Fortsetzung von Cadi 1

 

 

25. Die Veränderung in der Gemeinde Somvix

 

Tabelle 11 zeigt deutlich, dass Statistiken oft ein verzerrtes Bild

Eines Tatbestandes geben können. Die Bevölkerung der Gemeinde hat  von 1910-1960 um 700 Personen zugenommen. 304  Personen entfallen aber allein auf die Baustelle Runcahez im Somvixertal

Der Voderrheinkraftwerke AG, die 1965 wieder aufgegeben wurde,so dass der effektive Zuwachs noch 380 Leute beträgt.

Die grösste Bevölkerungszunahme mit 160 Menschen erzelte das Dorf Rabius.  Rabius weist etliche Gewerbebetriebe und zwei holz-verarbeitende Fabriken auf, ausserdem sind einige zentrale Dienste der Gemeinde in Rabius vertreten.

Ein weiterer Grund für die Bevölkerungszunahme mag die relative Nähe von Trun sein, wo verschiedene Einwohner von Rabius in der Dort vertretenen Industrie Arbeit finden.

Der Hauptort der Gemeinde Somvix -Dorf (vitg) hat an Bevölkerung sogar abgenommen. Schuld daran sind wahrscheinlich unter anderen Dde topographischen Verhältnisse, die die Ausweitung des Dorfes nicht begünstigen. (Somvix- Dorf liegt auf eine Terrasse).

In den übrigen Dörfern ist die Bevölkerung ungefähr konstant geblieben, dasselbe trifft für die Weiler zum wo die Schwankungen Rein zufällig sind.

Die neuen Strassen und der zunehmende Fremdenverkehr stabilisieren den früheren Siedlungs -und Bevölkerungsrückgang. Seit 1910 wurden in der Gemeinde Somvix lediglich zwei  Einzelsiedlungen aufgegeben

 

Tuor 1220m  Fraktion Somvix (in Tabelle 11 nicht aufgeführt)  und Casep  Fraktion      ?

 

Mit Ausnahme von Rabius hat sich auch das Siedlungsbild der Gemeinde kaum verändert.

 

 

 

3. Die Siedlung- und Nutzungszonen am Beispiele der Gemeinde Somvix

 

Innerhalb jeder Gemeinde der Cadi kommen aus topgraphischen und klimatischen Gründen sämtliche Nutzungszonen vor, die im alpinen

Raum möglich sind. Nutzung und Siedelung stehen in Wechselbeziehung

ZueinenderiIm Raume der Gemeinde Somvix ist die Staffelung besonders deutlich.

Im Talboden oder auf Terrassen zwischen 900 m-11100 m, sind die Dauer-

Siedlungen mit Ackerbau zur Selbstversorgung und Graswirtschaft anzutreffen.

Es sind dies die Dörfer  Surrein, Somvix, Rabius und Compadials-

Diese Dörfer bilden einzelne Fraktionen (Fractiuns).*

 

Die Bauernhöfe in den Talsiedelungen haben nur kleine Ställe und Scheunen, die nicht für den gesamten Viehbestand Platz bieten.

In der unmittelbar an die Siedlungen anschliessenden Zone der Natur-Wiesen befinden sich die Auswinterungsställe, die regellos über die Abhänge verstreut sind.

Diese Ställe gehören meist mehreren Besitzern zugleich. Die grosse Parzellierung

Und die sich daraus ergebende Kleinheit der Felder und Wiesen , zwingt zu diesen Besitzverhältnissen. Das Vieh überwintert in diesen Ställen und wechselt nach Verbrauch des Vorrates den Standort

Dies erfordert Absprachen zwischen den einzelnen Besitzern und eine Zusammenarbeit beim Unterhalt der Gebäude.

Ueber der Gadenstufe ist nochmals eine Dauersiedlungszone anzutreffen, innerhalb der Gemeinde Somvix zwischen 1200-1200 m.

Unter dem Bevölkerungsdruck zogen wohl Talbauern vom Dorfe in die Höhe und gründeten Höfe.

Andrerseits könne es sich um ehemaliges Siedlungsgebiete der Walser handeln.

In der Gemeinde Somvix bilden drei von Weilern wiederum je eine Dorfgemeinschaft.

