten im Frühjahr und zu Beginn des Winters,
wenn
Die tiefer
gelegenen Höhenlagen bereits schneefrei sind, die aufsteigenden Luftströme
schon kräftig einsetzten oder aber durch die Schneebedeckung noch reichliche
Abkühlung stattfindet.
Die
Wärmestrahlung und Ultravioletteinstrahlung bewirken ein intensives Strahlungs-
Klima,
sodass Disentis zu den Klimakurorten der Schweiz gezählt werden kann.
Tabelle
5
Sonnenscheindauer
für Disentis
Periode
1948-1960
Höhe
der Station 1173 m
Abkürzungen
Mittlere
Sonnenscheindauer in Stunden = a
Mögliche
Sonnenscheindauer in Stunden = b
Prozente
der möglichen Sonnenscheindauer = c
Jan, Febr. März, April, Mai, Juni.
Juli, Aug. Sept. Okt.
Nov. Dez.
A
82 98 155
174 184 190
223 205 173
125 83 71
B 178 204
296 356 402
396 408 386
318 248 186 162
C 46
48 52 49
46 48 55
53 54 50
45 44
Winter
Frühling Sommer Herbst
Jahr
A 251 513 618 381 1763
B 544 1054 1190 752 3540
C 46 49 52 52 50
a= Mittlere Sonnenscheindauer in Stunden
b= mögliche Sonnenscheindauer in Stunden
c= Prozente der möglichen Sonnenscheindauer
Tabelle
6
Sonnenscheindauer
für verschiedene Kurorte
Montana sur Sierre
___________ Winter Frühling Sommer Herbst Jahr
a 365 579 716 493 2153
b 770 1121 1242 924 4057
c 47 52 58 53 53
_________________________________________________________________________
Arosa
Winter
Frühling Sommer Herbst Jahr
a 298 503 596 421 1818
b 609 1069 1222 799 3699
c 49 47 49 53 49
Davos
Winter Frühling Sommer
Herbst Jahr
______________________________________________________________________________________
a 263 470 547 386 1666
b 554 993 1119 746 3412
c
47 47 49 52 49
St.Moritz
Winter
Frühling Sommer Herbst
Jahr
_______________________________________________________________________________________
a
304 503 587 411 1805
b 610 1014 1132 814 3570
c
50 50 52 50 51
324 Bewölkung und Nebel
Im Zusammenhang
mit der Sonneneinstrahlung wurde indirekt die Bewölkung schon besprochen. In
Tabelle 7 wurden der Vollständigkeit wegen, die Werte für die Stationen
Disentis und Platta zusammengestellt.
Nebel wird
nach internationaler Uebereinkunft dann notiert, wenn die horizontal Sichtweite
weniger als 1 km beträgt.
Jeder Tag na
dem zu irgend einer Zeit Nebel herrschte, gilt als Nebeltag. Die Beobachtungen
sind oft ungenau. Die Nebelwerte für die Station Platta sind viel zu hoch und
kaum für das Mels oder die Cadi representativ.
Die
jährliche Schwankung der relativen Feuchtigkeit ist bedeutend geringer als im
Mittelland.
Die
Nebelhäufigkeit ist am Lukmanier und im Vorderrheintal geringer als im
Mittelland
Tabelle
7
Bewölkungsmittel in Zehntel
Station Platta
Mittelwerte 1901-1940
Station Disentis
Mittelwerte 1901-1940, 1931- 1960
Mittelwerte für die Periode
1901-1940 in Zehntel
________ Jan.
Febr. Maerz April Mai
Juni Juli Aug.
Sept. Okt. Nov.
Dez
Platta 5.5 5.5 6.3 7.1 6.8 6.5 6.2
5.8 6.1 6.1
6.1 6.2
Disentis 5.8 5.7 6.4 7.0 6.6 6.2 5.9
5.6 6.0 6.0
6.3 6.3
Winter Frühling Sommer Herbst Jahr
Platta 5.8 6.1 6.1 6.1 6.2
Disentis 5.6 6.0 6.0 6.3 6.3
Platta Mittelwerte 1951 -1960 (Verbessert)
Winter Frühling
Sommer Herbst Jahr
_______________________________________________________________________
Platta 5.73 6.03 6.44 5.66 5.97
Tabelle
8
DurchschnittlicheZahl der heiteren
und trüben Tage in Zehntel (1901-1940)
Station Platta
Jan. Febr. März,
April Mai, Juni,
Juli August Sept
Okt. Nov. Dezember
_______________________________________________________________________________________
Heiter 8.1
7.2 5.6 3.0
3.7 3.3 4.3
5.8 6.0 6.2 6.3 6.8
Trübe 11.5
10.6 13.6 15.1
14.6 12.9 11.8 10.7 12.6 13.2
12.7 12.6
Winter Frühling Sommer Herbst Jahr
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Heiter 22.1 12.3 13.4 18.5 66.3
Trübe 34.7 43.3 35.4 38.5 151.9
Tabelle 9
Zahl der Tage mit Nebel in Zehnteln
Station Platta-Medels
Jan. Feb.
März. April Mai Juni Juli
Aug. Sept.
Okt. Nov. Dez.
