Fortsetzung von Cadi 1
25. Die Veränderung in der Gemeinde
Somvix
Tabelle 11 zeigt deutlich, dass Statistiken oft ein
verzerrtes Bild
Eines Tatbestandes geben können. Die Bevölkerung der
Gemeinde hat von 1910-1960 um 700
Personen zugenommen. 304 Personen entfallen
aber allein auf die Baustelle Runcahez im Somvixertal
Der Voderrheinkraftwerke AG, die 1965 wieder
aufgegeben wurde,so dass der effektive Zuwachs noch
380 Leute beträgt.
Die grösste
Bevölkerungszunahme mit 160 Menschen erzelte das Dorf Rabius. Rabius weist etliche Gewerbebetriebe und zwei
holz-verarbeitende Fabriken auf, ausserdem
sind einige zentrale Dienste der Gemeinde in Rabius vertreten.
Ein weiterer Grund für die Bevölkerungszunahme mag
die relative Nähe von Trun sein, wo verschiedene Einwohner von Rabius in der Dort
vertretenen Industrie Arbeit finden.
Der Hauptort der Gemeinde Somvix -Dorf (vitg) hat an Bevölkerung sogar abgenommen. Schuld daran
sind wahrscheinlich unter anderen Dde topographischen
Verhältnisse, die die Ausweitung des Dorfes nicht begünstigen. (Somvix- Dorf
liegt auf eine Terrasse).
In den übrigen Dörfern ist die Bevölkerung ungefähr
konstant geblieben, dasselbe trifft für die Weiler zum wo die Schwankungen Rein
zufällig sind.
Die neuen Strassen und der zunehmende Fremdenverkehr
stabilisieren den früheren Siedlungs -und
Bevölkerungsrückgang. Seit 1910 wurden in der Gemeinde Somvix lediglich
zwei Einzelsiedlungen aufgegeben
Tuor 1220m Fraktion Somvix (in
Tabelle 11 nicht aufgeführt) und Casep Fraktion ?
Mit Ausnahme von Rabius hat sich auch das Siedlungsbild der Gemeinde
kaum verändert.
3. Die Siedlung- und Nutzungszonen am
Beispiele der Gemeinde Somvix
Raum möglich sind. Nutzung und Siedelung stehen in
Wechselbeziehung
ZueinenderiIm Raume der Gemeinde Somvix
ist die Staffelung besonders deutlich.
Im Talboden oder auf Terrassen zwischen 900 m-11100
m, sind die Dauer-
Siedlungen mit Ackerbau zur Selbstversorgung und
Graswirtschaft anzutreffen.
Es sind dies die Dörfer Surrein, Somvix, Rabius und Compadials-
Diese Dörfer bilden einzelne Fraktionen (Fractiuns).*
Die Bauernhöfe in den Talsiedelungen haben nur
kleine Ställe und Scheunen, die nicht für den gesamten Viehbestand Platz
bieten.
In der unmittelbar an die Siedlungen anschliessenden Zone der Natur-Wiesen befinden sich die
Auswinterungsställe, die regellos über die Abhänge verstreut sind.
Diese Ställe gehören meist mehreren Besitzern
zugleich. Die grosse Parzellierung
Und die sich daraus ergebende Kleinheit der Felder
und Wiesen , zwingt zu diesen Besitzverhältnissen. Das
Vieh überwintert in diesen Ställen und wechselt nach Verbrauch des Vorrates den
Standort
Dies erfordert Absprachen zwischen den einzelnen
Besitzern und eine Zusammenarbeit beim Unterhalt der Gebäude.
Ueber der Gadenstufe ist
nochmals eine Dauersiedlungszone anzutreffen, innerhalb der Gemeinde Somvix
zwischen 1200-1200 m.
Unter dem Bevölkerungsdruck zogen wohl Talbauern vom
Dorfe in die Höhe und gründeten Höfe.
Andrerseits könne es sich um ehemaliges
Siedlungsgebiete der Walser handeln.
In der Gemeinde Somvix bilden drei von Weilern
wiederum je eine Dorfgemeinschaft.