 

Die Dorfgemeinschaft hat eher koperativen Charakter als eine politische  Bedeutung

Wirtschaftlich und verkehrsgeographisch ist der Weiler Laus dem Dorfe Compadials,

San Benedetg dem Dorfe Somvix und Val (keine Fraktion) im Somvixertal dem

Dorfe Surrein zugeordnet.

An die obersten Dauersiedlungen grenzen unmittelbar die Maiensässen, die stark

Mit dem Walde verzahnt sind. Die Maiensässen sind im Gegensatz zu den Alpen privat und teilweise auch stark  parzelliert.

Zu jeder Maiensäss gehören die notwendigen Stallungen und Wohnhäusern Maiensäsdörfchen trifft man in der Cadi nur im Tavetsch an.

Ueber der Waldgrenze, die zwischen 1800-1900 m verläuft, schliessen schlussendlich die Gemeindealpen an.eine besondere Nutzungsstufe stellen die Gemeindeweiden dar.

Sie liegen in Gebieten, die sich für andere Bewirtschaftung nicht eignen.

Schlussendlich besitzt die Gemeinde von Heimweiden, das sind Allmenden in Dorfnähe

 

 

Literatur:

 

Dicziunuari Rumantsch grischun

Publischa  da la Societa Retoromontscha Chur

1936-19?

(Enzyclopedia des Romanischen, mit  besonderer Betonung der Volkskunde, Kulturlandschaft

und Geschichte).

Die bisher noch nicht veröffentlichten Schlagwörter können in Manuskriptform in Chur

Nachgesehen werden.

 

 

4. Die Siedlungselemente

 

 

41. Die Hofsiedelungen

 

Nach den Unterlagen des schweizerischen Ortschaftenverzeichns  verteilen sich die Hofsiedelungen(1) in den  Gemeinden der Cadi folgendermassen

 

Somvix   11 Einzelhöfe

Disentis     5 Einzelhöfe

Brigels      4 Einzelhöfe

Trun          1 Einzelhof

Tavetsch    0 Einzelhof

Medel        0 Einzelhof

Schlans      0 Einzelhof

 

Die Wirtschaftsform der Romanen kennt die Einzelsiedlung kaum. In 6 von 7 Gemeinden

Der Cadi stimmt dies ziemlich genau..

Interessant sind die Verhältnisse im ehemaligen Walsergebiet des Tavetsch.

Das Siedlungsgebiet nach Leemann bestanden im 15.Jahrhundert 66 Hofsiedelungen. 1927 waren noch zwei übrig, nämlich Dieni und Foppas. (Dieni und Foppas sind 1960 nach der Definition Weiler)

Der Ausnahmefall bildet Somvix mit 11 Einzelhöfen. Dabei darf man aber die

Grosse Fläche der Gemeinde Somvix nicht vergessen. Be den 11 Höfen handelt sich

Nicht um Aussiedelungen aus neuer Zeit. Die Höfe müssen seit längerer zeit schon

Bestehen, deren Besitzer konnten keine befriedigende Auskünfte über die Ur-

Sache der Aussiedelung geben.

 

 

1 .Als Einzelsiedelung bezeichnet man Gebäude, die einen Abstand von mindestens

100 m von der nächsten Siedlung haben.

Gebäude an Siedlungsrändern die sich ausserhalb der 100 m Grenze befinden werden

Zur Siedlung gerechnet., wenn sie keine eigenen Namen haben und wenn aus den

Unterlagen hervorgeht, dass sich die Bewohner als zur betreffenden Siedlung gehörig

Betrachteten. (Wird in den Unterlagen angemerkt)

 

 

42 Weiler und Dörfer

 

Das Siedlungsgefüge der Cadi hat sich in den letzten hundert Jahren wenig verändert.

Nach 1800 wurde lediglich eine Siedlung neu gegründet, die aber auch nicht lebens-

Fähig war

Die Ausnahme ist Sut crestas bei Selva.

Selva war schon immer lawinengefährdet und Sut crestas war als Schutz- und Winter-Siedlung für die Bewohner von Selva gedacht.

Später wurden am linken Talhang oberhalb Selva Aufforstungen vorgenommen.