_______________________________________________________________________________________
U 3.6 4.0 6.8 5.4 5.3 5.3
4.2 5.6 3.9
7.1 6.8 5.6
U* 3.8
3.4 3.8 3.8 5.2 5.4
5.4 5.4 4.6
6.1 4.0 4.1
G 3.1 3.6 3.8 3.8 4.9 4.8
5.4 5.8 6.3
6.3 5.3 4.1
G= 1931-1960
U =1864- 1930
U*=1911-1930
Winter Frühling
Sommer Herbst Jahr
______________________________________________________
U 13,2 17.5 15.1 17.8 65.5
U* 11.3 12.8 16.2 14.7 55.0
G 10.8 12.5 16.7 17.9 57.9
Station Disentis
1948 -1962
Jan Febr. März April Mai Juni Jul
Aug. SeptOkt.Nov.Dez ___________________________________________________
1.7 1.2 0.3
0.7 0.7 0.3
0.4 0.9 0.5 1.5
1.5 1.5
Winter Frühling Sommer Herbst Jahr
____________________________________________________________________
4.2 1.7 1.6 3.5 11.0
325. Die Windverhältnisse
Die SW und
NE Winde halten sich als Talwinde entgegengesetzter Strömung so ziemlich das
Gleichgewicht.
Der NE -Wind
wird von den Einheimischen im Sommer l aura sut (Unterwind) genannt. Er bringt
schönes Wetter.
Im Winter
wird der NE -Wind l aura freid genannt (Kaltwind)
Weil er
Schnee und kalte Tage bewirkt.
Der Nordwind
wird durch den mächtigen Gebirgswall des Oberalpstock und Tödimassives vom
Vorderrheintal
abgehalten und bringt höchstens in die linken Seitentäler wie das Val Russein
in der Gemeinde Somvix erhöhte Niederschläge.
Sowohl die
kühleren Regenwinde, als auch die warmen trockenen Fallwinde (Föhn), strömen
von
Südwesten
ins Vorderrheintal ein.
Diese
Südwestwinde spielen für das gesamte wirtschaftliche Leben des Vorderrheintales
eine hervor-
Ragende
Rolle.
Sie bedingen
dessen floristisches Habitus. Sie bringen auch die notwendigen Landregen. Führt
der
Föhn de
Hochtälern an der Wasserscheide des Tavetsch, Medels und Somvixertal noch
reichliche
Niederschlagsmengen,
so ändert sich sine klimatische Einwirkung von Disentis talabwärts zum
Gegenteil.
Hier wird der Föhn zum Trockenwind
Windverteilung 1964, Jahressummen
N NE
E SE S
SW S SW
W NW Calmen
_______________________________________________________________________________________
Platta 33 136
23 81 169
89 169 89 1 8 558
Disentis 79 53
78 30 66
82 66 82 45 18 647
326. Zusammenfassung
Die Cadi
gehört zum kontinentalen Klimagebiet der Alpen.
Wie das
übrige schweizerische Alpengebiet ist es durch den niedrigen Luftdruck und
durch niedrige Luftwärme im Winter,verhältnismässig geringe Bevölkerung und vor
allem durch eine intensive Wärme- und Ultra- violeteinstrahlung gekennzeichnet.
Die
Niederschlagsmengen ergeben, das die Talgründe der Cadi verhältnismässig
trocken sind.
Temperaturbeobachtungen
deuten auf relativ warme Sommer.
Zum Schluss
die Vergleichzahlen von Disentis und Davos.
Disentis
soll zum Touristenzentrum in naher Zukunft werden.
m ü. M. 1 2 3 4
____________________________________ ________
Davos 1173 66%
6.5 1279
10.3
Disentis 1561 74%
2.8 999 4.6
1= relative Luftfeuchtigkeit
2= Temperatur in0C.
3=
Niederschlag in mm
4= Tage im Nebel
Die Vorzüge von Disentis liegen
offensichtlich bei niedrigem Gehalt von relativer
Luftfeuchtigkei und wenigen
Nebeltagen
33. Andere Untersuchungen zum
Klima des Voderrheintales
1864
erschien von Christian Brügger in Chur die Studie Lukmanier und Gotthard eine
klimatologische Parallele.
Der
weitausschauende Blick Brüggers, tritt in Gegensatz zuder später einsetzenden
Tendenz, das Klima einer bestimmten Landschaft
as dem blossen Vergleich der meteorologischen Annalen einzelnen Stationen
feststellen zu wollen indem er folgende Punkte für die Klimadiagramme
aufstellte.;
A.Die vorhandenen Witterungsbedingungen in
Aufzeichnungen
1. aus älteren geschichtlicher
Zeit
2. Aus neuerer Zeit
(Meteorolgische Annalen)
B. Die Pflanzenwelt,
besonders die Verbreitungs-und
Vegetationsverhältnisse der Kultur-
und Alpenpflanzen
C. Das Tierleben der Alpen
D. Die Forst- Land -und
Alpwirtschaft
E. Die Verkehrsverhältnisse der
Alpen
Brügger betont die vorherrschende
Plateaubildung der Ostalpen, gegenüber den viel schrofferen
Gipfel- und engeren Talbildungen
der Westalpen,
ebenso die Entwicklung eines sehr
maritimen Charakters
Als weitere
wissenschaftliche Arbeit ist die Untersuchung von P. K,Hager: Verbreitungung
der wildwachsenden Holzarten der Surselva, 1916 zu nennen,
Hager
beleuchtet das Klima vom pflanzengeographischen Standpunkt.