Die Dorfgemeinschaft hat eher koperativen Charakter als eine politische Bedeutung
Wirtschaftlich
und verkehrsgeographisch ist der Weiler Laus dem Dorfe Compadials,
San
Benedetg dem Dorfe Somvix und Val (keine Fraktion) im Somvixertal dem
Dorfe
Surrein zugeordnet.
An
die obersten Dauersiedlungen grenzen unmittelbar die Maiensässen, die stark
Mit
dem Walde verzahnt sind. Die Maiensässen sind im
Gegensatz zu den Alpen privat und teilweise auch stark parzelliert.
Zu
jeder Maiensäss gehören die notwendigen Stallungen und
Wohnhäusern Maiensäsdörfchen trifft man in der Cadi nur im Tavetsch an.
Ueber
der Waldgrenze, die zwischen 1800-1900 m verläuft, schliessen
schlussendlich die Gemeindealpen an.eine besondere
Nutzungsstufe stellen die Gemeindeweiden dar.
Sie
liegen in Gebieten, die sich für andere Bewirtschaftung nicht eignen.
Schlussendlich
besitzt die Gemeinde von Heimweiden, das sind Allmenden in Dorfnähe
Literatur:
Dicziunuari Rumantsch grischun
Publischa da la Societa Retoromontscha Chur
1936-19?
(Enzyclopedia des Romanischen, mit besonderer Betonung der Volkskunde,
Kulturlandschaft
und
Geschichte).
Die
bisher noch nicht veröffentlichten Schlagwörter können in Manuskriptform in
Chur
Nachgesehen
werden.
4. Die
Siedlungselemente
41. Die Hofsiedelungen
Nach
den Unterlagen des schweizerischen Ortschaftenverzeichns verteilen sich die Hofsiedelungen(1) in
den Gemeinden der Cadi folgendermassen
Somvix 11 Einzelhöfe
Disentis 5 Einzelhöfe
Brigels 4 Einzelhöfe
Trun 1 Einzelhof
Tavetsch 0 Einzelhof
Medel 0
Einzelhof
Schlans 0 Einzelhof
Die
Wirtschaftsform der Romanen kennt die Einzelsiedlung kaum. In 6 von 7 Gemeinden
Der
Cadi stimmt dies ziemlich genau..
Interessant
sind die Verhältnisse im ehemaligen Walsergebiet des Tavetsch.
Das
Siedlungsgebiet nach Leemann bestanden im 15.Jahrhundert 66 Hofsiedelungen.
1927 waren noch zwei übrig, nämlich Dieni und Foppas. (Dieni und Foppas sind 1960 nach der Definition Weiler)
Der
Ausnahmefall bildet Somvix mit 11 Einzelhöfen. Dabei darf man aber die
Grosse
Fläche der Gemeinde Somvix nicht vergessen. Be den 11 Höfen handelt sich
Nicht
um Aussiedelungen aus neuer Zeit. Die Höfe müssen seit längerer zeit schon
Bestehen,
deren Besitzer konnten keine befriedigende Auskünfte
über die Ur-
Sache der Aussiedelung geben.
1 .Als Einzelsiedelung bezeichnet man Gebäude, die einen
Abstand von mindestens
100 m von der nächsten Siedlung
haben.
Gebäude an Siedlungsrändern die
sich ausserhalb der 100 m Grenze befinden werden
Zur Siedlung gerechnet., wenn sie
keine eigenen Namen haben und wenn aus den
Unterlagen hervorgeht, dass sich
die Bewohner als zur betreffenden Siedlung gehörig
Betrachteten. (Wird in den
Unterlagen angemerkt)
42 Weiler und Dörfer
Das
Siedlungsgefüge der Cadi hat sich in den letzten hundert Jahren wenig
verändert.
Nach
1800 wurde lediglich eine Siedlung neu gegründet, die aber auch nicht lebens-
Fähig
war
Die
Ausnahme ist Sut crestas
bei Selva.
Selva
war schon immer lawinengefährdet und Sut crestas war als Schutz- und
Winter-Siedlung für die Bewohner von Selva gedacht.
Später
wurden am linken Talhang oberhalb Selva Aufforstungen vorgenommen.
