Vollständiger Rapport über die Drusberg Pilgerreise nach Mexiko 2008
Vorwort nach fast acht Jahren im Juni 2016
Das Internet ist die Verteidigung des kleinen Volkes. Eigene Homepages werden nicht zensuriert. Da kann man die empfundene Wahrheit schreiben, muss nicht lügen.
Gut vier Jahre nach unserer Mexikoreise von 2008 wurden wir im Januar 2013 und nochmals im Juni 2016 angefragt, ob wir unseren Reisebericht nicht vom Internet herausnehmen könnten, denn seit unserem Bericht sei die Pilgerreise nicht mehr durchgeführt worden. Die heutige Generation recherchiere im Internet und mit den Erfahrungen in unserem Bericht von 2008 sei eine neue Pilgerreise nach Mexiko nicht förderlich, wir hätten die Verantwortung zu tragen.
Wir haben unseren vollumfänglichen Rapport nochmals durchgelesen im Januar 2013 und nochmals am 19. Juni 2016 und bleiben bei unseren Aussagen, empfinden immer noch gleich und sehen nicht ein, warum wir die Reise vom Internetnetz nehmen sollten. Es sind
sicher singulare Erfahrungen, aber das haben wir erlebt.
Die Sicherheit in Mexiko ist abgesehen davon in den letzten Jahren nicht besser geworden. Reiseteilnehmer müssen sich dessen bewusst sein.
Nachfolgend der unveränderte Rapport
Drei Tage vor Beginn der Reise wurde uns mitgeteilt, dass die Geistliche Begleitung ausgewechselt werden müsse wegen Todesfall. Das Reisebüro beauftragte darum zwei Deutsch sprechende Missionare in Mexiko: Pater Leonhard Huber, ein Augustinerpater, seit zwei Jahren in Mexiko, und Pater Franz Prosinger, ein Gründungsmitglied der St. Petersbruderschaft, seit dem Herbst 2008 in Mexiko.
Am ersten Reisetag erfuhren wir, dass auch die deutschsprachige Reiseleitung – Frau Ruth Mennel – ausfalle wegen Unfall (Sturz von einer Aztekentreppe). Sie wurde fürs erste Wochenende von einer Deutsch sprechenden Kollegin ersetzt. Ab dem ersten Dienstag bis zum Ende der Reise sprang ein Kunsthistoriker im Rentenalter (68) ein, der nur in Spanisch führte. Die geistlichen Herren mussten alles aus dem Stegreif übersetzen.
Zyklen im Nationalpalast von Mexiko-Stadt von Diego Rivera zur Eroberung Mexikos
Meine Lieben
Ganz kurz ein Mail, da ich gerade eine Internetmöglichkeit im Hotel habe.
Die Flugreise war etwas lange, vor allem, da wir in Madrid zwischenlanden mussten und fast drei Stunden Aufenthalt hatten. Nachher kamen dann nochmals über zwölf Flugstunden dazu. In Kloten mussten wir übrigens im Auftrage der Petrusbruderschaft mehrere Koffer zusätzlich zu unserem Reisegepäck übernehmen. Sie waren für Pater Franz Prosinger bestimmt.
Unser Hotel ist ein klassisches älteres 3-Stern-Hotel. Ich bin froh, dass man die Fenster öffnen kann. Allerdings hört man dann den Strassenlärm bis in alle Nacht hinein.
Heute Sonntag waren wir am Vormittag im Süden der riesigen Stadt und nahmen an einem deutschsprachigen Sonntagsgottesdienst teil. (Wie die Mission Catholique Française in Zürich) Dann Stadtrundfahrt und Mittagessen in einem typischen mexikanischen Restaurant. Nachmittags Besuch der grössten Kathedrale, des grössten öffentlichen Platzes und des Nationalpalastes mit der ganzen Geschichte des Landes auf schönen Wandbildern von Diego Rivera.
Mit lieben Grüsse MT
Reisegruppe
Muttergottes von Guadelupe
Montag, 10. Nov. 2008
Meine Lieben
Heute waren wir in Guadelupe, dem grossen religiösen Zentrum von ganz Amerika. 1531 erschien einem konvertierten Indio, dem heute heiligen Juan Diego die Muttergottes. Diese verlangte von ihm, dass er dem Bischof melde, dass am Erscheinungsort eine Basilika gebaut werden solle als Zeichen, dass sie die Mutter aller Menschen sei, auch der Indios. Der Bischof glaubte ihm nicht und sagte ihm, er solle später nochmals mit seinem Anliegen kommen. Da geschah ein weiteres Wunder. Die Muttergottes erschien ihm ein zweites Mal und schenkte ihm viele Rosen, die er dem Bischof bringen sollte. Juan machte das. Diesmal hörte ihm der Bischof besser zu. Juan leerte die vielen Rosen vor dem Bischof von seinem Mantel aus und da war das Bildnis der Guadelupe-Muttergottes auf dem Umhang abgebildet. Eine erste Kirche wurde gebaut und das Bildnis auf dem Umhang des kleinen Indios wurde dort ausgestellt. Mittlerweile sind mehrere neuere und grössere Kirchen gebaut worden, die dritte grosse Basilika erst 1975. Auf einem Rollband kann jeder Pilger das erhaltene Bildnis sehen. Wir hatten als Gruppe mit unserem Geistlichen, der uns begleitet, auch eine heilige Messe in der Basilika in einer kleinen Kapelle nebenan und wir haben für alle unsere Angehörigen dort gebetet, auch für euch und eure Anliegen.
Das Wetter ist weiterhin angenehm, morgens etwas frisch und tagsüber gegen die 25 Grad. Morgen gehts zur Weiterfahrt, wahrscheinlich auch zu den ersten Azteken-Pyramiden.
Wenn ich zu Internetstationen gelange, schreibe ich weiter.
Mit lieben Grüssen
MT
Guadelupe mit neuer und alter Basilika
Mail vom Freitag, 21. Nov. 2008 vormittags in Mexiko-Stadt
Sehr geehrter Herr Schelbert
Mit diesem Mail beginne ich den Rapport über die zu Ende gehende Mexiko-Pilgerreise von 2008. Wenn ich in der Schweiz bin, habe ich wieder ein volles Programm und fast zu wenig Zeit, um zu rapportieren.
Ich beginne mit dem ersten Dienstag der ersten Woche, dem 11. Nov. 2008.
Am Vormittag beim Frühstück trafen wir Pater Leonhard. Es folgte die Besichtigung der nahen Franziskanerkirche mit Carlos als Führer.