Vergleich
Klima Vorderrheintal/Lukmanier mit Urseren/Gotthard
Nach Christian Brügger
---------------------------------------------------------------------------------------
Das Vorderrheintal weist gegenüber
dem Lukmanier nach
Folgende Vorteile auf:
a) Höhere Sommer- und Mittagswärme
für dieselben Höhen
b) Grössere Anzahl der klaren Tage
im Jahresdurchschnitt
c.) Geringere Anzahl der trüben
und Nebeltage
d.) Geringere Anzahl der Schnee
und Regentage
e). Geringere Mächtigkeit der
Regen- und Schneefälle
f). Höheres Ansteigen der gesamten
Vegetation, der Wälder,
des Obstbaues des Ackerbaues und der menschlichen Ansiedelung
4. Die Vegetation
41. Einleitung
Zur Vegetation der Cadi ist eine wertvolle
Untersuchung zu erwähnen
P. Karl Hager
Erhebungen über die Verbreitung der wildwachsenden Holzarten in der
Schweiz
Lieferung 3, Gebiete des Vorderrheintales
Bern 1916
Die Arbeit gibt einen guten Ueberblick über
die Vegetation der Natur-und Kulturlandschaft der Surselva
42. Die vertikale Gliederung der
ursprünglichen Vegetation in der Cadi
Bevor der
Mensch in die Cadi einwanderte, muss man sich die Talschaft als Waldlandschaft
vorstellen.
Die Waldgrenze
verlief auf etwa 2150 m Höhe. Nur die schallen Ränder recht und links des
Vorderrheins und jene der grösseren einfallenden Seitenarme, vermochte wohl
einige sterile Sandbodenfächer aufweisen.
Nach
pflanzengeographischen Gesichtspunkten lässt sich folgende vertikale Gliederung
vornehmen
421.
Flussaue Gebiet des Talbeckens von Trun
auf 900 m
Es handelt
sich um ein Areal längs des Rheins mit linienhafter Erosion, ungebändigte
Flussepertinen
und Schotteranhäufungen.
Neben
offenen Schotterbänken wurden Auewaldeinheiten festgestellt.
Man kann
sich auch in den Becken von Disentis unf Tavetsch weitere ausgedehnte
Auenwälder vorstellen
Die
romanischen Ortsnamen Isla, Disla, Nisla, sind gleichbedeutend mit Inslen.
Die ursprünglichen
Inselgelände
tragen heute grösstenteils Auewiesen und Aueäcker.
422.
Ursprünglicher montaner Laubwaldgürtel an den Seitenhängem des Trunses
Talbeckens
Die
Obergrenze des Laubwaldes lag zwischen 1100-1300 m. Diese Grenze kann auch heute
noch gut an den Steilhängen des Somvixertales verfolgt werden.
423.
Subalpiner Koniferenwald
Zwischen
1450-2150 m bestand ein geschlossener Koniferenwald
Sofern es
die Exposition erlaubt, wurden bei der Landnahme Rodungen
Durchgeführt.
Maiensässe und Wald sind heute
miteinander verzahnt.
Rodungen
führten zum Rückgang der Waldgrenze auf
etwa 1900 m.
Diese
Rodungen bewirkten Gefährdungsmomente in der Landwirtschaft
424.
Alpine Grasflur und Felsflur
Innerhalb
dieser Zone liegt die Kampfzone der Bäume und die Krüppelgrenze
Heute ist
diese Zone das Gebiet der Alpweiden
4241. Schneegrenze
Die Schneegrenze ist sowohl lokal wie
periodisch verschieden und liegt in Durchschnittsjahren auf
Der Höhe 2700 m.*
-----
Gerlands Beiträge zur
Geophysik, Band 5 Leipzig 1902
43.
Vegetation der Kulturlandschaft
Die
Vegetationsgrenze ist im Oberland as Folge der Umgestaltung der Naturlandschaft
zur
Kulturlandschaft
von 2150 m auf 1950 m gesunken*
Die grossen
Waldrodungen bewirken die Gefährdung fast aller Siedelungen in der Cadi in Form
von Murgängen und Lawinenzügen.
Dieser
Gefährdung wird in einem besonderen Kapitel Beachtung geschenkt.
Die relativ
hochgelegenen Ackerbaugrenze ist eine Folge des Klimas.
Das für den
Feldbau geeignete Land ist während der Vegetationszeit trockenen und wärmer als
die
Ungefähr
gleich hoch gelegenen und vergleichbaren
Talsohlen von Rheinwald und Urseren.
Die
Trockenheit ist wohl in erster Linie darauf zurückzuführen, dass das Tavetsch
den BezirkVorder-Rhein westwärts abschirmt.
Die
Trockenheit akzentuiert sich talwärts; von
124 cm Jahresniederschlag in Sedrun sinkt der Niederschlag auf 114 cm in
Surrein (Somvix) auf 97 cm in Ilanz. Im Gebiete der Gemeinde Somvix verlaufen
die Ackerbaugrenzen
unmittelbar
unter der Zone der Maiensässe, die ihrerseits mit dem Wald verzahnt sind.
Ackerbaugrenzen in der Gemeinde
Somvix
Somvixertal, Weiler Val 1205 m
Rechte Talseite. Weiler Laus 1320 m
Linke Talseite, Weiler
S.Benedetg 1370 m
Neben dem Feldbau der in den letzten Jahren
und Jahrzehnten an Bedeutung verlogen hat,
nimmt das Wies-und Weideland im Bild der
Kultulandschaft einen zunehmen wichtigeren Platz ein.