Als
sich die Einwohner von Sela sicherer fühlten, verkauft sie die Holzhäuser von
Sut crestas. Uebrig geblieben ist
einzig das Schulhaus, sowie das Lehrerhaus und
Wird sowohl von Schülern aus Tchamutt als auch aus
Selva weiterhin besucht.
Disentis
ist als geistiges Zentrum mit Kollegium und Kloster der Mittelpunkt der
Cadi.
Trotzdem war Disentis bis zur Eröffnung
der Bahnlinie Chur- Disentis ein
Reines
Bauerndorf ohne zentrale Funktionen geblieben.
Nachdem
Disentis in den 20-er Jahren Verkehrsknotenpunkt geworden ist entstand
Westlich
des Dorfkerns ein neues Quartier mit
zahlreichen Häusern. Seither haben
Sich
auch einige Dienstleistungsbetriebe in Disentis niedergelassen, sodass der Ort
Nun
auch zum wirtschaftlichen Zentrum der Cadi aufsteigt.
In
Sedrun sind in den letzten 5 Jahren einige neue Hotels gebaut worden. Im übrigen
Hat
sich das Dorf sein bäuerliches Gepräge behalten.
In
der Cadi sind nach dem 2.Weltkrieg drei geplante Siedlungen entstanden.
1951
brannte Selva vollständig ab.
Das
Dorf wurde einheitlich wieder aufgebaut .Am Rande der Dörfer Camischolas
Sedrun
und Tavanasa/Brigels sind zwei Siedlungen der Vorderrheinkraftwerke AG
Gebaut
worden, die als Personalhäuser dienen.
Die
übrigen Siedlungen haben sich wenig oder gar nicht verändert. Der Grundriss
Der
Siedlungen ist den natürlichen Verhältnissen angepasst Die Dörfer sind oft
Lawinengefährdet. A eine weitere Ausdehnung des
Grundrisses ist nicht zu denken,
ausser
es würden kostspielige Schutzeinrichtungen geschaffen.
Ein
Beispiel ist Platta das Kirchdorf des Medels. Platta besteht aus
fünf Häusern
In
Schutzlage. Die Häuser dienen als Kirche, Schulhaus, Pfarrhaus, Gasthaus und
Coopladen.
Da
Platta keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr hat, ist
das benachbarte Dorf
Curaglia zum eigentlichen Hauptort
mit Gewerbebetrieben, Gaststätten und Einkaufs.
Möglichkeiten
aufgestiegen
43. Das Wohnhaus
Das
Bauernhaus der Cadi gleicht im Grundriss und Aufriss dem Gotthardhaus*.
Dieser
Haustyp entspricht einem Wirtschaftsgebiete mit unbedeutendem Acker-
Bau
und vorherrschender Gras- und Weidewirtschaft.
Ueber einem
steinernem Fundament erheben sich die Hauswände aus Balken von
Quadratische
Querschnitt, die horizontal übereinander gefügt und durch lotrechte
Balken
versteift sind. Der Küchenteil ist aus Sicherheitsgründen gemauert.
Auf
der Innenseite des Hauses werden die Balken durch Holzgetäfer verkleidet.,
teil
um die Kluftzirkulation zu erschweren. Es ist üblich an den Hauswänden die
nach
S und W verlaufen eine Ueberzug aus Schindeln
anzulegen, um die Aussen-
wände
gegen wind und Regen zu schützen. Leider sind die früher üblichen Schindel-
dächer
fast gänzlich aus feuerpolizeilichen Gründen verschwunden und durch
Blechdächer
ersetzt worden, die das Dorfbild verunstalten.
Die
Wohnhäuser sind meistens zweistöckig angelegt. Im Grundgeschoss befindet
Sich
die Küche mit Vorratskammer, Wohnstube und einem Schlafzimmer, im ersten
Stock
sind die Schlafzimmer und der Speicher.
Meistens ist noch ein kleiner Stall an
Das
Haus angebaut. Es kann aber der Stall und die Wirtschaftsgebäude auch im
Untergeschoss
angelegt sein, besonders bei Hanglage.