Als sich die Einwohner von Sela sicherer fühlten, verkauft sie die Holzhäuser von

Sut crestas. Uebrig geblieben ist einzig das Schulhaus, sowie das Lehrerhaus und

Wird  sowohl von Schülern aus Tchamutt als auch aus Selva weiterhin besucht.

Disentis ist als geistiges Zentrum mit Kollegium und Kloster der Mittelpunkt der

Cadi. Trotzdem  war Disentis bis zur Eröffnung der Bahnlinie Chur- Disentis ein

Reines Bauerndorf ohne zentrale Funktionen geblieben.

Nachdem Disentis in den 20-er Jahren Verkehrsknotenpunkt geworden ist entstand

Westlich des Dorfkerns ein neues  Quartier mit zahlreichen Häusern. Seither haben

Sich auch einige Dienstleistungsbetriebe in Disentis niedergelassen, sodass der Ort

Nun auch zum wirtschaftlichen Zentrum der Cadi aufsteigt.

In Sedrun sind in den letzten 5 Jahren einige neue Hotels gebaut worden. Im übrigen

Hat sich das Dorf sein bäuerliches Gepräge behalten.

In der Cadi sind nach dem 2.Weltkrieg drei geplante Siedlungen entstanden.

1951 brannte Selva vollständig ab.

Das Dorf wurde einheitlich wieder aufgebaut .Am Rande der Dörfer Camischolas

 

Sedrun und Tavanasa/Brigels sind zwei Siedlungen der Vorderrheinkraftwerke AG

Gebaut worden, die als Personalhäuser dienen.

Die übrigen Siedlungen haben sich wenig oder gar nicht verändert. Der Grundriss

Der Siedlungen ist den natürlichen Verhältnissen angepasst Die Dörfer sind oft

Lawinengefährdet. A  eine weitere Ausdehnung des Grundrisses ist nicht zu denken,

ausser es würden kostspielige Schutzeinrichtungen geschaffen.

Ein Beispiel ist Platta das Kirchdorf des Medels. Platta besteht aus fünf  Häusern

In Schutzlage. Die Häuser dienen als Kirche, Schulhaus, Pfarrhaus, Gasthaus und

Coopladen.

Da Platta keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr hat, ist das benachbarte Dorf

Curaglia zum eigentlichen Hauptort mit Gewerbebetrieben, Gaststätten und Einkaufs.

Möglichkeiten aufgestiegen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

43. Das Wohnhaus

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Bauernhaus der Cadi gleicht im Grundriss und Aufriss dem Gotthardhaus*.

Dieser Haustyp entspricht einem Wirtschaftsgebiete mit unbedeutendem Acker-

Bau und vorherrschender Gras- und Weidewirtschaft.

Ueber einem steinernem Fundament erheben sich die Hauswände aus Balken von

Quadratische Querschnitt, die horizontal übereinander gefügt und durch  lotrechte

Balken versteift sind. Der Küchenteil ist aus Sicherheitsgründen gemauert.

Auf der Innenseite des Hauses werden die Balken durch Holzgetäfer verkleidet.,

teil um die Kluftzirkulation zu erschweren. Es ist üblich an den Hauswänden die

nach S und W verlaufen eine Ueberzug aus Schindeln anzulegen, um die Aussen-

wände gegen wind und Regen zu schützen. Leider sind die früher üblichen Schindel-

dächer fast gänzlich aus feuerpolizeilichen Gründen verschwunden und durch

Blechdächer ersetzt worden, die das Dorfbild verunstalten.

Die Wohnhäuser sind meistens zweistöckig angelegt. Im Grundgeschoss befindet

Sich die Küche mit Vorratskammer, Wohnstube und einem Schlafzimmer, im ersten

Stock sind  die Schlafzimmer und der Speicher. Meistens ist noch ein kleiner Stall an

Das Haus angebaut. Es kann aber der Stall und die Wirtschaftsgebäude auch im

Untergeschoss angelegt sein, besonders bei Hanglage.