Carlos ist „so genannter“ Kunsthistoriker, er führte uns die ganzen zwei Wochen. Er ist kein Professor, wie in der Gruppe herum geboten wurde. Er macht alles auf privater Basis, hat private Studenten und war 7 Jahre illegal in den USA mit seiner ganzen Familie. Er hat lediglich ein privates Reiseführer-Unternehmen und hat sich im Verlaufe der Jahre als Autodidakt zum Kunstkenner hochgearbeitet. Das doziert er mit Hochgenuss in alle Einzelheiten. Die Teilnehmer hatten nach einem Tag bereits genug von seinen langen Erklärungen. Dazu kam die Übersetzung von Pater L. Er musste oft nachfragen und übersetzte uns dann mit eigenem zusätzlichem Kommentar, was uns ärgerte, da wir merkten, dass wir diesbezüglich religiös manipuliert wurden. Soviel verstand ich mit meinen Sprachkenntnissen, auch wenn ich nicht Spanisch kann. Es gab dann deswegen eine erste Unstimmigkeit im Bus. Mein Mann wehrte sich, weil deswegen der Zeitplan weitaus nicht eingehalten wurde und wir immer in den Nachtzeiten in die Hotels kamen und die Nachtessen sehr spät waren und anderntags mussten wir ja wegen der hl. Messe wieder früh aufstehen. Wir älteren Teilnehmer kamen einfach in Stress. Pater L. war aber ein Seelenführer und sprach nach dieser ersten Auseinandersetzung mit meinem Mann, der ihn wegen den Unpünktlichkeiten verantwortlich gemacht hatte. Sie kamen ins Reine, entschuldigten sich gegenseitig und Pater L. versprach, keinen eigenen Kommentar an Ort und Stelle hinzuzufügen, frühestens erst im Bus auf Meinungen von Carlos einzugehen. Carlos änderte sich im Verlauf der Tage nicht, war weiter ausschweifend und erzählte uns praktisch nichts von den Menschen und ihrem Leben in Mexiko. Carlos ist abgesehen davon ein Chaot mit den Zeiten. Dauernd wurde abgeändert. Manchmal kamen wir zum Bus, um eine vereinbarte Zeit und mussten ganze halbe Stunden noch warten, oder der Bus war noch nicht da, oder das Abendessen war plötzlich eine ganze Stunde später, und wir mussten im Ort warten. Das war auf die Dauer sehr ärgerlich, weil wir als Lehrer gewohnt sind, dass man vorher alles abklärt und sich dann an die zwei Stunden vorher gegebenen Zeiten hält. Soviel zu Carlos, der eben ein typischer Mexikaner war, aber wir hatten eben mit Frau Mennel gerechnet. Dass dann Frau Mennel uns zur Bootsfahrt in Mexiko-City einlud, um alles wieder gutzumachen, empfanden wir geradezu als Hohn und verschiedene schlugen die Bootsfahrt aus, nur ich nicht, weil ich mich bereits in der Schweiz darauf gefreut und die Fr. 50.- eingeplant hatte.
Frau Mennel schrieb ich am Sonntagabend ein SMS mit folgendem Inhalt: „Geehrte Frau Mennel: Im Namen von Drusberg-Reisen: Maissen und Reichmuth informieren Sie, dass Carlos organisatorisch ein Chaot ist und ausschliesslich anspruchsvolle Kunstgeschichte doziert. Wir würden so gerne mehr übers Land und die Mexikaner hören.“ Anderntags hatten wir das Gefühl, dass Frau Mennel darauf reagiert hatte. Carlos besserte sich etwas, aber nicht genügend. Drei Tage später folgte dann mein erstes Kurzmail an Drusberg-Reisen. Als ich das Internetcafe sah, musste ich zum Hotel zurück und vorerst die Mailadresse suchen, denn ein Telefon wollte ich mir nicht leisten, sah ich doch, was das kostet, denn mein SMS an Ruth M. hatte mich bereits Fr. 3.90 mit meinem Natel gekostet. Darum versuchte ich in unserer aufgestauten Unzufriedenheit zu mailen. Die anderen Reiseteilnehmer sagten immer, wir müssten all diese Unzulänglichkeiten als Pilger schlucken. Das gehöre dazu.
Teotihuacan Sonnenpyramide
Jetzt also zu diesem ersten Dienstag. Wir besuchten nach der Franziskanerkirche und dem Einladen des Gepäckes die Azteken-Stadt Teotihuacan. Nach einer guten Stunde Führung mussten wir eine steile Azteken-Treppe hinuntersteigen. Vier Teilnehmer hatten Angst und weigerten sich hinunter zu steigen. Sie mussten zurück und mindestens zwei Stunden auf Carlos warten, bis der Bus sie zu einem andern, leichteren Eingang führte. Warum hatte er das nicht gleich am Anfang gemacht?
Wir kamen an diesem Dienstag sehr spät in Puebla an. Es war ca. gut 20.30 Uhr. Abendessen gab es an diesem Tag ja nicht mehr, weil wir ein sehr spätes Mittagessen gehabt hatten, welches aber perfekt gewesen war, schön reserviert mit Schildern «Ruth».
Mexikanermusik während des Essens
So, das ist einmal der Dienstag, 11. Nov. gewesen. Am Abend von diesem Tag versöhnte sich mein Mann wie oben erwähnt mit Pater L. Sobald ich Zeit finde, fahre ich fort mit dem Reisebericht.
Mit freundlichen Grüssen
MTMaissen
Mail vom Freitag, 21. Nov. 2008 vor der Abfahrt nach Guadelupe
Sehr geehrter Herr Schelbert
Es folgt der 2. Rapport der Reise, der Mittwoch, 12. Nov. 2008.
Nach dem Frühstück hl. Messe in San Domingo und anschliessend mindestens eine einhalbstündige Erklärung der verschiedenen Barock-Kirchenstiele mit allen Unterschieden. Um abzukürzen erklärte ich den Teilnehmern selbst in einfachen Worten die Unterschiede.
San Domingo in Puebla
Nachher hatten die Teilnehmer endlich die Möglichkeit, im Hotel aufs WC zu gehen. Mein Mann war wieder gereizt. Nachher folgte die Stadtführung von Puebla: Kathedrale etc. Um 13 Uhr verliessen wir mit dem Bus Puebla und besuchten Cholula. Hier war der Aufstieg zur sehr schön gelegenen Kirche für meinen Mann und auch andere Reiseteilnehmer mühsam, selbst für Carlos.