*S.Jenal : Die Wald-Siedlungs-Getreide-und
Schneegrenzen im
Vorderrheintal
Dissertation, Zürich 1947
Neu
2002
Mit der durchschnittlichen Erwärmung um 1-2
Grad Celsius verschieben sich auch die Grenzen
Heute dürfte die Schneegrenze bei ca 3000 m
liegen.
5. Gelände und Boden
51. Die Gefährdungsmomente in den Gemeinden Trun und Somvix als Folge
des Eingriffes in die Naturlandschaft
Die Umwandlung der Naturlandschaft in die
Kulturlandschaft
Brachte eine Herabsetzung der Waldgrenze mit sich.
Weite Teile
Der Talschaft wurden gerodet.* Es ist heute noch ein
durchschnittlicher
Waldstreifen von 400 m-600 m gegenüber 600-1200m vor
der
Landnahme feststellbar.
Diese Waldstreifen sind aber nicht in sich
geschlossen. Schuld daran sind
Die Verzahnungen des Waldes mit den Maiensässen und
das Beweiden des
Waldes. Damit verbunden ist eine fortschreitender
Rückgang des Waldes.
Die steilen Hänge der Cadi fördern die Erosion. Die
Rüfen- und Lawinengefahr
ist ausserordentlich gross. Neuerdings wurden schwere Eingriffe in
die Land-
schaft durch den Kraftwerkbau
vorgenommen.
Die Auswirkungen auf die
Hydrologie und damit auf die Vegetation
sind noch ncht voraussehbar.
511. Gelände und Boden in Trun
In der Talsohle des Rheins befinden sich lehmige
Geschiebe und Blockschuttablagerungen, die teils durch den Rhein und teils
durch
Rüfen dorthin befördert wurden. Das ins Tödigebiet
führende Val Punteglias
Ist mit Felsbrocken und Geröll übersät. Der Nordhang
gegen die Alp Nadels
Ist von dunklem Gneis und Tonschiefer sowie grünem
Sericitschiefer überzogen.
Im Val Zavragia tritt Bündnerschiefer zu Tage, was
zu gewaltigen Erdrutschen
Geführt hat. Die Humusschicht ist m Kulturland
mehrheitlich flachgründig und
Durchlässig, wodurch in trockenern Jahren
Ertragsausfälle möglich sind. Auf
Der Alp Nadel sind sehr grosse Flächen sumpfig, da
lehmiger Untergrund vorherrscht.
Literatur:
* Spescha Pl. Das Tavätschertal (Beschreibung um
1899) Chur
Auch in der Talsohle bestehen keine idealen
Bodenverhältnisse.
Die kegelförmige Aufschüttung zwischen Rabius und
Campliun wurde einst
Durch gewaltige Rüfen gebildet und ist sehr steinig
Die Wiesen am Ufer des
Rheins wurden früher oft überschwemmt und mit Geröll
bedeckt.
Schöne Wiesen und Aecker befinden sich bei Lumneis
und Gravas.
50% des Kulturlandes liegen am Südhang, 30% in der
Talsohle und
20% am Nordhang.
Die Heimgüter sind im allgemeinen mässig geneigt und
teilweise auchEben. Dagegen sind fast alle Maiensässen sehr steil.
512. Gelände und Boden in Somvix
Durch Geröll und Geschiebe des Somvixerrheines wurde
ein grosser Teil
Der Rheinebene östlich von Surrhein überschüttet.
Schuttmassen überdecken die Talsohlen im oberen
Somvixertal,
im Russeintal, am Fuss des Bergsturzgebietes
Garvera, oberhalb Laus
und östlich von Pardomat.
Die Terrassen am Südhang von Compadials und Rabius
bestehen aus lehmigem
Geschiebe und Blockschuttablagerungen.
Dasselbe gilt für die Gegend des Tenigerbades und im
Val Vallese.
Im Kulturlandareal ist die Humusschicht tiefgründig
und fruchtbar.
Da der Boden durchlässig ist, leiden die am Südhange
liegenden Grundstücke an Trockenheit.
Der Untergrund in der Sohle des Rheintals besteht
aus Kies und Sand. Die Erträge sind daher nicht sehr hoch.
Literatur:
Gesell
R. Beiträge zur Kenntnis der Schuttmassen im Vorderrheintal.
Jahresbericht
der Naturforschenden Gesellschaft Graubünden
Chur
1918
52. Die Elementarschadengefahr
521. Gefährdungsmomente in Trun
Bereits bei der Bodenbeschreibung wurden auf einige
Gefahren und Ereignisse hingewiesen. die die Landwirtschaft und Sicherheit der
Wohnbevölkerung in Mitleidenschaft ziehen.Im Vordergrund stehen die Rüfen im
Vals Sinzera deren Anrisszonen sich in der Schlanseralp
Befinden. 1965 ging eine gewaltige Rüfe nieder, die
bis ins Dorf hineindrang und zahlreiche Gebäude zerstörte.
Da der Hang im oberen Teil des Vals Sinzera nicht
verbaut werden kann, befindet sich eine gewaltige Sperrmauer oberhalb Darvella
im Bau.
Im Februar 1967 wurde der Weiler Cartatscha von eine
Lawine erfasst, die aus der Gegend der Schlanser Alp kam, wobei Menschenleben
beklagt wurden
Zahlreich sind frühere Lawinen -und
Rüfenniedergänge. In den Jahren In den Jahren
zwischen 1930-1940 wurde der Weiler Zignau mehrmals
teilweise mit Schutt überdeckt. Als Gegenmassnahme wurde die Hangpartie
im Val Zavragia aufgeforstet. Das Rutschgebiet ist zum Stillstand gekommen
Durch das Dorf Zignau wurde ein Kanal mit hohen
Dämmen erstellt.