Weitere Ställe und Oekonomiegebäude sind zusätzlich ausserhalb des Dorfes gelegen

Dieser Grundtyp kennt viele Abarten. Verbreitet ist das Doppeleinfamilienhaus. Man

Kennt auch das Stockwerkeigentum Wie aus den Tabellen 11-15 hervorgeht, ist in den ltzten  50 Jahren vor allem in den Weilern das Stockwerkeigentum und das DoppelEinfamilienhaus zurückgegangen. Es setzt sich der Alleinbesitz eines Hauses durch..

Sodann ist das Vermieten kaum üblich, jeder strebt nach eigenem Hausbesitz. Dadurch Ist die Abwanderung aus den Weilern abgestoppt. Die Motorisierung ermöglicht da

Pendeln zu einem auswärts gelegenen Arbeitsplatz

Höhn, W.Th.: Das Bündner Gotthardhaus  Alpen 32. 1956. S- 279 ff.

 

 

 

44. Die Wirtschaftsgebäude

 

 

Aussser den ständig bewohnten Heimgütern im Talboden sind die Wirtschaftsgebäude

Nur zeitweilig besiedelt. Es sind die Sennhütten, Maiensässgebäude und bewohnten

Viehställe. Die Sennhütten und Gebäude auf der Maiensässtufe besitzen ein steinernes Fundament mit hölzernen Oberbau wie die Wohnhäuser im Tal, sind aber, sind  aber bedeutend einfacher gebaut.

Sie sind in der Regel einstöckig., die innere Einteilung beschränkt sich auf  zwei Räume

Einen Arbeitsraum für die Verarbeitung der Milch und einen Wohnraum der gleichzeitig als Schlafstätte dient.

Die Sennhütten dienen de Alppersonal während der 70-90 tägigen Alpzeit von

Juni-September als Unterkunftsräume

Die Maiensässgebäude sind vor und nach der Alpzeit bewohnt, dienen aber während des Winters als Schlafstätte um den beschwerlichen Verkehr zwischen den Walsersiedelungen

Und den weit entfernten  Standplätzen des Viehs nach Möglichkeit zu erleichtern.

Heimställe und Heustadel sind reine Wirtschaftsgebäude; die Lage zu den Wohnhäusern ist sehr verschieden.

Es können Stall, Heuschober und Wohnhaus zum Dreisässenhaus  zusammengebaut sein.

Neben den Heuställen die in der Nähe der Wohnhäuser stehen, gibt es solch die oft

Einige Kilometer vom Wohnhaus entfernt sind..

Infolge mangeldem Wegnetz wird das Heu an Ort und Stelle gelassen. Das Vieh wandert daher von Stall zu  Stall .Die Ställe gehören oft mehreren Besitzern zugleich. Aus dem Grundbuch  konnten Besitzanteile von 23/48 festgestellt werden.

Zehn bis 15  Stallanteile auf einen Bauern sind nicht aussergewöhnlich

 

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Literatur:

 

Good, O.: Der Alpstafelbau im Kanton Graubünden

                 Schweizerische Bauernzeitung 113, 1939  S.305 ff.

 

 

 

5. Die Ferienhaussiedlung als künftiges Element der  Siedlungslandschaft in der Cadi

 

 Die Tendenz des Grossstädters geht neuerdings dahin sich neben der Stadtwohnung,

auf den Lande und in den Bergen eine Zweitwohnung (1) zu halten. Es sind zwei

Besitzarten üblich.

 

1. Das Ferieneinfamilienhaus

In der Surselva ist in Flims in den letzten fünf Jahren eine grössere Villenstadt entstanden

 

2. Die Ferieneigentumswohnung

in Vals, Kreis Ilanz ist eine Ferienstadt mit tausend Ferienwohnungen und der dazu nötigen Infrastruktur im Ausbau begriffen.

 

So entstehen „Wochenendstädte“, die zeitweilig eine grosse Bevölkerungszahl

Aufweisen, die das Vielfache der bisherigen Siedlung beträgt.

D8ese Entwicklung verläuft nicht organisch, sondern sprunghaft

Stehen den Ereignissen oft ratlos gegenüber, da sie es versäumten Einrichtungen

Wie Kläranlagen und Kerichtbeseitigungsanlagen zu errichten.

Die Cadi blieb bis jetzt von solchen Auswüchsen verschont.