Cholula
Mein Mann blieb auf halber Strecke und musste zurückkehren, war erneut verärgert. Vier Teilnehmer waren in Puebla geblieben. Mittagessen erst um 15 Uhr. Rückfahrt und Ankunft im Hotel beim Einnachten. Wieder waren wir im Stau stecken geblieben. Nachtessen in einem guten Lokal, welches Carlos zuerst suchen musste. Zum Glück hatte ich wieder meine Fahne dabei, ansonsten hätten wir bestimmt Leute verloren. Carlos sah das immer zu spät, weil er einfach davoneilte und nicht sah, dass die Leute auf den engen Trottoirs nicht nachkamen. Bei Richtungsänderungen wartete er nicht. Ich musste ihn mit der Fahne darauf hinweisen.
Das war der also der Mittwoch, 12. Nov. 2008
Mit freundlichen Grüssen MTMaissen
Mail vom Samtag/Sonntag, 22./23. Nov. 2008
Sehr geehrter Herr Schelbert
Ich bin wieder in der Schweiz und sende Ihnen, bevor ich überhaupt auspacke, die 3. Fortsetzung meines Rapportes.
Zuerst noch einen Nachtrag zum 11. und 12. Nov. 2008
Pater Leonhard hatte in der Messe vom 11. Nov. in Guadalupe keinen Messtext in deutscher Sprache gehabt. Das hatte ich mir beim Einpacken noch gedacht und so hatte ich vorsorglich mein Laacher Messbuch 2008 mitgenommen, wo in der Mitte eine ganze Reihe von Hochgebetstexten (Kanontexten) in Deutsch zu finden waren. Pater L. war sehr froh und verwendete wenigstens für das Hochgebet diese Texte, las auf Spanisch die Tages-Texte und für die Lesung und das Evangelium hatte er eigens eine deutsche Bibel mitgenommen. (Solch eine Panne – keine deutschen Messtexte zu haben – war mir bei einer Pilgerreise mit Pfr. Bernhard Schneider im Heiligen Land 1986 schon einmal passiert. Ich hatte dem vorbeugen wollen.) Die Lieder durften wir immer selber wählen, und ich wurde von den Teilnehmern gebeten, die Lieder anzustimmen, da ich eine kräftige Stimme habe.
Donnerstag, 13. Nov. 2008
Sanktuarium von Ocotlan
Nach dem Frühstück Fahrt nach Ocotlan. Besuch der Kirche mit eingehender Kunstgeschichte.
12 Uhr Abfahrt nach Tlaxcala mit Besuch des Regierungspalastes und aller Kirchen rund um den Zocalo.
Regierungspalast in Tlaxcala beim Zocolo
Freies Mittagessen im Ort.
Weiterfahrt um 15 Uhr nach San Miguel del Milagro. Ankunft um 16 Uhr. Zimmerbezug und Freizeit bis zum Abendessen um 18 Uhr. Alles war während diesen fast drei Tagen bestens, nur teilte uns niemand mit, dass wir unsere Zimmer selbst zu machen hatten, inkl. Abfallbeseitigung und dem Trocknen der Toilettenwäsche im Freien. Erst als ich mich am Abend des ersten Tages erkundigte, wann der Zimmerservice gemacht werde, erfuhr ich, wo neue Abfallsäcke und WC-Rollen waren. Im Innern der Zimmer war es sehr kalt, selbst mit den drei Wolldecken, dem Bettüberwurf und den geschlossenen Fenstern war es kalt. Die Zimmer waren ansonsten aber bestens und alle hatten ein eigenes Badezimmer mit WC. Die Drusberg-Information, die Zimmer mit mehreren Teilnehmern teilen zu müssen, war falsch. Es war viel besser, als wir uns gedacht hatten. Alle waren angenehm überrascht. Die mexikanische Küche war einfach, aber recht gut. Am Abend war das Essen vom Hauswart allerdings nur leicht aufgewärmt, da das Küchenpersonal das Haus nach dem Mittagessen verliess. Abendmesse um 19 Uhr in der Hauskapelle. Hier las Pater L. erstmals die hl. Messe mit dem Rücken zum Volk. Das befremdete uns etwas, aber er bat uns freundlich, dies einmal auf uns einwirken zu lassen.
Freitag, 14. Nov. 08
Einkehrtag. Vor unserer Teilnahme an der Pilgerreise wussten wir nichts davon. Frühstück um 7.30 Uhr, hl. Messe um 9 Uhr, Vortrag um 10 Uhr mit Dislozierung, weil unter der Kapelle Bauarbeiten waren. 11.15 Uhr bis 12 Uhr Erholungszeit. 12 Uhr Kreuzweg. 13 Uhr Mittagessen. 14-16 Uhr Erholungszeit. 16 Uhr Spaziergang zum Heiligtum im Dorfe San Miguel. Pater L. erklärt. 18 Uhr Abendessen. 19 bis 21 Uhr Beichtgelegenheit. Die meisten Pilgerreisenden nahmen daran teil und mussten teils lange warten.
San Miguel del Milagro
Samstag, 15. Nov. 08
Auf Wunsch einiger äusserst Frommen von uns findet die hl. Messe im Heiligtum von San Miguel statt mit Einbezug der einheimischen Bevölkerung. Wir staunten nur über die volle Kirche! Für einen Samstag war das sehr beeindruckend. Rückkehr zum Einkehrhaus. 10.30 Uhr Abmarsch zum Besuch der Ausgrabungsstätten von Cacaxtla. Vier Teilnehmern ist der Aufstieg ins Oberdorf zu steil. Sie bleiben im Areal.