Besondes grosse Lawinengefahr herrscht am Bergrücken
von Munt
Auf der linken Talseite. Umfangreiche
Lawinenverbauungen sind im
Gange. Bis vor kurzem konnten Lawinen durch eine
schmale Schneise
Bis zu den äussersten Häusern von Trun vordringen.
Lawineniedergängen werden auch im Val Sinzera
verzaeichnetnoch be
Finden sich dort keine Wohnsiedelungen oder
Verkehrswege in der
Gefahrenzone.
Zahlreich waren früher die Ueberschwemmngen des
Rheins, die letzte 1954. Seither sind zahlreiche Stauseen und Kraftwerke gebaut
worden, wodurch die Fliessmengen unter Kontrolle gebracht werden
Können.
Literatur:
Jäckli H.
Gegenwartsanalyse und Geologie des bündnerischen
Rheingebietes, Bern 1957
522.Die
Gefährdungsmomente in Somvix
Die grösste Gefahr, die den in der Talsohle gelegenen Gebieten der
Gemeine Somvix Jahrhunderte lang gedroht
hat, nämlich die Ueber-
Schwemmungsgefahr, ist dank umfangreichen Wuhrarbeiten und
Dem Einfluss des Kraftwerkbaus gering geworden. Die letzten grossen
Ueberschwemmungen haben sich in Surrein 1954 ereignet. Eine andere
Gefahrenquelle ist die Erdrutsch -und Rüfengefahr.
Sie zwar bedeutend geringer als in der Nachbargemeinde Trun.
Eine bergsturzähnliche Rüfe trennt die Hofgruppen Pardomat und Falens.
Der Talhang des Weiler Laus ist
früheres Rutschgebiet
An vielen Orten im Alpgebiet besteht grosse Lawinengefahr. Dashjintere Somvixertal,
sowie das Val Russein ist im Winter wegen
Lawinen- und Steinschlagsgefahr nicht begehbar. An wenigen Orten
Können die Lawinen bis zu den Siedlungen vordringen. Gefährdet Ist der
Weiler San Benedetg. Die Siedlungen sind sonst an Schutzlagen
Diese Regel scheint man beim Bau der Ferienhäuser oberhalb Somvix
Vergessen zu haben
Literatur:
Frotté, H. Wasserkräfte des Rheins im Schweizerischen Rheingebiet
Von den Quellen bis zum Bodensee
Publikationen des Schweizerischen
Wasser-
Wirtschaftsverbandes Nr.4, 1920
Versell,W.+ Schmid,A.: Bericht über Wildbachverbauungen im
Bündnerischen Rheingebiete zur Sicherung der Rheinre-
Gulierung oberhalb des Bondensees
Chur 1928
IV. Siedlungen und Bevölkerung in der Cadi
1. Zur Siedlungsgeschichte der Cadi
11. Die Anfänge der Besiedelung
Die
Anfänge der Besiedelung des Vorderrheintales liegen im Dunkeln. Jedenfalls
waren die ursprünglich dicht bewaldeten Talbecken der Cadi schon früh, das heisst in vorrömischer
Zeit besiedelt. Dies trifft sicher für die Sutsassiala zu Man ist auf die
archaeologischen Funde angewiesen. Diese Funde deuten auf die Wichtigkeit des
Lukmanierpassüberganges hin.
Die
geringe Höhenlage des Passes (1916m ), sowie das ausgeglichene Relief ermöglichen eine frühe Benutzung des Ueberganges.
Der
Historiker F.Purtschert* vermutet, dass auch die Sursassialaz zur Römerzeit
schon besiedelt gewesen sei, da Urseren und Tavetsch zum gleichen römischen
Verwaltungsbezirk gehört
Hätten.
Es kann sich aber nur um isolierte, unbedeutende Wohn-Stätten gehandelt haben.
Sonst wären die Namen (summus vicus)= Somvix
und Desertina = Disentis) vollkommen unverständlich.
Literatur;
Purtscher. F: Studien zur
Geschichte des Vorderrheintales im
Mittelalter
41.Jahresbericht der
historisch-antiquarischen
Gesellschaft
Graubündens 1912
V.Juvalt, W.: Forschungen über die Feudalzeit im curischen Rätien.
Zürich, 1872
12.
Die Einwanderung der Walser in den
romanischen Siedlungsraum der Cadi
Die romanischen Bewohner
der Cadi lebten in geschlossenenDörfern und betrieben in den Talgründen
Ackerbau. Jeder romanische Gemeinde war eine Markgenossenschaft, mit Hohem
Anteil an kommunalem Wald- Weide -und Alpland.
Im 13 Jahrhundert erfolgte über den Lukmanierpass,
den Oberalppass, sowie die Greina die Besiedelung der höher Gelegenen Gebiete
durch die Walser . Walserkolonien ent-stnden im Tavetsch, im Medel, sowie im
Somvixertal.
Zusätzlich siedelten sich Walser in den romanischen
Dörfern a und trugen zur Vergrösserung der Dorfschaften bei.(1)
121. Die Orts -und Flurnamen als
Hinweis zur Walsereinwander ung.