Weitere
Ställe und Oekonomiegebäude sind zusätzlich ausserhalb des Dorfes gelegen
Dieser
Grundtyp kennt viele Abarten. Verbreitet ist das Doppeleinfamilienhaus. Man
Kennt
auch das Stockwerkeigentum Wie aus den Tabellen 11-15 hervorgeht, ist in den ltzten 50 Jahren vor allem in den Weilern das Stockwerkeigentum
und das DoppelEinfamilienhaus zurückgegangen. Es
setzt sich der Alleinbesitz eines Hauses durch..
Sodann
ist das Vermieten kaum üblich, jeder strebt nach eigenem Hausbesitz. Dadurch Ist
die Abwanderung aus den Weilern abgestoppt. Die Motorisierung ermöglicht da
Pendeln zu einem auswärts gelegenen Arbeitsplatz
Höhn,
W.Th.: Das Bündner Gotthardhaus Alpen 32. 1956. S- 279 ff.
44. Die Wirtschaftsgebäude
Aussser
den ständig bewohnten Heimgütern im Talboden sind die Wirtschaftsgebäude
Nur
zeitweilig besiedelt. Es sind die Sennhütten, Maiensässgebäude
und bewohnten
Viehställe.
Die Sennhütten und Gebäude auf der Maiensässtufe besitzen ein steinernes Fundament
mit hölzernen Oberbau wie die Wohnhäuser im Tal, sind
aber, sind aber bedeutend einfacher
gebaut.
Sie
sind in der Regel einstöckig., die innere Einteilung
beschränkt sich auf zwei Räume
Einen
Arbeitsraum für die Verarbeitung der Milch und einen Wohnraum der gleichzeitig
als Schlafstätte dient.
Die
Sennhütten dienen de Alppersonal während der 70-90 tägigen
Alpzeit von
Juni-September
als Unterkunftsräume
Die
Maiensässgebäude sind vor und nach der Alpzeit
bewohnt, dienen aber während des Winters als Schlafstätte um den beschwerlichen
Verkehr zwischen den Walsersiedelungen
Und
den weit entfernten Standplätzen des
Viehs nach Möglichkeit zu erleichtern.
Heimställe
und Heustadel sind reine Wirtschaftsgebäude; die Lage zu den Wohnhäusern ist sehr
verschieden.
Es
können Stall, Heuschober und Wohnhaus zum Dreisässenhaus zusammengebaut sein.
Neben
den Heuställen die in der Nähe der Wohnhäuser stehen, gibt es solch die oft
Einige
Kilometer vom Wohnhaus entfernt sind..
Infolge
mangeldem Wegnetz wird das
Heu an Ort und Stelle gelassen. Das Vieh wandert daher von Stall zu Stall .Die Ställe gehören oft mehreren
Besitzern zugleich. Aus dem Grundbuch konnten
Besitzanteile von 23/48 festgestellt werden.
Zehn
bis 15 Stallanteile auf einen Bauern
sind nicht aussergewöhnlich
-------------
Literatur:
Good, O.: Der Alpstafelbau im
Kanton Graubünden
Schweizerische Bauernzeitung
113, 1939 S.305 ff.
5. Die Ferienhaussiedlung als künftiges
Element der Siedlungslandschaft in der
Cadi
Die Tendenz des Grossstädters
geht neuerdings dahin sich neben der Stadtwohnung,
auf
den Lande und in den Bergen eine Zweitwohnung (1) zu halten. Es sind zwei
Besitzarten
üblich.
1.
Das Ferieneinfamilienhaus
In
der Surselva ist in Flims in den letzten fünf Jahren eine grössere Villenstadt
entstanden
2.
Die Ferieneigentumswohnung
in Vals, Kreis Ilanz ist eine Ferienstadt mit
tausend Ferienwohnungen und der dazu nötigen Infrastruktur im Ausbau begriffen.
So
entstehen Wochenendstädte, die zeitweilig eine grosse Bevölkerungszahl
Aufweisen,
die das Vielfache der bisherigen Siedlung beträgt.
D8ese
Entwicklung verläuft nicht organisch, sondern sprunghaft
Stehen
den Ereignissen oft ratlos gegenüber, da sie es versäumten Einrichtungen
Wie
Kläranlagen und Kerichtbeseitigungsanlagen zu errichten.