Cacaxtla
Die erste Pyramide war überdacht, und der Wind dort oben war beissend wie auf einer Skipiste. Der Aufstieg zur zweiten Pyramide war ein richtiger Bergweg (zu vergleichen mit dem Aufstieg von Corona auf den San Salvatore bei Lugano). Ich war froh, beim Abstieg mit meinen Turnschuhen keine Fussverstauchung geholt zu haben. Man hätte für diese Wanderung und natürlich auch für die anderen archäologischen Stätten unbedingt Wanderschuhe mit festem Halt gebraucht. Das hätte Drusberg-Reisen mitteilen sollen. Joe Reichmuth konnte mit seinen Halbschuhen nicht hochkommen und musste deshalb fast eine Stunde unten an der Sonne bleiben. Um 13.30 Uhr Rückkehr ins Einkehrhaus. Nach dem Mittagessen teilt uns Pater L. mit, dass er am Nachmittag weg müsse nach Puebla, um in einem Frauenkloster die Beichte abzunehmen. Er käme erst etwa um 21 Uhr zurück. Ich fragte nach dem Programm für uns. Antwort: «keines». Da kam mir die Idee von Anbetungsstunden. Wir hatten ja mittlerweile die ganze Gegend zu Fuss abgeklopft. Pater L. war einverstanden, und ich organisierte die Anbetungsstunden. Es waren immer zwei Pilger zusammen während einer ganzen oder einer halben Stunde während des Abendessens. Einzelne kamen sogar zweimal dran. Es war kurz vor 21 Uhr, als der Pater uns den eucharistischen Segen gab. Im Moment fanden es alle schön. Man kann sich natürlich fragen, ob die fast zwei Einkehrtage bei einer Pilgerreise im fernen Mexiko unbedingt sein mussten. Für Einkehrtage wähle ich gerne meine eigenen Orte in der Schweiz.
Die Schwellengrenze für konservatives liturgisches Feiern der hl. Messe war mit Pater Leonhard erreicht. Weil Pater L. aber ein guter Seelenführer ist, kauften wir ihm auch die Mundkommunion ab, aber wer die Handkommunion wollte, bekam sie. Nebenbemerkung: Pater L. würde schon lange eine neue Soutane brauchen, aber wahrscheinlich ist es schwierig, solche in Mexiko zu erhalten. Der Klerus in Mexiko benutzt fast ausschliesslich die Zivilkleidung, um nicht anzuecken. Bei Pater Franz ist es gleich. Auch seine Soutane ist mit Flicken versehen und wird wahrscheinlich nicht oft gewaschen oder die Kragenflecken gehen nicht mehr aus.
Sonntag, 16. Nov. 08
Gottesdienst in der Hauskapelle um 9 Uhr. 10.30 Uhr Abfahrt mit verladenem Gepäck. Der Bus und Carlos sind zurück. (Eigentlich war die Zeit allein mit Pater L. eine gute Zeit. Wir ärgerten uns nicht über Carlos! Jetzt war wieder Geduld angesagt.) Um 13.45 Uhr Ankunft in Tepotztlan.
Tepotztlan: Joe und Ernst
Mit der Fahne müssen wir uns zu einem Restaurant durchkämpfen. Es war Chilbi und eine Unmenge von Menschen waren hier. Carlos musste ein Restaurant suchen und sich durchfragen. Er sagte uns, wir müssten schnell essen, er werde um 15 Uhr beim Eingang der Dominikanerkirche aus dem 16. Jh. auf uns warten. Wer kam eine halbe Stunde später als vereinbart? Carlos! (mit einer kleinen Gruppe von uns). Wir andern waren natürlich nicht erfreut. Es folgte eine 20-minütige Führung durch die Konventanlage. Dann gab Carlos mehr als eine Stunde frei, um in der nicht besonders schönen Kirche zu beten, die dauernd von Touristen besucht wird. Beim Treffpunkt um 17 Uhr hiess es, der Bus könne nicht in die Stadt hinein fahren. Wir müssten Taxis nehmen oder den Bus. Wir fragen, wie weit das sei. Antwort: «etwa sieben Häuserblöcke». Wir entschlossen uns, zu Fuss dorthin zu gehen. Wie wir nach guten 20 Min. vor die Stadt kamen, führte uns Carlos die Bergstrasse hinauf. Nach ca. 2 km erreichten wir eine Tankstelle und einen grossen Parkplatz mit unzähligen Bussen, wo wir zuerst den Bus suchen mussten. Ich fand ihn, da ich zuvorderst war. Gleichzeitig ist eine Möglichkeit für einen WC-Halt. Wegen der vielen Frauen, die anstehen müssen, verlieren wir weitere 20 Min. Es hat doppelt so viele Männer-WC! Die älteren Leute von uns (Ehepaar Umbricht, Frau Walter und mein Mann) sind ziemlich erschöpft und haben teils Atembeschwerden nach diesem doch sehr langen Marsch. Darauf Fahrt nach Cuernavaca, wo wir um 19.45 Uhr vor dem Hotel ankommen. Pater L. und Monika G. verlassen uns. Carlos ist nun unser einzige Führer. Nach dem Zimmerbezug muss er umständlich die Leute informieren, wo sich das Restaurant befindet. Das sind 300 m hinter der Réception. Es ist Nacht, und die Wege mit den vielen Treppchen sind sehr schlecht beleuchtet. Wir müssen mit Taschenlampen um 20.30 Uhr zum Essen gehen. Gott sei Dank habe ich eine.
Hotelpool in Guernavaca
Es war Saisonende. Alle bekamen sehr schöne Zimmer mit je zwei WC und zwei Duschen. Es waren eigentlich Familienzimmer. Unangenehm ist nur, dass wir (Ehepaar Maissen) während diesen zwei Nächten unser Hotelzimmer nicht abschliessen konnten. Das Schloss klemmte und nur das Hotelpersonal wusste, wie man dennoch abschliessen konnte. Jedes Mal, wenn wir unser Zimmer verliessen, mussten wir bei der Réception vorbeigehen und das Personal bitten, unser Zimmer abzuschliessen.
Nach dem Nachtessen kann uns Carlos nicht sagen, wann und wie das Programm anderntags weitergeht. Er müsse alles zuerst mit dem neuen Pater, Pater Franz, absprechen. Wir mussten einfach um 7.30 Uhr zum Frühstück kommen. An diesem Sonntag wurde das Programm wegen dem Trödeln von Carlos nicht eingehalten. Wir hätten vor dem Hotelbezug eine Stadtführung von Cuernavaca haben sollen.
Montag, 17. Nov. 2008
Frühstück um 7.30 Uhr. Carlos weiss immer noch nicht mehr. Wir verabreden einen Treffpunkt um 10 Uhr vor der Réception. Um 9 Uhr plötzlicher Telefonanruf. Der Pater ist bereits da und will um 9.15 Uhr losfahren. Einzelne unserer Gruppe müssen im weiten Gartenareal des Hotels gesucht werden. (Das Gartenareal mit den zwei Schwimmbassins ist übrigens sehr schön. Leider können wir aus Gründen des stressigen Programms und dem Stau beim Abendverkehr diese Gartenanlangen gar nicht geniessen. Nur Pater Franz geht schon morgens früh schwimmen. Uns ist es zu dieser Zeit zu kalt. Das versteht er nicht, er habe auch im Winter jeweils im Zürichsee gebadet.)