Tavetsch:
Nach C.Muoth ist das Tavetsch von drei Seiten her
besiedelt wrden. Eine erste Einwanderung erfolgte von Uri, möglicherWeise vom Wallis her. Dafür sprechen
die deutschen Ort-undFlurnamen. Spätere Einwanderungen hatten als Ausgangsort
Das Medel und Disentis.
Tschamutt kommt non ze Mutt, ze Matt=Zermatt
Ca Mott bedeutet
diesseits des Hügels
Rueras
kommt von Ryfaires, Rüfi= in der Rüfe
im Holz
wurde zu Selva
Flurnamen; Müren,
Bollimatte, Platte (2)
1. F.
Purtscherchichte des
Vorderrheintales im Mittelalter
Chur 1912
2. W. Leemann: Zur Landschaftskunde des Tavetsch 1928
Medel;
Um Namen mit der Endsilbe Ingen und damit um das
einstige
Vorhandensein von Walserkolonien handelt es sich bei
den hier ange-
Führten Beispielen
Mutschnengia: (1380
Montschaningen= Berghof)
Urlengia: (Italienisch,
Orlo,= Bord, Urkunde
Muscengia: (Urkunde?)
Alle drei Orte liegen am alten Lukmanierweg, der
unter Umgehung der
Tiefen Schlucht des Medelserrheines dem linken
Talhang entlang führte
Und erst hinter Curalglia über den Bach setzte.
Auch Platta der Hauptort der Gemeinde Medel, muss
als einstige
Walserkolonie gedeutet werden (1380 Urkunde, Hannes
zu der Platten).
Somvix
Es ist wohl möglich, dass auch zwei Nachbarschaften
von Somvix,
Aldengia und Marlengia Leitpunkte der
Walserwanderung durch das
Vorderrheintal darstellen.
In Weiterführung der Route gelangt man sodann auf
die Hochterrassen
Von Obersaxen, die bis heute deutschsprachig
geblieben sine
Flurnamen
Nicht nur im Tavetsch, sondern auch im traditionell
romanischen Siedlungs-
Gebieten kommen ehemals deutsche Flurnamen vor.
Misès
=Maiensäss
Schmalzetta
= Schmelzhütte
Entarnus
= Ennet der Runse
Barboda
= Bärenboden
Diese
Namen stellen nur eine kleine Auswahl dar. Es ist wahrscheinlich, dass
Die
Romanen die in engen Kontakt mit der deutschen Sprache und auch zu
Den
Walsern standen, diese Ausdrücke
¨übernommen und romanisiert haben.
122. Die Romanisierung der
Walsergebiete
Im 17.Jahrhundert kam die
Romanisierung der Walsergebiete
Zum Abschluss. Damit verbunden war die Aufgabe
der Hofsiedelungen
Und
eine Erniedrigung der Siedlungsgrenze. Diese Vorgänge dauerten
Bis
ins 18/19.Jahrhundert.
Ueber
die Gründe der Romanisierung gibt es verschiedene Meinungen
In
wissenschaftlichen Arbeiten wird immer wieder der Umstand erwähnt,
dass
sämtliche Urkunden des Kloster Disentis 1798 durch den Kloster-
brand
zerstört wurden, womit jede Siedlungsforschung
für die Zeit
vor
18oo erschwert ist.
Die
Romanisierung kann keine direkten wirtschaftlichen oder eographischen Ursachen
haben. Sie muss polischer Art gewesen ein. Die angrenzenden Terrassen von
Obersaxen gehörten nicht um Hoheitsgebiet von Disentis und sind deutsch
geblieben.
Das
Herrschaftsgebiet des Gotteshauses Disentis ist ursprünglich
Eine
Talmark von gleicher Ausdehnung nach dem Muster der grossen
Marken
von Schwyz, Uri und Glarus, welche mit
der später aufTauchenden Gerichtsgemeine (Cumin) räumlich zusammenfällt.
Von
dieser grossen Talgemeinde lösten sich
die sechs Nachbar chaften beziehungsweise Kirchhörungen Tavetsch,
Medels, DisentisSomvix, Trun und Brigels (Schlans gehörte nicht zur Cadi).unter
Auf eilung der Mark als selbstständige Gemeinwesen ab.
In
der Talmark hat das mit
gleichberechtigtem Nutzungsrecht zu Wald und Weide bis zur neuesten Zeit bestehende
Freizügigkeits-Und Niederlassungsrecht der Markgenossen im ganzen Umkreis der erichtsgemeinde
seine Wurzel.
Damit
war eine ständige Binnenwanderung gewährleistet und esKann durch diesen Umstand
die Romanisierung teilweise verstandenWerden. Jedenfalls ist sie mit Billigung
des Klosters erfolgt.Im Siedlungsbild sink keine Unterschiede zwischen
romanischemUnd walserischen Siedlungsgebiet mehr festzustellen.
J.Kreis:
Die Walser, Bern 1966
13. Die Siedlungslandschaft des
17/18,Jahrhunderts.
Für
die Darstellung der Verhältnisse des 17/18.Jahrhunderts,
stütze ich mich auf das Werk von
Nicolin Sererhard.
Einfalte
Delineation aller Gemeinden gemeine dreyen Bünden
anno 1742
Ebner und Cie AG, Chur
Der
untenstehende Text ist eine verkürzte Wiedergabe aus den Darlegungen von
Sererhard. Die Anmerkungen sind teil-weise eingesetzt.
Das
Hochgericht Disentis teilt man ab in vier Höfe, wie sie
es
nammsen.
Der
erste ist Disentis, allo adas wohl erbauene Kloster zu sehen,
Dahin
gehören die Nachbaschaften oder kleine Dörfer.