Es wurden lediglich in früheren Jahren vereinzelte Ferienhäuser in Disentis im Somvixertal und im Tavetsch erstellt. Die landschaftlichen und klimatischen

Voraussetzungen sind vorhanden.Warum sich bis jetzt keine ähnliche Entwicklung

Wie in Flims und Vals abzeichnet soll kurz untersucht werden

­­­­­­­­­­­­­­­­­­_-------------

 

1. NZZ 25.12.. 1966 Nr. 5584

    Tino Walz, Siedlungspolitik im ländlichen Raum

 

 

1. Die Abgeschiedenheit der Cadi von den grossen Bevölkerungszentren der Schweizund der damit verbundene lange Anmarschweg, (im Winter und der Oberalppass geschlossen) wirken sich hemmend aus.

 

2. Das Gelände der Cadi eignet sich nur an bestimmten Stellen zum Bau von weiteren Siedlungen. Lawinengefahr besteht im Medel, Tavetsch und Somvix.

 

3. Zurückhaltung der Einheimischen beim Landverkauf. Der Somvixer und auch der

Disentiser ist äusserst konservativ, ja geradezu fremdenfeindlich eingestellt. Er

Fürchtet mit Recht um seine sprachlich-kulturelle Eigenständigkeit und gibt daher

Nur selten Land an Fremde ab.

 

4. Fehlende Erschliessung von Bauzonen* durch die Gemeinde

 

immerhin sind mir jetzt auch drei Bauprojekte bekannt

 

 

 

6. Die Bevölkerung

 

61. Die Bevölkerungsentwicklung

 

Wirtschaftliche Entwicklung und Bevölkerungsentwicklung stehen in Wechselbeziehung zu

Einander. Die wirtschaftliche Entwicklung ist teilweise die Folge des Bevölkerungswachstums. Das Bevölkerungswachstum Folge und Bedingung der wirtschaftlichen Entwicklung

 

611. Die Bevölkerungszunahme

 

Von den 47 Gemeinden der Surselva (1962= 46), weisen 16 eine zunehmende Bevölkerungszahl auf.

5 davon sind im absoluten Einzugsgebiet des Kraftwerkbaus, Flims, Obersaxen und Vals, Orte mit zunehmender Bevölkerungszahl weisen Fremdenverkehr auf

 

Bevölkerungszunahme in % seit 1910

 

    1919-1960   1910-1950   1950- 1960       _______________________________________________

Schweiz                 +44.6             +25.6             +15.1

Graubünden           +25.9             +17.1              +7.6

Surselva                 +27.0             +20.0            + 5.9

Cadi                        +48.3            +27.5            +15.9

 

Absolute Bevölkerungszunahme seit 1910

 

 

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Ausländerbestand zwischen 1950-1960    Zunahme seit

                                        1910   1950     1960      1950 in %

 

Bezirk Vorderrhein         10980   12571    12215       -2.8

Bezirk Glenner                 6809     8699    10082       +15.2

Flims                                   895     1148       1444      +25.8

Bezirk  Vorderrhein             108         7        1235           ?

Bezirk Glenner                    328        59          472           ?

 

A* Ausländerbestand zwischen 1950-1950

 

Die Bevölkerungszunahme in der Cadi, liegt innerhalb des schweizerischen Mittels

Dagegen hat die Bevölkerung des benachbarten Bezirkes Glenner in den letzten

Fünfzig Jahren abgenommen.

Zieht man für die Periode 1950-196o die Zahl der Ausländer im Bezirk Vorderrhein ab, so kommt man noch auf eine Zuwachsrate von 2.4% In diesen

Zahlen sind auch die Schweizer inbegriffen, die zeitweilig bei Kraftwerkbau Arbeit finden

Die einheimische romanische Bevölkerung hat daher eher abgenommen. Die Zunahme

Zwischen 1910-1950 ist vor allem dem Geburtenüberschuss zuzuschreiben.

In dieser Zeitperiode kam die Auswanderung oder schweizerische Binnen-

Wanderung weniger in Frage wegen Kriegsereignissen und Wirtschaftskrisen.

In Tabelle 17 wurden zu Vergleichszwecken die Daten für die Bevölkerung von Flims und Domat- Ems angeführt.