Pater Franz stellt sich kurz vor, und die Fahrt nach Taxco zur Silber- und Bergwerkstadt beginnt. Um ca. 11 Uhr sind wir dort. Führung. Weiterfahrt mit dem Bus wenigstens einen Teil des Hangs hinauf. Fussmarsch mit der Fahne. Wieder hat es enorm viele Leute und unsere Gruppe hätte ohne Fahne kaum zusammengehalten werden können. Vor der Kirche Santa Priska, wo es ganze Trauben von Touristengruppen gibt, sagt uns Carlos, wir hätten bis 16 Uhr frei.
Pater F. erhält erst um 16 Uhr die Möglichkeit, eine hl. Messe zu feiern. Um 15.45 Uhr versucht der Pater, die Leute nach hinten zu treiben. Mein Mann will ihm helfen, ist sehr erregt ob dem Lärm, aber er macht das auf eine etwas unwirsche Weise, als wäre er selbst der Heiland, der die Händler aus dem Tempel treibt. Einzelne Teilnehmer kritisieren ihn deshalb.
Kirche Santa Priska in Taxco
Um 16 Uhr beginnt ein Beerdigungsgottesdienst. Pater Franz muss in eine Seitenkapelle ausweichen. Man stelle sich diese beiden Gottesdienste einmal vor: zwei gleichzeitige Gottesdienste im selben Raum, einen in spanischer Sprache mit Mikrofon, ein anderer mit sehr lauter deutscher Predigt von Pater Franz, deutscher Gesang von uns Pilgern und spanischer Gesang der einheimischen Bevölkerung. Dazu die lauten lateinischen Gebete von Pater Franz während unseren Gesängen. Damit wir uns überhaupt verstehen konnten, mussten wir einander überstimmen oder überschreien. Drei von unsern Reiseteilnehmer gingen deshalb weg und begaben sich ins Hauptschiff. Mein Mann und ich empfanden diese Situation ebenfalls als Horror. Ein frommer Teilnehmer von uns meinte, was dem Pater recht sei, müsse auch uns recht sein. Das ergab natürlich eine Diskussion. Wir waren gar nicht dieser Meinung. Warum hätte Pater Franz nicht in einem Hotelzimmer von unserem Hotel die hl. Messe halten können? Warum musste es unbedingt diese Kirche Santa Priska sein? Mit etwas Organisation hätten wir doch eine würdige hl. Messe haben können.
Wir redeten auf der Heimfahrt mit Pater Franz. Er versprach uns, dass so etwas nicht mehr vorkommen werde. (Leider war das nicht der Fall am andern Tag!) Ich hatte ihm abgesehen davon mein deutschsprachiges Missale angeboten. Er wollte nichts davon wissen, wies es sofort ab, obwohl doch Pater Leonhard mir gesagt hatte, ich solle es Pater Franz anbieten. Wir fragten ihn auch, warum er nicht konzelebriert habe. Er sagte, dass er das nie gelernt habe und darum nicht könne, aber in unseren Augen wollte er das gar nicht.
Ich fühlte mich mit dieser lateinischen Messfeier um ein halbes Jahrhundert zurückgeworfen. Klar, die lateinischen Texte konnte ich noch alle auswendig, so was vergisst man doch nicht, auch nicht das Suscipiat, aber ich hatte mich während der vergangen fünfzig Jahre dem heute ordentlichen Ritus angepasst, weil ich für die Landessprache war, andere Geistliche von andern Drusberg-Reisen übrigens auch. Und als junge Lehrerin hatte ich gegen das Rosenkanz-Beten während der hl. Messe gekämpft. (Lateinisch beten und gleichzeitig deutsch singen ist doch fast dasselbe für mich wie das Rosenkanz-Beten während des Gottesdienstes vor 50 Jahren.)
Bei einfallender Nacht fand die Rückreise nach Cuernavaca statt. Wir gelangten natürlich erneut in den Abendstau und waren erst um 20 Uhr im Hotel. Schade! Nachtessen um 20.30 Uhr. In der ganzen Hotelanlage war nach dem Wochenende nur unsere Gruppe, und es gab ein Dreigangmenu.
Dienstag, 18. Nov. 08
Frühstück um 7. 30 Uhr. Abfahrt um 9 Uhr für die Stadtführung von Cuernavaca, die als Kurzprogramm von uns Teilnehmern gewünscht wird. Einzelne blieben sogar im Bus. Carlos holte aber immer wieder kunstgeschichtlich aus und so konnten wir erst um 10.30 Uhr zur archäologischen Stätte von Xochicalco abfahren. 45-minütiger Museumsbesuch und nachher Fahrt zum Pyramidenfeld. Mindestens zweistündige Führung von Carlos mit Übersetzung durch Pater Franz.
Xochicalco
Vier Leute von uns, darunter mein Mann, Ehepaar Umbricht und Frau Walter wurden zum Warten verurteilt. Es hiess «höchstens eine Stunde» warten, aber es waren eben gut eineinhalb Stunden und der Ort fürs Warten war ein garstiger Platz. Im Bus rief mein Mann natürlich aus und beklagte sich über die Unpünktlichkeit der Gruppe. Der Pater reagierte meinem Mann gegenüber «schnodrig», er habe das Programm nicht gemacht. Bei der Führung hatte ich dem Pater gesagt, er solle Carlos bitte sagen, dass er vorwärts machen solle wegen unserer wartenden Leute, aber Carlos kümmerte das wenig. Beim Mittagessen hielt er irgendwo auf dem Lande in einer kleinen Beiz. Die Übersetzung beim Mittagstisch funktionierte nicht. Wir wollten eine Suppe, bekamen aber nach einer halben Stunde eine Art kleine Pizzen. Für das Warten auf eine Suppe reichte die Zeit nicht mehr. (Carlos hatte nur 25 Min. gegeben.) So mussten wir fasten. Mein Mann war böse auf den Pater und der Pater zuckte nur mit den Schultern und meinte, wir hätten doch auch diese Pizzen essen können. Eine Fischsuppe hätte es sein sollen, denn die andern hatten der Gruppe hatten Fisch bestellt.