1.
St.Johann (S.Gion, heute noch bekannte Kirche)
2.
Sengi (Weiler Segnas)
3.
Sax (Dorfsiedelung im Tavetsch)??
4.
Brülf (1) allwo vor Zeiten ein Schloss gestanden, gleichen Namens,
nicht weit davon siecht man auch noch rudera
des alten Schlosses
Rigis
Der
andere Hof ist das Tavetscher Thal eine Wildnis.
Hier
findet man die rudera des Schlosses Pultmenga (2)
Item
die Nachbarschaften.
1.
St.Jakob
2.
Selva
3.
St.Vigill
4
.Cumanils
5.
Cimunt, quasi cuna del munt in rhätischer Sprache
Der
dritte Hof des Disentiser Hochgeriichtes ist die Brigelser
Pfarrey
mit
1.
Arpagus
2.
Danis 3. Medels Dahin gehören auch die Nachbarschaften
1.
Curaglia, 2. Platta
1.
Weiler Brülf durch eine Rüfe 1689 verschüttet
2. Pontaningen bei Rueras
Der
vierte Hof ist Truns, ein namhafter Ort, sonderlich weil
Ehedessen
die Bundesversammlungen alldorten gehalten worden,
wie
auch Erwähl- Bestätig- und Beerdigung des jeweiligen Land-
richters
an diesem Ort. Man siehet auch Werkzeichen wie vorlängsten
eine
gewaltige Rüfe viele Häuser alldorten
undergelegt.
Alldorten
sind auch noch rudera etlicher alten Schlösser, als
1.
Crestatschia
2.
Fryberg
Zu
Truns gehören auch die Dörfer Sumvig, bey welchem das berühmte Schloss
Hochenbalken gestanden item das Dörflein
Rinkenberg mit seinem Schloss gleichen Namens. Nicht
weit davon war auch ein Schloss namens Hirsel.
Um
diese Gegend ist ein kleine Flüsslein welches Goldsand führt.
Im Gebirg dort herum findet man auch Silber-
Kupfer- und Erzgruben
Die
noch vor etlich Jahren jedoch mit wenig Nutzen bearbeitet wurden.
Herr
Steiner aus Winterthur hats auch probiert. (1)
Item
liegen auch in diesen Reviren die Nachbarschäftlin
1.
Campalgo
2.
Tiron
3.
Darvella
Ohnweit
von Truns an einem Ort genannt Tawanasa ist ein Brünnlein,
bey
welchem vor Zeiten die Patres oder Ehren Gesandten des Bundes,
wenn
sie auf ihre Bunds Tage zu Truns zusammen kommen, sich ordinari zusammen zu
setzen pflegten
1.
Gemeint sind die Erzvorkommen im Val Punteglias
Nachrichten über das Goldvorkommen bei
Truns siehe
Auch bei
Pl. Plattner, Geschichte des Bergbaues der östlichen
Schweiz, Chur 1878
Ledo Weisz, Studien zum Handels und
Industriegeschichte der
Schweiz, Band 1/Zürich 1938
Das
Hochgericht Disentis (Lat.Disertinus), führt seinen
Namen
von dem berühmten Kloster gleichen Namens, so will dorten
Zu
finden, von dessen Stiftung, item Legenden von St.Palcido
Wie
er, als er auf Befehl S.Victoria einen
Rhetischen Grafen
Zu
Chur, auf dem Weg enthauptet worden, seinen Kopf aufgehoben
Und
von einem ihm begegnenden Weib ihre Straude oder Schleyer
Entlehnt
in welchem er seinen Kopf bis gen
Disentis undem Arm
Getragen
allwo er auch begraben.
Aus
welchem Heiligtum nachgehen eine Kirche und endlich dies
Kloster
entstanden, circa annum 640, kann in der cronicis Sprecher (1)
Und
Guleri (2) nachgewiesen werden.
Anmerkungen zum Text
Trotz
Bemühungen verschiedenen Herren Patres des Kloster Disentis
Gelang
es nicht alle von Sererhard angeführten Orte einen heutigen Lokalität
zuzuordnen. Es fällt bei der Aufzählung und Gliederung der Höfe auf, dass sie
von Darstellung anderer Autoren abweicht.
Sererhard
zählt die Gemeinde Medel zu Brigels. Nach Purtscher war
Das
Medel eine eigene Vischnaunca
(Nachbarschaft) Und Kichhörung. Die Ablösung der sechs beschriebenen NachbasSchaften
muss schon im 11./12. Jahrhundert
erfolgt sein. Urkunden
Fehlen.
Wo der Fehler liegt kann hier nicht untersucht werden.
___________
1.
Fortunat Sprecher von Berneck; Rhetische
Chronik
Chur 1672
2
.Johannes Guler von Weineck: Raetia, Zürich 1916
2. Die Veränderungen der Siedlungsgrenzen
21. Entwicklung bis 1945
Die Veränderung der Siedlungsgrenzen im Gebiete der Cadi,
untersuchte Sebastian Jenal in seiner Dissertation
Die Wald - Siedlungs- Getreide- und Schneegrenze im Vorderrheingebiet,
Zürich 1947.
Die Verhältnisse im Tavetsch bearbeitete W. Leemann in seiner bereits
Erwähnten Dissertation. (1)
Die Untersuchungsergebnisse der Autoren lassen sich in drei Punkten
zusammenfassen
1.