Zwischen 1850-1900 nahm die Bevölkerung der Cadi ab und zwar in 5 von 7 Gemeinden.

Nach 1900 setzt in sämtlichen Gemeinden ein langsamer Bevölkerungsanstieg ein. Nach 1950 begann die bereits schon besprochene konjukturell bedingte Entwicklung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

612. Geburtenüberschuss (auf 1000 E,)

 

                           1870/1886        1888/1900   1910/1920   1930/45    1950/60

 

 

Graubünden           4.6                    4.3              6.8                  5.9             8.3

Schweiz                  7.3                   8.6               6.4                  4.3            7.4

 

Die Zahlen für die Cadi sind zugängig doch dürfte der Geburtenüberschuss etwas höher als im Kanton liegen.

 

Bemerkenswert ist, dass der Geburtenüberschuss seit 1910 immer über dem Schweizerischen Mittel liegt.

Vergleicht man anhand der Tabellen ll-16, die Grösse der Wohnbevölkerung im Verhältnis zu den Haushaltungen so zeigt sich, dass die Durchschnittsfamilie vor allem in den Weilern kleiner geworden ist.

Dies hängt wie obige Tabelle zeigt, nicht mit sinkendem Geburtenüberschuss zusammen.

Die Grossfamilien mit Eltern, Kindern Grosseltern und anderen ledigen Familienangehörigen wird auch in der Cadi immer seltener

Der hohe Geburtenüberschuss von 1950/60 ist dank der verbesserten

Hygiene und geringerer Säuglingsterblichkeit erreicht worden

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

613. die Wanderungsbilanz auf 1000 Einwohner

 

                       1900/1910  1920/30   1930/1940  1941/1950   1951/1960

 

Graubünden          -4.4        -1.7          -4.5              -2.6               -1.0

 

Schweiz                 -3.3        -1.5          +0.1             +3.1               +6.8

 

Die bäuerlich geprägten Gemeinden der Cadi weisen einen überdurch-

Schnittlich grossern Kinderreichtum auf. Da die romanische Bevölkerung aber sogar abgenommen hat, muss der Wanderungsverlust der Cadi merklich über dem Kantonsmittel liegen

 

 

 

614. Der Altersaufbau

 

 

Die jüngsten und ältesten Jahrgänge sind im Vergleich mit den gesamtschweizerischen Durchschnitt übervertreten wie Tabelle 18 ersichtlich macht.

 

V0m 15. bis 19. Altersjahr beginnen sich diese Unterschiede zufolge

 Einsetzender Abwanderung aus dem Berggebiet auszugleichen, wobei der Anteil des weiblichen  Geschlechtes schneller sinkt.

 

Die im erwerbsfähigen Alter stehenden Altersklassen sind zum Teil

Deutlich untervertreten.

Es wird ein Männerüberschuss verzeichnet, was sich allem in der

Landwirtschaft auswirkt, finden doch die Bauern nur mit Mühe eine

Ehepartnerin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


                     Männer Frauen  0/00(2)  Total  0/00 (3)

Schweiz                                     275                  463

 

Graubünden  47611    17046      235     64657    430

 

Surselva          7919      2056       184     9975     420

Cadi                 3703        760       166     4553     451

 

2 in Promillezahlen der Erwerbenden (für Frauen)

3 in Promillezahlen der Bevölkerung

 

 

In Berggebieten ist der Anteil der im Erwerbsleben stehenden Personen bedeutend kleiner als im Unterland. Für die Cadi trifft diese Feststellung nicht zu. Die romanosche Bevölkerung ist aber am Kraftwerkbau nach Arbeitskräften nur geringfügig beteiligt, so dass die Gesetzmässigkeit doch zutrifft.

Gering ist der Anteil der Frauen an der Beschäftigtenzahl

Tabelle 19 zeigt die Verteilung nach Sektoren. Ein Blick auf die Aufstellung bestätigt die Vermutung, dass Industrie und Handwerk

Absolut und prozentual überwiegen.

Die wichtige Stellung der Land - und Forstwirtschaft kommt in der Statistik nicht zum Ausdruck.