Malinalco
In Malinalco um 15. 30 Uhr angekommen, hiess es, die hl. Messe sei unten im Dorf um 17 Uhr und das Abendessen um 18.30 Uhr gegenüber der Kirche. Mein Mann war nach diesem unkontrollierten Tagesverlauf so erbost, dass er nicht an der hl. Messe teilnahm. Die hl. Messe fand in einer Seitenkapelle statt. Gleichzeitig war im Hauptschiff Religionsunterricht für die Kinder, die zwischendurch auch laut sangen und beteten. Wir mussten erneut sehr laut singen, um uns gegenseitig zu verstehen und übertönten auf diese Weise das gleichzeitige laute lateinische Gebet des Paters. Besser wäre gewesen, gar nicht zu singen, aber der Pater stimmte einfach ganz autoritär an. Er forderte uns auch auf, bei der Kommunion die Plüsch-Kniebänke zu benutzen.
Dass nicht alle Teilnehmer knien konnten, hatte er nach zwei Tagen noch nicht bemerkt, und als das Ehepaar Umbricht nicht nach vorne kam, schaute er nicht auf, um zu wissen, ob er nach hinten kommen solle. Er kam einfach nicht. Umbrichts haben Gehstöcke. Das musste er doch gesehen haben. Nachträglich meinte der Pater, sie hätten sich eben wehren sollen. Diese hl. Messe war für mich erneut enttäuschend und ich beschloss, nicht mehr an Messen von Pater Franz teilzunehmen, weil ich mich bestimmt wieder ärgern würde.
Weiter fühlte ich mich von Drusberg-Reisen hintergangen. In den Prospekten dieser Reise war keine Rede von vorkonziliarischen Messen mit der St. Petersbruderschaft. Wir haben zwei Reisen mit Drusberg mitgemacht. Immer las der Geistliche die hl. Messe in der Landessprache und dem Volk zugewandt. Wir haben erst drei Tage vor der Abreise erfahren, dass ein Pater der St. Petersbruderschaft die geistliche Leitung übernehmen werde. Als ich das las, war ich entsetzt, aber eben, die Reise so kurzfristig abzusagen ohne finanziellen Verlust, konnten wir auch nicht. Wir beschlossen, vorerst einmal abzuwarten. Pater Franz aber ist ein autoritärer Religionsführer. Pater Leonhard war ein Seelsorger gewesen. Mit ihm konnte man reden und sich erklären. Das ist der grosse Unterschied zwischen diesen beiden Geistlichen. Warum konnten wir Teilnehmer nicht einmal vorbeten, vorsingen oder freie Fürbitten formulieren? (Emanzipierte Frauen mag Pater Franz offensichtlich auch nicht besonders. Bei einem Tischgespräch am ersten Abend wollte er immer nur mit meinem Mann reden und nicht mit mir, und als ich die Weinflasche bezahlte und nicht mein Mann, war er erstaunt.)
Nach der hl. Messe von diesem Dienstag wurde das Abendessen um 18.15 Uhr auf 19.30 Uhr verschoben. Wir standen vor geschlossen Türen des Restaurants. Wieder eine Organisation von Carlos! Das brachte uns zum ersten Mail an Drusberg-Reisen, nachdem ich nach Tagen wieder einmal ein Internetcafé gesehen hatte.
«An die Direktion:
Wir sind mit dem Verlauf der Mexikoreise sehr unzufrieden. Organisation von CARLOS chaotisch. Pilger-Reise vorkonziliär. Rechtliche Schritte vorbehalten.
Ernst und MT Maissen-Hoby»
Vor dem Nachhausegehen gab es an diesem Abend gegenseitige verbale Beschuldigungen.
Mittwoch, 19. Nov. 2008
Am Vormittag fand nach einem «nüchternen» Morgengottesdienst (Messe um 7.30 Uhr) das Frühstück im auswärtigen Restaurant des Vorabends statt, und zwar um 8.30 Uhr. Familie Umbricht, Frau Walter und Ehepaar Maissen nahmen nicht daran teil.
Die Stimmung war gespannt. Wer für die archäologische Vormittagsführung in Malinalco nicht fit genug war, musste passen und warten. Meinem Mann zuliebe blieb auch ich an diesem Vormittag der Führung fern. (Ich konnte ihn doch nicht immer warten lassen!) So verbrachten wir den Vormittag auf dem Dorfmarkt und beim Füssebaden im Hotelpool.
Marktszene
Es folgte die Rückfahrt nach Mexiko-City. Da der Bus nicht dort hielt, wo vereinbart gewesen war, musste man wieder warten, bis alle gefunden waren. Wie der Nachmittag weiter verlief ist Ihnen bekannt. Ich sandte unteres Mail:
«Sehr geehrte Familie Schelbert
Entschuldigen Sie mein Mail vor zwei Tagen, aber die dortige Internetübertragung war miserabel und wir hatten grosse Mühe gehabt, überhaupt ein Internetcafe zu finden. Jetzt sind wir wieder in Mexiko-City und im Hotel ist eine Schnellübertragung.
Wir werden daheim haargenau über jeden Reisetag berichten.
Ich möchte aber den gestrigen Tag (Fahrt nach Mexico-City) kurz erwähnen. Ein schwerwiegender Vorfall war in Abänderung des Programms. Wir besuchten noch den Wallfahrtsort Chalma.
Sicht auf die Kirche von Chalma von der sehr steilen Aztekentreppe her
Der Abstieg zur Kirche vom Parkplatz her war ausserordentlich gefährlich und ungeeignet für Senioren: Mein Mann hatte auf der Aztekentreppe Todesangst und ich musste ihm jeden Tritt über gute 100 Höhenmeter zeigen und ihn stützen, weil er zusätzlich Höhenangst bekam. Ein Zurück zum Bus war nicht mehr möglich, er war abgefahren auf die andere Seite des Baches und Abhangs. Die Jungen eilten voraus und überliessen die älteren Teilnehmer dem Schicksal. Auch Pater Franz kümmerte sich nicht um uns. Nach dem stündigen Kirchenbesuch mussten wir auf der anderen Bachseite mehr als eine halbe Stunde auf den Bus warten, weil Carlos und auch der Pater keinen Akku mehr hatten, um dem Fahrer genau zu erklären, wo wir waren. Mein Mann war so wütend, dass er im Bus ausgerufen hat. Er warf dem Pater vor, ihn in Lebensgefahr gebracht zu haben. Das war wirklich der Fall gewesen. Ein Wort wechselte dann das andere und es gab einen Riesenkrach mit gegenseitigen Beschuldigungen.