Die
Cadi blieb bis jetzt von solchen Auswüchsen verschont.
Es
wurden lediglich in früheren Jahren vereinzelte Ferienhäuser in Disentis im
Somvixertal und im Tavetsch erstellt. Die landschaftlichen und klimatischen
Voraussetzungen
sind vorhanden.Warum sich bis jetzt keine ähnliche
Entwicklung
Wie
in Flims und Vals abzeichnet soll kurz untersucht werden
_-------------
1.
NZZ 25.12.. 1966 Nr. 5584
Tino Walz, Siedlungspolitik im ländlichen
Raum
1.
Die Abgeschiedenheit der Cadi von den grossen Bevölkerungszentren der Schweizund der damit verbundene lange Anmarschweg, (im
Winter und der Oberalppass geschlossen) wirken sich hemmend aus.
2.
Das Gelände der Cadi eignet sich nur an bestimmten Stellen zum Bau von weiteren
Siedlungen. Lawinengefahr besteht im Medel, Tavetsch und Somvix.
3.
Zurückhaltung der Einheimischen beim Landverkauf. Der Somvixer und auch der
Disentiser
ist äusserst konservativ, ja geradezu fremdenfeindlich eingestellt. Er
Fürchtet
mit Recht um seine sprachlich-kulturelle Eigenständigkeit und gibt daher
Nur
selten Land an Fremde ab.
4.
Fehlende Erschliessung von Bauzonen* durch die Gemeinde
immerhin
sind mir jetzt auch drei Bauprojekte bekannt
6. Die Bevölkerung
61. Die Bevölkerungsentwicklung
Wirtschaftliche Entwicklung und Bevölkerungsentwicklung
stehen in Wechselbeziehung zu
Einander. Die wirtschaftliche Entwicklung ist teilweise die
Folge des Bevölkerungswachstums. Das Bevölkerungswachstum Folge und
Bedingung der wirtschaftlichen Entwicklung
611. Die Bevölkerungszunahme
Von den 47 Gemeinden der Surselva (1962= 46), weisen 16 eine zunehmende
Bevölkerungszahl auf.
5 davon sind im absoluten Einzugsgebiet des Kraftwerkbaus, Flims,
Obersaxen und Vals, Orte mit zunehmender Bevölkerungszahl weisen Fremdenverkehr
auf
Bevölkerungszunahme in % seit 1910
1919-1960
1910-1950 1950- 1960
_______________________________________________
Schweiz +44.6 +25.6 +15.1
Graubünden +25.9 +17.1 +7.6
Surselva +27.0 +20.0 + 5.9
Cadi
+48.3 +27.5 +15.9
Absolute Bevölkerungszunahme seit 1910
__________________________________________________________
Ausländerbestand zwischen 1950-1960
Zunahme seit
1910 1950 1960
1950 in %
Bezirk Vorderrhein 10980
12571 12215 -2.8
Bezirk Glenner 6809 8699
10082 +15.2
Flims 895 1148
1444 +25.8
Bezirk Vorderrhein 108 7 1235 ?
Bezirk Glenner 328 59 472 ?
A* Ausländerbestand zwischen
1950-1950
Die
Bevölkerungszunahme in der Cadi, liegt innerhalb des schweizerischen Mittels
Dagegen
hat die Bevölkerung des benachbarten Bezirkes Glenner in den letzten
Fünfzig
Jahren abgenommen.
Zieht
man für die Periode 1950-196o die Zahl der Ausländer im Bezirk Vorderrhein ab,
so kommt man noch auf eine Zuwachsrate von 2.4% In diesen
Zahlen
sind auch die Schweizer inbegriffen, die zeitweilig bei Kraftwerkbau Arbeit
finden
Die
einheimische romanische Bevölkerung hat daher eher abgenommen. Die Zunahme
Zwischen
1910-1950 ist vor allem dem Geburtenüberschuss zuzuschreiben.
In
dieser Zeitperiode kam die Auswanderung oder schweizerische Binnen-
Wanderung
weniger in Frage wegen Kriegsereignissen und Wirtschaftskrisen.
