Wohl bestand früher eine Wasserscheide. Sie mag etwa 10 km weiter westwärts als die heutige Maloja verlaufen sein. Der Bach aus dem Val Maroz, die Ordelegna und Albigna, waren die eigentlichen Innquellen; dies zeigt die Richtung ihres Oberlaufes. Nun frass sich aber die energiereiche Mera rückwärts in die alte Wasserscheide ein und zapfte den Morazbach (heute Mera), die Albigna und Predlegna ab, und leitete sie gegen Südwesten ab. Bei allen drei Bächen fällt das scharfe Umbiegen Richtung Bergell auf. Aber noch ein weiteres Problem landschaftlicher Umgestaltung drängt sich auf: die starke Deltabildung. Der
Bergsturzsee ist abgeteilt durch Flussdeltas.
Der einstmals langgestreckte Stausee ist nur im Laufe der Zeit durch die Deltas des Campfèr und des Fexbaches in drei Teile (St. Moritzer-, Silvaplaner- und
Silsersee) aufgespalten worden. Die Aufteilung dauert aber weiter an. So nähert sich das Delta des Fedozbaches schon stark dem gegenüberliegenden Ufer, und der Silvaplanerbach hat sein Delta so weit in den Silvaplanersee vorgetrieben, dass der Seezipfel von Campfèr beinahe ganz abgeschnürt ist. Das Engadin ist von hohen Bergketten eingerahmt. Sein Klima ist trocken wie im Wallis, doch infolge der hohen Lage viel kühler, so dass nur im Unterengadin kleine Äcker bestehen. Trotzdem zeugen die grossen Dörfer und grossen Häuser von Reichtum, den früher der Passverkehr und zusätzliche Arbeit im Ausland brachten. Das berühmte Engadinerhaus ist eine Art Familienburg, die dem Hochgebirgsklima angepasst ist. Im Keller befindet sich der Stall (Court), in dem in schneereichen, kalten Wintern auch die Leute vor der Kälte Schutz suchen. Im Erdgeschoss führt ein breiter Innenhof (Sulèr) zur gemauerten Küche und zur ebenfalls ausgemauerten Cheminade, dem feuersicheren Raum, ferner zu den Wohnräumen, zur Tenne und Scheune. Das Haus war ursprünglich aus Holz mit einem Mauermantel, der im Sommer kühl, im Winter warm hielt. Heute handelt es sich um Steinbauten. Die Fenster sind trichterförmig
eingetieft, und die Hauseingänge sind grosse Portale. Von Säumern und
Portern: Der wichtigste Mann in der Port war der Teiler. Am Verladeplatz standen die Säumer und Fuhrleute mit Pferd und Wagen an einer Reihe und warteten, bis der Teiler oder Rodmeister jedem von ihnen die Lasten zuteilte. In jeder Portengemeinde wechselte das Recht der Fuhre nach einer festen Reihenfolge, der sogenannten Rod (rod =Rad, auch kehren, wechseln). Jedes Mitglied der Port verpflichtete sich, den Reisenden und Waren sicheres Geleit und Schutz zu bieten. Durch eine Urkunde aus dem 13. Jahrhundert verlieh der deutsche Kaiser der Gemeinde Lenz das Portenrecht um tausend Gulden, mit der Verpflichtung, die Leute auf der Lenzerheide vor "Drachen" und wilden Tieren zu schützen. Jede Port besass ihre Grenze. Am Verladeplatz mussten die ankommenden Güter abgeladen und dem Säumer der nächsten Port übergeben werden. Dieser beförderte die Waren bis an die entgegengesetzte Grenze seiner eigenen Portengemeinde, wo er sie dem Säumer der nächsten Port übergab. Ein Säumer führte gewöhnlich sechs bis sieben Rosse. Diese bildeten einen "Stab". Manche Saumtiere trugen Glocken, deren Geklingel zeigte schon aus der Ferne den geschlossenen Säumerzug an. Die Führer entgegenkommmender Stäbe konnten sich so rechtzeitig nach einem günstigen Ausweichplatz umsehen. Im Winter und auch in unsicheren Zeiten wurde den Stäben und Wagen ein Mann als zusätzlicher Schutz mitgegeben. Der mehrmalige Umlad der Frachten brauchte viel Zeit. Darum benötigte der Transport von Chur nach Chiavenna erst sechs bis zehn Tage, nach dem Ausbau der Strasse nur noch fünf bis acht Tage. An der oberen Strasse zum Septimer bestanden die Porten Lenz, Tinzen, Bivio und Vicosoprano. Von Chur bis Chiavenna mussten die Waren viermal umgeladen werden. An jedem der genannten Orte stand eine Sust. Im unteren Raum des grossen Sustenhauses konnten die Wagen eingestellt und die Waren eingelagert werden. Da verlangte der Sustenmeister eine "Niederlagsgebühr". Im oberen Stock fanden Reisende und Kaufleute Herberge. Der Sustenmeister, der zugleich auch Teiler war, sorgte für Ordnung und sah überall zum Rechten. Waren konnten auch ohne Umlad von Chur bis Chiavenna befördert werden. Diese Art der Transporte hiess
Strackfuhr; sie brauchte nur die Hälfte der Zeit einer Rodfuhr.
Dokument 14: Der Tourismusverkehr soll gleich behandelt werden wie der Arbeitspendelverkehr und vollumfänglich im Gesetz integriert werden. Dementsprechend soll der Oberengadiner Sportbus- Betrieb unter Zusatzerschliessung laufen, und zudem sind Verkehrsberuhigungsmassnahmen zugunsten des öffentlichen Verkehrs erwünscht. Der Betrieb von Orts- und reinen Skibus-Linien soll hingegen in den Zuständigkeitsbereich der Gemeinden oder der betreffenden Bergbahnen fallen. Mit der Abgrenzung des Ortsbusses vom Gesetz will die finanzstarke Region Oberengadin vermeiden, für andere Ortsbusse, wie beispielsweise jene in Davos und Klosters, zahlen zu müssen. Die Gemeinde St. Moritz als Betreiberin eines Ortsbusses habe sich ebenfalls in diesem Sinne vernehmen lassen, bestätigt Gemeindevorstand Peter Barth. Wie Grossrat Jon Morell aus Sils im Engadin zur Finanzierung ausführt, sei im Bereich des öffentlichen Verkehrs eine Differenzierung in der Beitragshöhe im übrigen nicht gerechtfertigt. Besonderen Wert legen die Engadiner Grossräte auch auf den Einbezug zusätzlicher öffentlicher Transportmittel, wie etwa der Bahn. Eine wichtige Förderung des öffentlichen Verkehrs sei die Kursverdichtung sowie dessen Bevorzugung. Für die Bemessung der Bedienungsdichte seien auch die Gästebetten mitzuzählen. Gerade die Freizeit biete sich dafür an, mit einem attraktiven Angebot im öffentlichen Verkehr eine Langzeitwirkung zu erreichen.
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