Weiteres von zu Hause aus. Es nützt ja doch nichts mehr. Andere Leute hier im Hotel warten aufs Internet
Mit freundlichen Grüssen
MTMaissen»
An diesem Nachmittag erzählte Pater Franz auch die Entstehungsgeschichte der St. Petrusbruderschaft, weil er von meinem ersten Mail an Sie «vorkonziliar» gekränkt war, wie er sagte. Er sei auch ein Gründungsmitglied gewesen. Nach diesem Vortrag, verlangte ich das Mikrofon (Ein Mikrofon zu haben, bedeutet auch Macht! Und dieses Mikrofon hatte dauernd der Pater.) und teilte der Gruppe in einer längeren Replick mit, warum ich das Festhalten an diesem Ritus nicht verstehen könne und gegen extreme vorkonziliarische Gottesdienste sei, so wie die Mexikoreise 2008 von Drusberg im Programmheft ausgeschrieben worden ist. Der Einbezug des Volkes Gottes in der Landessprache erachte ich als absolut wichtig. Nur einfach die Epistel und das Evangelium auf Deutsch vorzulesen, ist zu wenig. Mexiko wird also auf zwei Arten missioniert, im ordentlichen und im ausserordentlichen Ritus. Das ergibt unweigerlich eine Spaltung. In Guadelupe wird in der Basilika beim Hauptaltar nur der ordentliche Ritus praktiziert. Am Montag, den 10. Nov. 08 schämte ich mich, als wir auf der Empore der Basilika mit Pater Leonhard an einem Seitenaltar lautstark die hl. Messfeier des Hauptraumes störten. Auch hier wäre doch eine Konzelebration von Pater Leonhard angebracht gewesen.
So erlebten wir zwei Extreme von Ritus während dieser Pilgerreise: den Gottesdienst mit Pater Ralph Hirsch im Süden der Stadt Mexiko in ordentlichem Ritus, von dem ich sehr begeistert war, und die Gottesdienste mit Pater Franz, wo ich das Gefühl von Disziplin und Druck bekam.
Das Abendessen in Mexiko-City an diesem Abend um 21 Uhr war dementsprechend frostig. Zwei Gruppen sassen einander gegenüber in sehr zügigem Wind (Überall standen die Türen und Fenster offen und der Winter war eingekehrt nach diesen 14 Tagen.) und sprachen nicht miteinander.
Donnerstag, 20. Nov. 2008
Am Vormittag um 8.15 Uhr teilt mir Joe Reichmuth mit, welches das Vormittagsprogramm ist. Der Rest der Gruppe hatte es erst nach unserem Weggang vom Abendessen bereinigt. Jedenfalls war die Mitteilung, dass man um 8.30 Uhr nach Guadelupe mit der Metro fahre viel zu kurzfristig. Wir hatten noch nicht gefrühstückt, die kleine Kerngruppe aber schon. Abgesehen davon, wollte mein Mann möglichst gar nichts mehr mit der Gruppe unternehmen, um die Gesichter nicht mehr zu sehen. Auf eigene Faust besuchten wir anhand von eigenen Reiseführern Orte in der Stadt, die wir nicht richtig gesehen oder erklärt bekommen hatten und die uns interessierten.
Nationalpalast in Mexiko-Stadt
Am Nachmittag nahm ich an der offerierten Bootsfahrt teil, nicht weil Frau Ruth Mennel sie offeriert hatte, sondern, weil ich hoffte, Frau Mennel dort zu treffen und ihr von meiner Warte her die schwierigen Umstände und Probleme der zweiwöchigen Reise schildern wollte. Leider konnte sie krankheitsbedingt nicht kommen, und wir mussten einmal mehr mit Carlos Vorlieb nehmen und natürlich wieder auf ihn warten, diesmal mehr als eine halbe Stunde nach der Bootsfahrt. Soviel Zeit brauchte er nämlich, um die Bootsrechnung zu bezahlen.
Auf der Bootsfahrt in Xochimilco
Im Bus auf der Heimfahrt zum Hotel läutete dann das Natel bei Carlos. Dieses wurde Patricia Schmid weitergereicht, die es wiederum Pater Franz nach hinten reichte. Ich hörte alles mit, obwohl ich ganz vorne sass und Pater Franz ganz hinten. Patricia hatte Sie mit dem Namen Schelbert begrüsst, und ich hatte Ihnen vor unserer Wegfahrt um 13 Uhr ein Mail geschrieben. Sie fragten nach, ob es stimme, was ich ihnen vom Vortag mitgeteilt hatte. Pater Franz sagte Ihnen auch beim ersten Anruf, dass Sie in einer Stunde wieder anrufen könnten, wir seien dann im Hotel und er könne dann frei reden, denn ich sitze im Bus. Das war aber wieder einmal schlecht geplant. Sie riefen ungefähr eineinhalb Stunden später an und wir waren immer noch auf der Heimfahrt im Bus, denn auf der weiteren Heimfahrt zum Hotel wurde ohne unser Wissen und ausser Programm (Die Wohlfühlkatholiken unserer Gruppe waren von Pater Franz orientiert worden, wir andern nicht.) einfach bei einer Kirche angehalten. Es gab 40 Min. Aufenthalt zum Besuch der Sarkopharge der ermordeten Jesuiten der mexikanischen Revolution. Gleichzeitig war eine Wandbildausstellung über ihr Leben an den Seitenwänden der Kirche.
Pater Franz und die Wohlfühlkatholiken unserer Gruppe begrüssten mich nicht, als ich zur Bootfahrt kam und sie sprachen den ganzen Nachmittag kein Wort mit mir. Am Abend beim Nachtessen um 19.30 Uhr hatten wir zum Glück zwei Tische mit je einer Hälfte der Teilnehmer. Mein Mann fastete, wollte niemanden mehr sehen, der ihn beschimpft hatte nach seinem Frust der Vortage.
Freitag, 21. Nov. 2008
Beim Frühstückstisch sagte ich zu den dort Anwesenden: «Grüss Gott, Hochwürden! Grüss Gott die andern!» Der Pater reagierte mit: «Da seht ihr wieder!» Ich korrigierte dann: « Grüss Gott, Hochwürden Herr Pater! Grüss Gott, Ida, Joe und Frau Walter!» Es ergab sich ein anfänglich gespanntes Gespräch mit dem Pater und meinem Mann, dann nach wenigen Minuten sprachen beide in anständigem Tone.
