Gold und Euro

Gold und Euro (Juni 2005-06-03)

 

Prolog

Lange Zeit schien es der Dollar würde vom Euro „besiegt“

Allerdings gab es immer Aussenseiter, die dies bestritten.

Seit Januar steigt der Dollar wieder, trotz Irak und anderen Krisenregionen.

 

Stern Nr. 23 vom 2.6.05 liefert das Stichwort

Europa Frust

Arbeitslosigkeit

Hohe Preise

Haben wir uns am Euro verschluckt?

 

Siehe: Stoss gegen Euro – Stern Artikel

 

Zitate:
„Die Einheitswährung ist eine Wachstumsbremse für Deutschland“

Dieter Spettmann, ehemaliger Thyssen-Chef

 

„Die Einführung des Euro muss als eine der grössten wirtschaftlichen Fehlentscheidungen in Deutschland nach 1945 angesehen werden“

Peter Bohley: Finanzwissenschafter

 

Henrik Müller Sachbuchautor:

 

Sammlung der Wirtschaftsirrtümer

„Der Euro macht Europas Wirtschaft dynamischer“

Fazit: Die Einführung des Euro war ein politischer Entscheid.

Als Preis für die Einheit Deutschland zwischen Kohl und Mitterand beschlossen.


Lohndumping macht den Euro kaputt

VON WERNER VONTOBEL
01.04.2006 | 19:37:19

Fünf Jahre nach seiner Einführung ist der Euro praktisch kaputt. Schuld daran ist Deutschland, das die Länder des Euro-Raums mit seinem Lohndumping in eine tiefe Krise gestürzt hat.

Zwei Zahlen genügen, um das Problem zu illustrieren: In Deutschland sind die Lohnkosten pro produzierte Einheit seit 2002 um 1,6 Prozent gesunken. In Italien sind sie um 11 Prozent gestiegen. Italiens Produkte sind also im Vergleich zu den deutschen um 12,6 Prozent teurer geworden. Wie kann Italien unter diesen Umständen weiterhin mit Deutschland konkurrieren? Die Antwort lautet: Italien kann nicht. Deshalb hat das Land 2005 ein Leistungsbilanzdefizit von 21 Milliarden Dollar erlitten. Tendenz stark steigend. Deutschland hingegen weist einen Überschuss von 113 Milliarden aus. Tendenz ebenfalls stark steigend.

Professor Heiner Flassbeck, Chefökonom der UNCTAD, fasst diesen Befund wie folgt zusammen: «Die europäische Währungsunion ist praktisch gescheitert. Italien etwa kann seine Wettbewerbsfähigkeit nur durch eine jahrelange Deflation oder durch den Austritt aus dem Euroverbund zurückgewinnen. Letzteres ist die deutlich weniger schlechte Option.» Flassbeck muss es wissen. Er sass 1998/99 als Staatssekretär im deutschen Finanzministerium mit am Verhandlungstisch, als die Modalitäten der Währungsunion ausgearbeitet wurden.

Dazu Flassbeck: «Ich habe schon damals immer wieder darauf hingewiesen, dass eine Währungsunion nur funktionieren kann, wenn sich die Preise in den Mitgliederländern langfristig nicht auseinander bewegen.» Doch genau das ist passiert. Wie selbst die Europäische Zentralbank kürzlich festgestellt hat, haben sich die Lohnkosten und damit die Preise bei den Mitgliedern des Euro-Raumes systematisch auseinander entwickelt.

Der Grund dafür liegt im Versuch einzelner Ländern, sich durch tiefe Löhne einen Vorteil im internationalen Standortwettbewerb zu verschaffen, um so mehr exportieren zu können. Deutschland hat dieses Lohndumping 1996 mit dem so genannten «Pakt für Beschäftigung» sogar zur offiziellen Doktrin erhoben.

Doch die Exportüberschüsse des einen sind die Defizite der andern. Zu den Verlierern gehören neben Italien und Frankreich auch Spanien, Griechenland und vor allem Portugal. Das Land schlitterte Ende 2001 in eine Rezession – die sich als Falle erweisen sollte. Gefangen in der Währungsunion konnte sich Portugal weder mit einer Abwertung noch mit Zinsensenkungen und auch nicht mit einem staatlichen Ankurbelungsprogramm wehren. Stattdessen verschrieben ihm die Ökonomen von der EU-Kommission ein Sparprogramm mit der Folge, dass Portugal in eine Dauerkrise mit ständig steigenden Budgetdefiziten geraten ist.

Dem Opfer Portugal bleibt der Trost, dass es dem Dumping-Täter Deutschland nicht besser gegangen ist. Gemessen an der Binnennachfrage hat Portugal die letzten fünf Jahre sogar besser überstanden: Plus 2,6 Prozent für Portugal, minus 1,6 Prozent für Deutschland. Was mit einer guten Wirtschaftspolitik möglich gewesen wäre, zeigt Grossbritannien, dessen Binnennachfrage seit 2001 um 15,5 Prozent gestiegen ist. Im Klartext heisst das, dass die Regierung in Berlin den deutschen Arbeitnehmern mit ihrer verfehlten Wirtschaftspolitik zwei Monatslöhne weggenommen hat.

Wie geht es weiter? Deutschland könnte mit einer Politik der (stark) steigenden Löhne sich selbst (und die übrigen Euro-Länder) am eigenen Zopf aus dem Sumpf ziehen. Italien oder Portugal können entweder auf die deutsche Vernunft hoffen – oder die Währungsunion verlassen. Laut Flassbeck wäre das einfach: «Berlusconi muss bloss erklären, dass morgen ein Euro gegen 1000 Lira eingetauscht wird. Den Rest besorgt der Markt.»

In Brüssel sieht man es anders

Die Europäische Währungsunion ist ein Fiasko. Die Wachstumsraten im Euroraum waren in den letzten fünf Jahren nicht einmal halb so hoch wie in den übrigen Industriestaaten, die Beschäftigung nimmt ab, die Löhne sind unter Druck. Der Hauptgrund dafür liegt im Lohndumping mit dem Deutschland seine Exportindustrie schützen will.

Doch die Technokraten in Brüssel sehen das anders. Für sie wird Europa nicht durch Deutschlands Lohndumping bedroht. Sie sorgen sich vielmehr darüber, dass ausgerechnet das Tieflohn- und Tiefpreisland Deutschland mit seinen Staatsdefiziten Europas Inflation anheizen könnte. Um diese Gefahr abzuwenden, wollen sie Deutschland dazu zwingen, den Gürtel noch enger zu schnallen.

Auch die OECD in Paris, der Vatikan der Ökonomie, haut in dieselbe Kerbe. Im jüngsten OECD-Wirtschaftsbericht wird Deutschland ausdrücklich dafür gelobt, dass «die Arbeitszeitverlängerungen in einigen Branchen zu sinkenden Lohnstückkosten beigetragen» haben.

Inzwischen sind Deutschlands rekordtiefe Lohnstückkosten weiter damit beschäftigt, die übrigen Euro-Länder kaputt zu konkurrenzieren. Portugal ist jetzt schon ziemlich kaputt. Und wenn in Spanien demnächst der bisher grösste Immobilienboom zusammenbricht, wird auch dieses Land seine euro-bedingte Wettbewerbsunfähigkeit voll zu spüren bekommen.