In
Tabelle 17 wurden zu Vergleichszwecken die Daten für die Bevölkerung von Flims
und Domat- Ems angeführt.
Zwischen
1850-1900 nahm die Bevölkerung der Cadi ab und zwar in 5 von 7 Gemeinden.
Nach
1900 setzt in sämtlichen Gemeinden ein langsamer Bevölkerungsanstieg ein. Nach
1950 begann die bereits schon besprochene konjukturell
bedingte Entwicklung.
612. Geburtenüberschuss (auf 1000 E,)
1870/1886 1888/1900 1910/1920
1930/45 1950/60
Graubünden 4.6 4.3 6.8 5.9 8.3
Schweiz 7.3 8.6 6.4 4.3 7.4
Die Zahlen für die Cadi sind zugängig
doch dürfte der Geburtenüberschuss etwas höher als im Kanton liegen.
Bemerkenswert ist, dass der
Geburtenüberschuss seit 1910 immer über dem Schweizerischen Mittel liegt.
Vergleicht man anhand der Tabellen
ll-16, die Grösse der Wohnbevölkerung im Verhältnis zu den Haushaltungen so
zeigt sich, dass die Durchschnittsfamilie vor allem in den Weilern kleiner
geworden ist.
Dies hängt wie obige Tabelle zeigt,
nicht mit sinkendem Geburtenüberschuss zusammen.
Die Grossfamilien mit Eltern, Kindern
Grosseltern und anderen ledigen Familienangehörigen wird auch in der Cadi immer
seltener
Der hohe Geburtenüberschuss von
1950/60 ist dank der verbesserten
Hygiene und geringerer
Säuglingsterblichkeit erreicht worden
613. die Wanderungsbilanz auf 1000 Einwohner
1900/1910 1920/30
1930/1940 1941/1950 1951/1960
Graubünden -4.4 -1.7 -4.5 -2.6 -1.0
Schweiz -3.3 -1.5 +0.1 +3.1 +6.8
Die bäuerlich geprägten Gemeinden der
Cadi weisen einen überdurch-
Schnittlich grossern Kinderreichtum
auf. Da die romanische Bevölkerung aber sogar abgenommen hat, muss der
Wanderungsverlust der Cadi merklich über dem Kantonsmittel liegen
614. Der Altersaufbau
Die jüngsten und ältesten Jahrgänge sind im Vergleich
mit den gesamtschweizerischen Durchschnitt
übervertreten wie Tabelle 18
ersichtlich macht.
V0m 15. bis 19. Altersjahr beginnen sich diese Unterschiede zufolge
Einsetzender Abwanderung
aus dem Berggebiet auszugleichen, wobei der Anteil des weiblichen Geschlechtes schneller sinkt.
Die im erwerbsfähigen Alter stehenden Altersklassen
sind zum Teil
Deutlich untervertreten.
Es wird ein Männerüberschuss verzeichnet, was sich
allem in der
Landwirtschaft auswirkt, finden doch die Bauern nur
mit Mühe eine
Ehepartnerin
Männer Frauen 0/00(2) Total
0/00 (3)
Schweiz 275 463
Graubünden 47611
17046 235 64657
430
Surselva 7919 2056
184 9975 420
Cadi 3703 760 166
4553 451
2 in Promillezahlen der Erwerbenden
(für Frauen)
3 in Promillezahlen der Bevölkerung
In Berggebieten ist der Anteil der im
Erwerbsleben stehenden Personen bedeutend kleiner als im Unterland. Für die
Cadi trifft diese Feststellung nicht zu. Die romanosche Bevölkerung ist aber am
Kraftwerkbau nach Arbeitskräften nur geringfügig beteiligt, so dass die
Gesetzmässigkeit doch zutrifft.
Gering ist der Anteil der Frauen an
der Beschäftigtenzahl
Tabelle 19 zeigt die Verteilung nach
Sektoren. Ein Blick auf die Aufstellung bestätigt die Vermutung, dass Industrie
und Handwerk
Absolut und prozentual überwiegen.
Die wichtige Stellung der Land - und
Forstwirtschaft kommt in der Statistik nicht zum Ausdruck.
d
Die Cadi ist seit jeher ein
klassisches Auswanderungsgebiet.