Die Bevölkerung der Cadi hat sein 1800 kaum zugenommen. Durch
den hohen Bevölkerungsüberschuss erfolgte
eine dauernde Abwanderung
Leemann untersuchte die Grösse und Periodizität
für das Tavetsch. Im Zeitraum
Zwischen 1850-1927 sind 526 Personen, bei
einer Bevölkerung von 870 Personen
ausgewandert
2.
Zwischen 1600-1900 sind zahlreiche Hofsiedelungen aufgegeben worden.
Im Tavetsch wurden bis 1927 64 von 66 Hofsiederungen aufgegeben.
Zwei Hofsiedelungen sind noch übrig
geblieben. In anderen Gebieten war
Der Rückgang unbedeutend, da seit jeher
die bevorzugte Siedlungsform das
Dorf
war.
3.
Durch die Konzentration der Bevölkerung in Dörfern bildeten sich einzelne
zentrale Orte heraus, wie Disentis, Sedrun
und Trun.
_______________
1.
Walter Leemann; Zur Landschaftskunde des Tavetsch in
Mitteilungen der
Geographisch-ethnographischen Gesellschaft
Zürich 1928/1929
Literatur:
Flückiger,
O: Die obere Grenze der menschlichen Siedlungen in der Schweiz
Dissertation, Bern 1906
22. Die Siedlungen im Zeitraum zwischen
1910-1960
221. Statistisches Material
Das
schweizerische Ortschaftenverzeichnis Ausgabe 1966, das auf den
Zahlen
der Volkszählung 1960 aufgebaut ist,
gibt
zum ersten Mal seit 1910 Auskunft über die Siedlungsverhältnisse in
den
Weilern und Dörfern
Als
eigene Siedlungen gelten grundsätzlich alle Gebäude oder Gebäude-
Ansammlung
die einem Abstand von wenigsten 100 m,
gemessen zwischen
den
äussersten Gebäuden aufweisen
Hindernisse
wie Flüsse, Täler, Wälder ,Hügel, Seen , Bahnlinien ohne Uebergang oder
Unterführung, sowie grössere Höhenunterschiede können den Abstand verkürzen
Die
Angaben des Verzeichnisses beziehen sich damit nur auf eng um-Grenzte
Siedlungen und nicht, wie das bei früheren Verzeichnissen zum Teil er Fall ist,
auf Ortschaften im weiteren Sinn, bei denen auch die Einzelgebäude
im
näheren Umkreis der Dörfer mitgerechnet werden.
222.Auswertung des statistischen
Material
Ueber
die Publikatonen hinaus existieren noch Manuskripte im eidgenöss-
ischem
statistischem Amt, die genauer über die Siedlungsverhältnisse Auskunft
gegen,
das heisst jede Siedlung erfassen Es wurde Einsicht in die Manuskripte genommen
(vergl.Tabelle 11).
Für
die Gemeinde Somvix wurden die Werte von 1910 und 1960 verglichen
Obwohl
die Angaben der Verzeichnisse nicht den genau gleichen Voraussetzungen beruhen,
wie oben angeführt wurde.
223. Diskussionen, über die
Veränderungen zwischen 1910-1960
Sowohl
die Zahl der Haushaltungen wie der bewohnten Gebäude, als
Auch
die Einwohnerzahl de Cadi hat zugenommen.
Die
Zunahme der Bevölkerung liegt innerhalb des schweizerischen Mittels
Nur
in der Gemeinde Schlans hat die Bevölkerung abgenommen.
Schlans
hat keinen Anschluss an die rhätische Bahn und ist eine abgelegene
Terrassengemeinde
ohne Gewerbe und Dienstleistungsbetriebe.
Die deutlichste
Bevölkerungszunahme verzeichnet Disentis. Disentis wurde 1912Endstation der
Bahnlinie Chur - Disentis, und 1927 Endstation der Linie Andermatt -Disentis.
Bescheiden ist eher die Zunahme in
der Gemeinde Trun, obwohl Trun der einzige Industrieort der Cadi ist. Die
übrigen Bevölkerungszunahmen sind dem Kraftwerkbau zuzuschreiben, vor allem in
Medels und Tavetsch
224.Rückgang der Siedlungsgrenzen zwischen 1910-1960
In
diesem Zeitraum wurden keine Weiler verlassund ein Dutzend Höfe wurden
aufgegeben und teilweise zu Oekonomie
Gebäuden
umgestaltet Die Aufgabe von Landwirtschaftsbetrieben liegt
Wesentlich
höher
Der
noch im 19.Jahrhundet stattgefundene
Konzentrationsprozess
ist jetzt zum Stillstand gekommen, da
praktisch jeder Weiler in den letzten Jahren ein Autozufuhr bekommen hat
nach dem Ortschaften-
Bewohnte
Gebäude Haushaltungen Wohnbevölkerung
1910 1960 1910 1960 1910 1960
______________________________________________________________________
Gemeinde
Somvix 194 243 261 391 1320 2004
---------------------------------------------------------------------------------------------------Fraktionen
Compadials 31 32 43 45 209 240
Rabius 37 47 47 83 234 393
Vitg 42 47 63 70 330 324
Surrein 41 47 52 73 280
311
Uebrige 70 - 120 - 736
S.
Fraktion Somvix
Su.
Fraktion Surrein
Co.
Fraktion Compadials
R. =
Fraktion Rabius
St.
Somvixertal
Laus =
Weiler auf der rechten Talseite) (1300 m)