 

 

 

 

 

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Die Cadi ist seit jeher ein klassisches Auswanderungsgebiet.

Leider gibt es keine Statistiken, die über die Zahl derAuswanderer Genaue Auskunft geben. Die Eintragungen im Bürgerrechstsregister sind oft unvollständig.

Leemann hat berechnet, dass zwischen 1850-1927 aus dem Tavetsch 526 Personen bei einer Gesamtbevölkerung von 900 ausgewandert sind.

Nach einer Seminararbeit an der Universität Fribourg sollen jährlich noch 200 Personen bei einer Gesamtbevölkerung von 900 auswandern (in andere Kantone der Schweiz)

In Tabelle 20 ist die Wohnbevölkerung nach Heimatzugehörigkeit zusammengestellt. In der Statistik sind die sich im Ausland aufhaltenden und ausgewanderten Bürger der Cadi nicht erhalten.

Zwischen 1941 und 1960 hat die Zahl der Bürger stark zugenommen,

die Zahl der in ihrer Heimatgemeinde sesshaften Bürger ist etwas gesunken

Einerseits gibt es eine starke Binnenwanderung wie in der übrigen Schweiz (z.B.durch den Kraftwerkbau), andererseits geht die Auswanderung weiter, wie die stark zunehmende Zahl der in anderen Kantonen der Schweiz lebenden Bürger der Cadi beweist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Bürgerrechtverhältnisse der Gemeinde Tavetsch 1860-1960’

 

In %                             1860  1870    1880 1888 1900 1910 1920 1941 60

 

Gemeindebürger            95.8   93       90     93.4  88      87       90    75     56

Kantonsbürger                 3.1    4.      7.        5.7   10.6   12.4   9.3

Uebrige Schweizer            0.7    0.4    0.         -      0.6     0.2     02

Ausländer                          0.4    1.9    2.2     0.9     -        0.1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lit.: Theus,A. Systemaische Untersuchungen der Bündnerischen Bevölkerungsverschiebungen, deren Ursachen und Folgen Dissertation, Bern 1936

 

 

Tabelle 20

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

2. Bevölkerung und Sprache

 

http://www.frr.ch/

 

Aus der Sicht der Fundaziun Pater Flurin Maissen

 

 

1960 gaben 50700 Menschen in der Schweiz Romanisch als ihre Muttersprache an.

 

Das Romanische zerfällt in vier Hauptdialekte, Das surselvische Idiom wird von etwa 20000 Menschen gesprochen. Die geographische Verbreitung des Surselvischen deckt sich ungefähr mit dem Gebiet der  Surselva

Die Cadi stellt sprachlich gesehen, eine der geschlossensten Regionen des Kantons Graubünden dar. Das bild wurde nur durch den Bestand an Fremdarbeitern und Deutschschweizern, die vorübergehend in der Cadi weilten (Kraftwerkkbau) etwas verfälscht. (Tabelle 21)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es bestehen enge Wechsel

elbeziehungen zwischen der Kulturlandschat und der Sprachlandschaft. Wirtschaft und Siedlungslandschaft in ihrer heutigen Form waren nur durch die

Sp

 

 

 

 

 

sprachlichen Eigenständigkeit der Cadi möglich. Diese Eigenart ist gefährdet. Die Auswanderer geben die romanische Sprache meistens schon nach der zweiten Generation auf Aber auch bei sprachlichen Mischehen wird das Romanische meistens zu Gunsten einer anderen Sprache aufgegeben, wie Tabelle 22 beweist.

Die Frage der Zukunft des Romanischen könnte höchstens durch einen Sprachwissenschafter untersucht werden. Erstaunlich ist jedenfall die Widerstandkraft dieser Sprache, stand sie doch besonders in der Cadi in ständigem Kontakt mit dem Deutschen und konnte sich doch den Verhältnissen immer wieder  anpassen

 

Literatur: Andeer,J.;  Ueber Usprung und Geschichte der räto-

Romanischen Sprache,1862

Lansel,P.: Die Rätoromanen

                  Frauenfeld 1936

Jaberg,K; Kultur und Sprache in Romanisch-Bünden

                 Romanica Helvetica, 6 1937 S.33 ff.

 

 

 

                

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 


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