Leider gibt
es keine Statistiken, die über die Zahl derAuswanderer Genaue Auskunft geben.
Die Eintragungen im Bürgerrechstsregister sind oft unvollständig.
Leemann hat
berechnet, dass zwischen 1850-1927 aus dem Tavetsch 526 Personen bei einer
Gesamtbevölkerung von 900 ausgewandert sind.
Nach einer
Seminararbeit an der Universität Fribourg sollen jährlich noch 200 Personen bei
einer Gesamtbevölkerung von 900 auswandern (in andere Kantone der Schweiz)
In Tabelle
20 ist die Wohnbevölkerung nach Heimatzugehörigkeit zusammengestellt. In der
Statistik sind die sich im Ausland aufhaltenden und ausgewanderten Bürger der
Cadi nicht erhalten.
Zwischen
1941 und 1960 hat die Zahl der Bürger stark zugenommen,
die Zahl der
in ihrer Heimatgemeinde sesshaften Bürger ist etwas gesunken
Einerseits gibt
es eine starke Binnenwanderung wie in der übrigen Schweiz (z.B.durch
den Kraftwerkbau), andererseits geht die Auswanderung weiter, wie die stark
zunehmende Zahl der in anderen Kantonen der Schweiz lebenden Bürger der Cadi
beweist.
Bürgerrechtverhältnisse der
Gemeinde Tavetsch 1860-1960
In % 1860 1870
1880 1888 1900 1910 1920 1941 60
Gemeindebürger 95.8 93
90 93.4 88
87 90 75
56
Kantonsbürger 3.1 4.
7. 5.7 10.6
12.4 9.3
Uebrige Schweizer
0.7 0.4 0.
- 0.6 0.2
02
Ausländer 0.4 1.9
2.2 0.9 -
0.1
Lit.: Theus,A.
Systemaische Untersuchungen der Bündnerischen
Bevölkerungsverschiebungen, deren Ursachen und Folgen Dissertation, Bern 1936
Tabelle 20
2. Bevölkerung und Sprache
Aus der Sicht der Fundaziun
Pater Flurin Maissen
1960 gaben 50700 Menschen in der
Schweiz Romanisch als ihre Muttersprache an.
Das Romanische zerfällt in vier
Hauptdialekte, Das surselvische Idiom wird von etwa 20000
Menschen gesprochen. Die geographische Verbreitung des Surselvischen
deckt sich ungefähr mit dem Gebiet der
Surselva
Die Cadi stellt sprachlich gesehen,
eine der geschlossensten Regionen des Kantons Graubünden dar. Das bild wurde
nur durch den Bestand an Fremdarbeitern und Deutschschweizern, die
vorübergehend in der Cadi weilten (Kraftwerkkbau)
etwas verfälscht. (Tabelle 21)
Es bestehen enge Wechsel
elbeziehungen zwischen der Kulturlandschat und der
Sprachlandschaft. Wirtschaft und Siedlungslandschaft in ihrer heutigen Form
waren nur durch die
Sp
sprachlichen Eigenständigkeit der Cadi möglich. Diese Eigenart
ist gefährdet. Die Auswanderer geben die romanische Sprache meistens schon nach
der zweiten Generation auf Aber auch bei sprachlichen Mischehen wird das
Romanische meistens zu Gunsten einer anderen Sprache aufgegeben, wie Tabelle 22 beweist.
Die Frage der Zukunft des Romanischen könnte
höchstens durch einen Sprachwissenschafter untersucht werden. Erstaunlich ist jedenfall die Widerstandkraft dieser Sprache, stand sie
doch besonders in der Cadi in ständigem Kontakt mit dem Deutschen und konnte
sich doch den Verhältnissen immer wieder
anpassen
Literatur: Andeer,J.; Ueber Usprung und Geschichte der räto-
Romanischen Sprache,1862
Lansel,P.: Die Rätoromanen
Frauenfeld 1936
Jaberg,K; Kultur und Sprache in Romanisch-Bünden
Romanica Helvetica,
6 1937 S.33 ff.
Haus Landrichter Maissen