Vor unserer Wegfahrt nach Guadelupe um 12 Uhr schrieb ich Ihnen zwei Mails, die Rapporte 1 und 2. Vor 12 Uhr sprach auch ich etwa fünf Min. mit Pater Franz und erklärte ihm, dass es für mich zwei Arten von Katholizismus gebe, den Wohlfühlkatholizismus einzelner unserer Gruppe und den kämpferischen Katholizismus, den ich mein Leben lang (Ich bin 66) an der Öffentlichkeit vertreten hätte und der sehr viel Mut gebraucht habe. In meinen Kreisen in der Ausserschwyz gelte ich als konservativ. Was sind dann die Wohlfühlkatholiken unserer Gruppe? Ganz bestimmt erzkonservativ.
Vor dem Abfahren nach Guadelupe okkupierte der Pater mit seinem Gepäck die drei vordersten Sitze. Damit die Leute überhaupt sitzen konnten, musste nochmals umgeladen werden. Gott sei Dank wehrte sich da einmal jemand anders!
Auf dem Weg nach Guadelupe warb Pater Franz für seine auf dem Erscheinungshügel geplante hl. Messe. Ausser vieren besuchten alle die hl. Messe in der grossen Basilika. Es hatte um 13 Uhr eine spanische Messe mit spanischen Messgesängen. Um 16.15 Uhr war Treffpunkt bei der Johannes Paul II Statue. Darauf fuhren wir zum Flughafen. Beim Verabschieden – nach dem Reisesegen – reichte mein Mann dem Pater die Hand. Später sagte er mir, dass er am Morgen den ersten Schritt gemacht hätte und nicht etwa der Pater, wusste er doch von meinen mitgehörten Telefonaten im Bus vom Vortag, dass Sie als Reiseunternehmer gerne Frieden gehabt hätten.
Das Abendessen war dann um 23 Uhr im Flugzeug. Komische Halbpension! Ein bezahltes Mittagessen hätte drin liegen müssen.
Schlussbemerkungen
1. Für uns war die ganze Mexikoreise lauter Kirchenbesuch und archäologische Kraxlerei. Wer jung und fit war, hatte wesentlich mehr davon. Die Reise wäre aber ohne die Alten niemals zustande gekommen.
2. Drusberg fährt einen unehrlichen Kurs. Im ausgeschriebenen Programm dieser Mexikoreise stand nichts von geistlicher Leitung durch einen Priester der St. Peterbruderschaft. Niemals hätten wir unter diesen Umständen die Reise gebucht. Wir haben erst am 4. Nov. 08 im genaueren Programm erfahren, dass ein Geistlicher der St. Petersbruderschaft einen Teil der geistlichen Leitung übernehmen werde. In diesem Moment konnten wir unsere Reisebuchung nicht mehr ohne 100%-igem Verlust rückgängig machen. Dass wir dann zusätzlich für diese Richtung von Katholizismus Koffern auf unseren Namen einchecken mussten, ärgerte mich nachträglich.
3. Der Besuch ausser Programm nach Chalmas gefährdete das Leben alter Leute und die Unterlassung jeglicher Hilfeleistung von Seiten der Reiseleitung ist strafbar.
4. Die Gefährdung und körperliche Überstessung aus religiösem Fanatismus muss sofort bei Drusberg aufhören. Man soll auch auf einer Pilgerreise noch Mensch sein können.
5. Die Missionierung von Seiten der St. Petersbruderschaft über Drusberg-Reisen hat sofort aufzuhören oder muss explizit und klar im ausgeschriebenen Programm stehen.
Mit freundlichen Grüssen
MTMaissen
From: [email protected]
To: [email protected]
Subject: AW: Mexikoreise 2008
Date: Thu, 20 Nov 2008 00:40:21 +0100
Sehr geehrte Frau Maissen
Sehr geehrter Herr Maissen
Wir haben Ihr Mail erhalten. Es tut uns Leid, dass nicht alles so läuft, wie Sie sich das vorgestellt haben.
Der Ausfall von Ruth Mennel war für uns eine schwierige Situation. Sie entschuldigt sich auch sehr, dass sie die Reiseleitung und Führungen nicht übernehmen konnte.
Wir haben bereits schon Fühlung aufgenommen mit P. Leonhard und Ruth Mennel, um uns genauer über den Verlauf der Pilgerreise zu informieren. Gerne möchten wir aber von Ihnen noch wissen, wo genau die Probleme liegen (z. B. chaotisch, vorkonziliär). Es reicht auch, wenn Sie dies dann von zuhause aus tun.
In Mexico Stadt und Guadalupe haben Sie nun ja noch etwas mehr Freiheiten, u.a. was die hl. Messen betrifft. Nur müssten Sie sich bitte abmelden, wenn Sie nicht bei der Gruppe bleiben.
Mail vom 4. Dez. 2008
Sehr geehrter Herr Schelbert
Besten Dank, dass Sie sich Zeit für ein Gespräch mit mir genommen haben. So versteht man einander viel besser und merkt, wo der Schuh drückt.
Wie versprochen, sende ich Ihnen noch die Adresse von Pater Ralf Hirsch. Er ist der Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Kirchgemeinde St. Thomas Morus in Mexiko Stadt: Av. Vito Alessio Robles 206, Col. Florida 01030 México D.F., die zweisprachig spanisch-deutsch geführt wird. Siehe: www.morusmexiko.info. Seine Mailadresse lautet: [email protected] und seine Tel.-Nr. 04455 1301 6136. In der Kirchgemeinde arbeiten noch ein zweiter Geistlicher, P. Juan José Martens S.J. und zwei weitere Diakone, von denen ich auf Wunsch auch die Namen habe.
Die Pfarrei hat auch ein Pfarrbüro, geleitet von Yolanda Francés, Tel. und Fax 5554 6723 / 6981, [email protected]
Das Pastoralzentrum Satélite im Norden der Stadt wird von der Schönstätter Schwester Marie-Christin Diedrich geleitet. Sie ist dort Seelsorgerin und kommt jeden Sonntagvormittag auch zur hl. Messe in den Süden der Stadt. Ihre Mailadresse lautet: [email protected] und die Tel.-Nr. 5572 1857 und die Fax-Nr. 5393 9635. Ihre Adresse lautet: Calle Mariano Azuela 6, Circ. Novelistas (wahrscheinlich auch 01030 México D.F.) In Satélite finden die Gottesdienste jeweils am Sonntagnachmittag statt.
Es gibt auch periodisch Gottesdienste in deutscher Sprache in Léon, in Puebla, in Monterrey, in Guadalajara und in Lerma.
Mit freundlichen Grüssen
Mtmaissen
Hochzeits- und Festtagstorten-Ausstellung in Mexiko-Stadt